Corona-Krise
Sachsen steht vor hartem Lockdown
Wegen der dramatischen Situation in den Krankenhäusern des Freistaats will die Landesregierung auf ein altes Instrument zurückgreifen: den Lockdown.
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Ministerpräsident Michael Kretschmer kündigt für Sachsen einen „harten und klaren Wellenbrecher“ gegen die Pandemie an.
© Robert Michael/dpa
Dresden. Für Sachsen zeichnet sich während der vierten Welle der Corona-Pandemie ein harter Lockdown ab. Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) kündigte am Donnerstag im Landtag in Dresden einen „harten und klaren Wellenbrecher“ an. Er sprach davon, dass die Koalition aus CDU, Grünen und SPD dazu bereit sei und nannte eine Dauer von zunächst zwei oder drei Wochen. In den Wochen zuvor hatte er die bisherigen Maßnahmen in Sachsen schon als „letzte Ausfahrt vor einem Lockdown“ bezeichnet.
Sozialministerin Petra Köpping (SPD) hatte am Mittwoch, als die Überlastungsstufe für die sächsischen Kliniken ausgerufen worden war, gesagt, dies sei der „letzte Warnschuss“. Kretschmer zufolge ist die Situation in Sachsens Krankenhäusern schon jetzt zum Teil dramatisch. Der Ministerpräsident verglich die derzeitige Situation mit bereits gebrochenen Dämmen bei Hochwasserkatastrophen: „Wir können es nicht laufen lassen.“ Es brauche dringend jetzt ein Eingreifen und ein deutliches Reduzieren der Kontakte um 60 Prozent.
Zustimmung der Klinikvorstände
Zur Begründung verwies er auf Äußerungen von Wissenschaftlerinnen und Ärzten, die vor einer Überlastung der Krankenhäuser und vielen weiteren Toten warnten, wenn nicht schnell und entschlossen gehandelt werde. Bei einer Online-Konferenz am Mittwochabend hatten sich sächsische Klinikvorstände für einen Lockdown ausgesprochen.
Darüber hinaus sah Kretschmer einen „direkten Zusammenhang zwischen der geringen Impfquote und der hohen Inzidenz“ im Freistaat. Die Impfquote ist mit 57 Prozent die niedrigste bundesweit, die Infektionsrate mit aktuell rund 760 die höchste. Als eine Ursache machte Kretschmer eine „anhaltende gezielte Desinformation in sozialen Netzwerken“ aus. „Wer über Monate Lügen hört, wird am Ende nicht mehr wissen, was die Wahrheit ist.“ Er warf denjenigen, die die „Pandemie jetzt noch leugnen und dieses Spiel immer noch betreiben“, vor, sich schuldig zu machen. (sve)