Brandenburgs Ärzte zur Versorgung nach der Wahl
Wenig Geld und viele Herausforderungen
Die Kassen sind leer geräumt, mahnt Brandenburgs KV-Chef Peter Noack. Doch nicht nur darum müsse sich die nächste Bundesregierung kümmern. Brandenburgs Ärzte erwarten vor allem, dass endlich die Probleme an der Sektorengrenze gelöst werden.
Veröffentlicht:Potsdam. „Es wird zur Sache gehen in der nächsten Legislaturperiode.“ Mit diesen Worten fasste der Professor für Management im Gesundheitswesen an der Technischen Universität Berlin, Reinhard Busse, am Freitagabend zusammen, was viele im Saal dachten: Auch, um ihr 30-jähriges Bestehen mit einjähriger Verspätung doch noch zu begehen, hatte die Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg (KVBB) Ärztevertreter sowie Akteure des Gesundheitswesens eingeladen, um über Erwartungen an die Politik nach der nächsten Bundestagswahl zu diskutieren.
Und schnell wurde deutlich, dass vor allem das Verhältnis zwischen Krankenhäusern und niedergelassenen Fachärzten zu einem der wichtigsten Themen der kommenden Jahre werden dürfte.
Zu viele stationäre Patienten?
„Das System wird teurer durch die Überbenutzung der normalen Dinge“, sagte Busse. In Deutschland würden 50 Prozent mehr Patienten in einem Krankenhaus behandelt, als in anderen europäischen Ländern. „Wir müssen uns fragen, warum das so ist“, ergänzte er. In Deutschland gebe es dieselbe Zahl an Notfällen wie in Dänemark oder anderen Ländern. „Der Unterschied ist: Hier bleiben 50 Prozent der Patienten dann stationär im Krankenhaus, in anderen Ländern sind es nur 25 Prozent.“
Ähnlich äußerte sich der Vorstandsvorsitzende der Landeskrankenhausgesellschaft Brandenburg, Dr. Detlef Tropens. „Das Thema Fachärzte wird sicher ein Problem werden müssen.“ Die wichtigsten Verbündeten des Krankenhauses seien die Hausärzte im ländlichen Raum. „Die Einzelfacharztpraxis ist hingegen vielleicht ebenso ein Auslaufmodell wie das sehr, sehr kleine Krankenhaus, das nicht mehr zeitgemäß ist“, sagte Tropens. Man wünsche sich seitens der Krankenhäuser eine bessere Zusammenarbeit mit dem niedergelassenen Bereich. „Und ich wünschte mir, die Sektorengrenzen auch so überwinden zu können, dass sie auch verlässlich finanziert sind.“
Kliniken tragen gerade einmal ein Drittel der ambulanten Op
Eine intensivere Zusammenarbeit mit den Krankenhäusern wünschte sich auch der Landesvorsitzende des Berufsverbands niedergelassener Chirurgen, der Wittstocker Mediziner Dr. Ralf Greese. „Die Fachärzte müssen Angebote von den Krankenhäusern im Rahmen der intersektoralen Versorgung bekommen“, so Greese. „Das ist eine sehr gute Symbiose.“ Heute würden zwei Drittel der ambulanten Operationen im niedergelassenen Bereich erbracht, ein Drittel in den Krankenhäusern. Die Niedergelassenen litten aber unter „unglaublichen Zusatzkosten“ im Bereich von Hygienekonzepten, der Patientensicherheit und dem Datenschutz. „Wenn ich eine Pinzette sterilisieren lasse über eine Fremdfirma, kostet mich das 3,67 Euro“, berichtete Greese. „Da muss ich schon in mich gehen und fragen, ob man das so noch machen kann.“ Die Kostenfrage müsse in den nächsten Jahren verstärkt gestellt werden. „Wir brauchen Zulagen zu ambulanten Op, die etwa aufwendig in der Hygienedokumentation sind.“
KV-Chef: Magere Honorarabschlüsse programmiert
Und auch der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg, MU Dr. (CS) Peter Noack, fürchtet künftig finanzielle Schwierigkeiten im Gesundheitswesen. „Egal, wer in der 20. Legislaturperiode regiert: Das Geld wird knapper sein, denn die Kassen sind relativ leer geräumt“, sagte Noack. „ Mit dem Spruch `Krankenkassen sind keine Sparkassen´ und mit entsprechenden, teils notwendigen Gesetzen hat Spahn die Rücklagen der Kassen, den Gesundheitsfonds deutlich angezapft.“ Es sei in den nächsten Jahren „keinesfalls sicher“ eine Konjunktur zu erwarten, die diese Kassen wieder vollständig und schnell füllt. Magere Honorarabschlüsse für die Ärzte würden deswegen wohl bittere Realität bleiben.