Hoffnung auf bessere Zeiten
Unimedizin Mainz stellt sich personell komplett neu auf
Der Kaufmännische Direktor verlässt noch in dieser Woche die Uniklinik. Professor Ralf Kiesslich wird zum Jahresbeginn neuer Vorstandschef.
Veröffentlicht:Mainz. Nach jahrelangen Querelen und finanziell sehr schlechten Zeiten steht die Mainzer Unimedizin nun vor einem nahezu kompletten personellen Neuanfang bei den Führungspositionen. So wird der bisherige Kaufmännische Vorstand Christian Elsner die Uniklinik Mainz bereits zum Ende dieses Monats verlassen. Eigentlich wäre sein Vertrag noch bis 2026 gelaufen.
Elsner erhalte eine Abfindung von 500.000 Euro, sagte der Staatssekretär im Gesundheitsministerium, Dr. Denis Alt, bei der Vorstellung der Personalentscheidungen am Mittwoch in Mainz. Seine Position übernimmt die bisherige Kanzlerin der Universität Mainz, Dr. Waltraud Kreutz-Gers. Sie tritt ihr neues Amt zum 1. November dieses Jahres an – zunächst übergangsweise für ein Jahr.
Zwischen Elsner und einzelnen Klinikdirektoren hatte es in der Vergangenheit häufiger erhebliche Spannungen gegeben. So warfen die Klinikleiter ihm immer wieder einen zu rigiden Sparkurs vor.
Neuer Medizinischer Vorstand und Vorstandsvorsitzender der Unimedizin wird zum 1. Januar 2024 Professor Ralf Kiesslich. Er ist seit 2016 Ärztlicher Direktor der Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken in Wiesbaden.
Für Kiesslich ist die Mainzer Uniklinik vertrautes Terrain. Hier hat er Medizin studiert, 1996 mit magna cum laude seine Dissertation abgeschlossen, die Facharztausbildung zum Internisten absolviert, sich habilitiert und eine Professur erhalten.
Neben seiner medizinischen Laufbahn mit zahlreichen Auslandsaufenthalten hat der 53-Jährige Vater dreier Kinder in den Jahren 2010/2011 auch ein Fernstudium der Gesundheitsökonomie an der Deutschen Elite Akademie absolviert.
Kombination aus wissenschaftlicher und Managementkompetenz
Kiesslich zeichne eine „beeindruckende Kombination von medizinischer Fachkenntnis, wissenschaftlicher Erfahrung und ausgeprägter Managementkompetenz aus“, so Alt. Der mehrfach ausgezeichnete Internist löst Professor Norbert Pfeiffer ab, der 14 Jahre lang an der Spitze der Unimedizin Mainz gestanden hat.
Pfeiffer werde noch bis zum offiziellen Ende seines Vertrages am 31. März 2024 der neuen Führungsmannschaft als Ansprechpartner zur Verfügung stehen, hieß es. Er sei lange Zeit das Gesicht der Unimedizin Mainz gewesen und habe vor allem auch in der Pandemie sehr gute Arbeit geleistet, würdigte der Staatssekretär den ausscheidenden Vorstandschef.
Neuer Wissenschaftlicher Vorstand soll zum 1. April kommenden Jahres Professor Thomas Kamradt werden. Der 63 Jahre alte Immunologe ist derzeit noch in gleicher Position sowie als Dekan am Uniklinikum Jena tätig. Für seine Berufung ist allerdings noch die Wahl im Fachbereichsrat notwendig.
Der bisherige Wissenschaftliche Vorstand Professor Ulrich Förstermann scheidet planmäßig aus seinem Amt aus.
Neuer Aufsichtsratschef wird zum 1. Januar 2024 Gesundheitsminister Clemens Hoch. Er löst seinen Staatssekretär Denis Alt (beide SPD) ab. „Das soll ein Signal an die Beschäftigten sein, wie wichtig die Unimedizin sei“, sagte Hoch.
Pflegevorständin bleibt als einzige an Bord
Personelle Kontinuität gibt es nur auf der Position der Pflegevorständin. Der Vertrag von Marion Hahn wird um ein weiteres Jahr bis Ende Januar 2025 verlängert.
Die Unimedizin Mainz steht vor erheblichen Herausforderungen. So wurde im vergangenen Jahr ein Defizit von 65,1 Millionen Euro verzeichnet. Für dieses Jahr wird ein Minus von 57 Millionen Euro erwartet.
Zudem sind erhebliche Baumaßnahmen in den historischen, häufig denkmalgeschützten Unibauten notwendig. Ein Baumasterplan sieht bis 2038 Investitionen in Höhe von 2,2 Milliarden Euro vor. Eventuell könne es dafür auch einen eigenen Bauvorstand geben, kündigte Hoch an.
Der Landesgesundheitsminister will in diesem Jahr noch Vorschläge für eine Reform des Universitätsmedizingesetzes vorlegen. Besonders wichtig ist für ihn, dass der Pflegevorstand ein volles Stimmrecht im Vorstand bekommt, sagte Hoch.
Die Unimedizin hat laut Hoch etwa 9.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und einen Jahresumsatz von etwa einer Milliarde Euro. Forschung und Lehre würden im kommenden Jahr mit 120 Millionen Euro finanziert. Das sei eine Steigerung um 20 Prozent im Vergleich zu den Vorjahren, sagte Hoch. „Es wird Zeit, dass die Menschen, die an der und für die Universitätsmedizin arbeiten, sich wieder als Ganzes mit dieser Institution identifizieren können“, so der Minister.