Medizinstudium
Uni-Rektorin sieht Studiengang Medizin in Bremen skeptisch
Ein Vollstudiengang Medizin in der Hansestadt aufzubauen, wäre „ein riesiger Kraftakt“, sagt Rektorin Jutta Günther. Dabei spielen auch Tierversuche eine Rolle.
Veröffentlicht:Bremen. Mehr Hürden als Chancen für einen Medizinstudiengang im Land Bremen – unter anderem, weil Bremen die Tierversuche einschränken will. Jutta Günther, seit einem halben Jahr Rektorin der Universität Bremen, sieht einen Studiengang für Medizin an der Weser skeptisch. Einen Vollstudiengang in Bremen aufzubauen wäre „ein riesiger Kraftakt“, sagte Günther am Sonntag dem Bremer Fernseh-Lokalmagazin „buten un binnen“. Eine Infrastruktur für die Vorklinik, Klinik und praktische Ausbildung bräuchte viel Zeit und Geld. Günther verwies auf die rund 250.000 Euro, die es den Staat koste, einer Ärztin oder einen Arzt auszubilden. Hinzu kämen die Kosten der Infrastruktur. Günther rechnet hier mit einem dreistelligen Millionenbetrag.
Der Bremer CDU-Fraktion in der Bürgerschaft hatte im vergangenen Herbst appelliert, in Bremen einen Vollstudiengang Medizin zu installieren. Diese Forderung sei angesichts von bundesweit rund 5000 fehlenden Medizinstudienplätzen nachvollziehbar, räumte Günther ein.
Kooperation mit Oldenburg?
Teillösungen, etwa in Kooperation mit dem erst zehn Jahre alten Medizinstudiengang an der Carl von Ossietzky Universität im nahe gelegenen Oldenburg, sieht Günther offenbar als einen möglichen Weg, „den man weiterhin diskutieren könnte, wenn es um die Frage geht: Was können wir am Standort Bremen leisten, und wo ließen sich Kräfte mit einer anderen Universität bündeln?“ Allerdings sehe der Masterplan Medizinstudium genau das Gegenteil einer Fragmentierung der Ausbildung zu, nämlich eine stärkere Verzahnung von Theorie und Praxis.
Im Übrigen bräuchte eine medizinische Fakultät auch Forschung, um Spitzenpersonal rekrutieren zu können. Sie wäre durch das Bremer Hochschulgesetz, das derzeit novelliert wird, behindert. Denn das Gesetz sieht vor, die Tierversuche einzuschränken. Günther: „Auch das ist ein Aspekt, den wir Bremen nicht aus den Augen verlieren sollten, wenn wir einerseits an etwas Großes wie den Medizinstudiengang denken, andererseits aber auch an bestehende Studiengänge wie Neurowissenschaften oder Biologie.“ (cben)