Weltrekord

90 Studierende reanimieren gleichzeitig

In Berlin haben 90 Teilnehmer aus 32 Nationen gleichzeitig reanimiert – und damit einen neuen Weltrekord aufgestellt. Im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung" berichten die Organisatoren von den Tücken der Idee.

Von Philipp Humbsch Veröffentlicht:
Weltrekordversuch im Reanimieren: Zwei Studenten machen vor, wie es geht.

Weltrekordversuch im Reanimieren: Zwei Studenten machen vor, wie es geht.

© Privat

BERLIN. 90 Gummipuppen im Foyer der Europauniversität Viadrina in Frankfurt an der Oder: Was wie ein schlechter Absolventenscherz anfängt, hat einen ernsten Hintergrund. "Wir wollen den Zugang zu Kenntnissen der Ersten Hilfe für möglichst viele ermöglichen, und das kostenlos", erklärt Robert Gintrowicz, Charité-Student vom Pépinière Verein.

Und so sind es natürlich nicht irgendwelche Gummipuppen, die Medizinstudenten in die brandenburgische Universität gebracht haben, sondern Reanimationspuppen. Sie sind Teil eines Weltrekordversuches, der die Wichtigkeit der Ersten Hilfe ins Bewusstsein rücken soll.

Die Studenten haben es sich zum Ziel gesetzt, Menschen aus möglichst vielen Nationen gleichzeitig Reanimationspuppen reanimieren zu lassen – mit Erfolg, sie stellten einen neuen Rekord auf.

Hygiene bleibt ein Problem

Einen ähnlichen Rekord hatte es bereits in der Uniklinik Köln gegeben, dort hatten in einem Reanimationsmarathon 144 Teilnehmer aus 74 Nationen nacheinander dieselbe Puppe reanimiert.

An der Viadrina wählten die Medizinstudenten ein anderes Format: "Wir haben das Hygieneproblem bei diesem Marathon nicht zufriedenstellend lösen können, darum haben wir uns dazu entschlossen, dass alle an einer eigenen Puppe reanimieren", berichtet Gintrowicz.

Während die normale Einwirkzeit für Desinfektionsmittel bei 30 Sekunden liegt, hatte der Guinness World Records Verlag eine Wechselzeit zwischen zwei Teilnehmern von maximal fünf Sekunden vorgeschrieben – der Weltrekord war für die Medizinstudenten allein daher schon "unknackbar".

Durch das neue Format aber genügten ihnen 90 Teilnehmer aus 32 Nationen, die gleichzeitig reanimierten. "Wir sind stolz auf dieses Ergebnis, das hat so noch keiner gemacht", sagt Gintrowicz.

Positiver Nebeneffekt: Die benutzen Reanimationspuppen werden – gereinigt – weiter verwendet und zur Ausbildung an Grundschulen genutzt. Denn das is

 das eigentliche "Geschäft" des Vereins: Pépinière, von Medizinstudenten vor einem Jahr gegründet, setzt es sich zum Ziel, kostenlos Erste-Hilfe-Kenntnisse zu vermitteln. Normalerweise bilden die Medizinstudenten Grundschüler in Brandenburg und Berlin aus. Mehr als 2500 Schüler wurden seit letztem Jahr in durch die Initiative "Jeder kann ein Held sein" geschult.

"Wir stellen unsere Reanimationspuppen jedem zur Verfügung, der diese für kostenlose Ausbildungen nutzen will, so erreichen wir indirekt mehr und ermöglichen mehr Menschen den Zugang zu dem lebensrettenden Wissen", erklärt Gintrowicz.

Aufmerksamkeit fürs Thema

Derweil planen die Studenten die nächsten Aktionen: "Wir haben viele positive Rückmeldungen bekommen, und nach der guten Erfahrung mit dem Weltrekord machen wir sicher auch in diese Richtung weiter."

Sie sind zufrieden mit ihrem neuen Rekord. Vor allem wollten sie damit Aufmerksamkeit auf das Thema lenken. Für ihr Engagement wurde die Truppe bereits mehrfach ausgezeichnet, unter anderem von Bundesinnenminsterium, der Stiftung Bildung und Gesellschaft und von der Charité.

"Wir sind stolz auf dieses Ergebnis, das hat so noch keiner gemacht."

Robert Gintrowicz, Charité-Student

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Kommentare
Thomas Georg Schätzler 18.07.201709:41 Uhr

Fragwürdige Namensgebung?

Zitat nach
https://de.wikipedia.org/wiki/Pépinière

Pépinière (frz. für Baumschule)...
Geschichte 1795–1919
Nach der Kanonade von Valmy 1792 erkannte der preußische König Friedrich Wilhelm II., dass es um das Können der Wundärzte der Armee nicht zum Besten stand. Um dem abzuhelfen, befahl er, in Berlin eine chirurgische Pépinière, eine „Pflanzstätte“ für Militärärzte, zu errichten. Dort wurde ein volles medizinisches Studium geboten, ergänzt durch militärische Kenntnisse (z. B. Kartenkunde) und Sport. Das Studium war frei und die Studenten hatten Kost und Logis im Institut. Wer privat wohnte, bekam einen Zuschuss. Die Studenten nannten sich „Pfeifhähne“, was eine Verballhornung des Wortes Pépinière durch Berliner Gassenjungen war. Es wurden nur so viele Studenten angenommen wie Militärärzte gebraucht wurden. Der Andrang war groß: Von zehn Bewerbern konnte nur einer genommen werden.
Die Ausbildung an der Pépinière dauerte vier Jahre. Für Studenten, die sich verpflichteten, danach für acht Jahre Dienst als Militärchirurgen zu tun (so genannte „Eleven“), erfolgte die Ausbildung auf Staatskosten mit zusätzlichem Sold. Damit gab es erstmals auch für Kinder aus weniger begütertem Hause die Möglichkeit einer chirurgischen Ausbildung.
„1910 war für die gewachsene Akademie nach fünfjähriger Bauzeit ein repräsentativer, großzügiger Gebäudekomplex entstanden mit Zentralheizung und mit Brausebädern im Keller. Zur Einweihung kamen SM der Kaiser und IM die Kaiserin, rechts stand eine Ehrenkompanie des 2. Garde-Grenadierregiments mit der Regimentsmusik, links die drei Corps in Wichs bzw. Couleur mit Fahne. Der Kaiser schritt mit dem Generalstabsarzt der Armee, Professor Dr. med. v. Schjerning, Ehrenmitglied aller drei Corps, die Front ab und besichtigte das Haus: Die Hörsäle, die Festsäle, die Bibliothek, welche die größte Sammlung ärztlicher Literatur Europas beherbergte, Casinos für Studenten, Unterärzte (klinische Semester) und Sanitätsoffiziere, Turnsäle, in denen auch gepaukt werden durfte, und die Zimmer für Studenten, je ein Schlaf- und ein Wohnzimmer gemeinsam für zwei Studenten (die Examenssemester hatten ein Zimmer für sich). Es müssen 400 Studenten dort gewohnt haben. Am Portal stand: Scientiae Humanitati Patriae.“
1919 wurde die Kaiser-Wilhelms-Akademie als Auflage des Friedensvertrages von Versailles aufgelöst.(Zitat Ende)

M. E. keine passende Namensgebung für einen Medizinstudenten-Verein "Pépinière", um kostenlose Erste-Hilfe-Kenntnisse in Brandenburg und Berlin zu vermitteln.

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund (geboren in Berlin-Tempelhof, klin. Studium an der FU-Berlin)

P.S.: "Die Pépinière-Corps waren Studentenverbindungen an der Pépinière, die ab 1895 Kaiser-Wilhelms-Akademie für das militärärztliche Bildungswesen hieß. Die drei Corps Franconia, Suevo-Borussia und Saxonia verlegten 1919 ihren Sitz von Berlin an die neue Universität Hamburg."
https://de.wikipedia.org/wiki/Pépinière-Corps

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