Kurswechsel
Sachsen-Anhalt will Zahl der Medizinstudienplätze doch erhöhen
Ab Wintersemester 2024 soll es in Sachsen-Anhalt 390 statt wie bisher 370 Medizinstudienplätze geben. In der Landesregierung hat offenbar in dieser Frage ein Umdenkprozess stattgefunden.
Veröffentlicht:Magdeburg. Sachsen-Anhalts Ärzte fordern seit Jahren mehr Medizinstudienplätze. Jetzt scheint der Ruf auch Landespolitiker erreicht zu haben.
Trotz Landarztquote (in diesem Jahr erstmals von 20 auf 26 Studienplätze erhöht), Stipendien und zahlreicher anderer Förderungen – die ärztliche Versorgung bleibt in Sachsen-Anhalt angespannt. Mehr als 250 Hausarztstellen sind mittlerweile unbesetzt und Entwarnung ist nicht in Sicht.
So liege das Durchschnittsalter der Hausärzte bei 53,4 Jahren. 30 Prozent aller niedergelassenen Haus- und Fachärzte sind älter als 60 Jahre. „In den kommenden fünf werden mehr als 1.000 Haus- und Facharztsitze vakant“, sagt Dr. Jörg Böhme in einem Gespräch mit der Ärzte Zeitung. Der Vorstand der KV Sachsen-Anhalt begrüßt deshalb den Vorschlag von Wissenschaftsminister Professor Armin Willingmann, die Zahl der Studienplätze ab dem Wintersemester 2024 um 20 auf dann 390 zu erhöhen.
Eine Kehrtwende, denn trotz ihres Versprechens qua Koalitionsvertrag von 2021, die Anzahl der Studienplätze zu erhöhen, war die Regierung aus CDU, SPD und FDP in diesem Punkt immer wieder zurückgerudert.
KV-Vorstand: Politik hat Ernst der Lage erkannt
Noch im Januar dieses Jahres habe es laut einer Pressemitteilung des Wirtschaftsministeriums keinen Bedarf gegeben „die Studienplätze aufzustocken“. Böhme: „Wichtig für uns ist, dass die Politik nun endlich den Ernst der Lage erkannt zu haben scheint.
Die Tatsache, dass wir im demografisch ältesten Bundesland leben, impliziert schon heute einen deutlich höheren Versorgungsaufwand. Wir brauchen dringend mehr Ärzte im Land.“ Ob Absolventen aus anderen Bundesländern, die an den Unis Magdeburg und Halle studiert haben, zu einer mindestens fünfjährigen Tätigkeit in Sachsen-Anhalt verpflichtet werden sollten, müsse diskutiert werden, so Böhme. Sepp Müller, CDU-Ost-Beauftragter, hatte diese Forderung aufgestellt. „Es ist richtig, uns fehlen nicht nur Studienplätze, es bleiben auch zu wenig junge Ärzte im Land“.
Tatsache sei nun einmal, dass jeder Medizinstudienplatz Sachsen-Anhalt rund 300.000 Euro koste, das Bundesland somit die Ausbildung von Ärzten für andere Bundesländer finanziere. Böhme: „Vielleicht lässt sich der FDP-Vorschlag eher durchsetzen. Danach solle geprüft werden, ob Landeskinder bei der Studienplatzvergabe bevorzugt werden dürfen.“ (zie)