Sachsen-Anhalt

„Wie kriegen wir die Ärzte aufs platte Land?“

Nicht nur das Land, auch die Ärzte selbst müssten bei der Nachwuchssuche liefern, meint Sachsen-Anhalts Gesundheitsministerin.

Von Petra Zieler Veröffentlicht:

Wernigerode. Landarztnachwuchs, hausarztzentrierte Versorgung, Physician Assistant – die Allgemeinmediziner Sachsen-Anhalts hatten auch auf ihrem 30. Hausärztetag viel zu besprechen.

„Wie kriegen wir die Ärzte aufs platte Land?“ Eine Frage, mit der sich der Landesvorsitzende des Hausärzteverbands, Dr Stefan Andrusch, an die eigenen Kollegen, aber auch an Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD) wandte. Und die lieferte. „Beim vergangenen Hausärztetag habe ich ihnen versprochen, die Landarztquote auf den Weg zu bringen. Das ist geschehen. Auch die Kostenzusage für das Auswahlverfahren durch die KVSA ist erteilt. Ab Wintersemester 2020/21 beginnen die ersten Landärzte in spe ihr Studium.“

Doch nicht nur das Land, auch die Ärzte selbst müssten liefern, meint die Ministerin. So sollte eher das Schöne des Berufs hervorgehoben als Bürokratie und lange Arbeitszeiten, sollten verstärkt moderne Strukturen und Netzwerke in den Fokus rücken. „Ich wünschte mir mehr Ärztenetze im Land, die zukunftsfähig sind, in denen Ärzte kooperieren und sich gegenseitig Rückhalt geben.“ Die beiden bestehenden Netze im Raum Magdeburg/Schönebeck und Halberstadt seien eindeutig zu wenig.

Aktuell bereite das Terminservicegesetz viel Bauchschmerzen – und das auch mit Blick auf die hausarztzentrierte Versorgung. Ein Grund seien die geforderten offenen Sprechstunden bei Fachärzten, die zudem die erfolgreich praktizierte Überweisungssteuerung, die KVSA, AOK und TK in Sachsen-Anhalt auf den Weg gebracht hatten, auszuhebeln drohen. Dringliche und sehr dringende Termine für die Patienten werden danach direkt und innerhalb weniger Tage zwischen Haus- und Facharzt vereinbart und von den Kassen honoriert.

Auch Kay Nitschke, Geschäftsführer Markt bei der AOK Sachsen-Anhalt, ist unsicher. „Die Überweisungssteuerung ist sinnvoll und hat sich über Jahre bewährt. Wir müssen gemeinsam schauen, ob wir sie trotz TSVG aufrecht erhalten können. Formal ist das schwierig.“

Derzeit sei die AOK dabei, wieder verstärkt für die hausarztzentrierte Versorgung zu werben. Die Zahl der eingeschriebenen Versicherten drohte unter 300.000 (insgesamt 700.000 Kunden) zu rutschen. „HZV ist unser Primärarztsystem. Und es ist eindeutig erwiesen, dass HZV-Patienten gesünder leben.“

In der Kritik der Hausärzte stand auch die Ausbildung zum Physician Assistant in Sachsen-Anhalt. Mit beiden Unis des Landes sei mittlerweile eine entsprechende Zielvereinbarung abgeschlossen worden.

„Wir sind das einzige Bundesland, das für diesen Beruf eine universitäre Ausbildung vorsieht‘, sagt Dr. Jörg Böhme aus Stendal. Er befürchtet, dass damit ambulante Aspekte im Curriculum außen vor bleiben und Studenten eher auf den Einsatz in stationären Einrichtungen vorbereitet werden. Ministerin Grimm-Benne zeigte sich davon überrascht – sie will das Thema noch einmal auf die Tagesordnung zu setzen und verspricht den Ärzten eine schnelle Antwort.

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