EU-Bericht
Bor im Spielschleim, Phthalate in Kunststoffpuppen
Über das europäische Schnellwarnsystem nahmen die Warnmeldungen zu verschiedenen Produkten 2019 wieder zu, berichtet die EU-Kommission. Viele davon betreffen Spielzeuge.
Veröffentlicht:Brüssel. Die EU-Kommission hat in ihrem Schnellwarnsystem RAPEX seit Beginn des Coronavirus-Ausbruchs bis zum 1. Juli bereits 63 Warnmeldungen zu Gesichtsmasken sowie je drei Warnmeldungen zu Schutzanzügen, Handdesinfektionsmitteln und UV-Lampen („tragbare UV-Sterilisatoren“) registriert.
„Jede dieser Warnmeldungen bezog sich auf Produkte, die nach speziellen Tests der nationalen Behörden als gefährlich eingestuft wurden“, erläuterte Didier Reynders, EU-Kommissar für Justiz und Verbraucherschutz.
Zwischen dem 1. März und dem 1. Juli seien zehn nicht näher konkretisierte „Folgemaßnahmen“ in Bezug auf Gesichtsmasken sowie eine Folgemaßnahme zu einem Handdesinfektionsmittel ergriffen worden, was zu einer weiteren Harmonisierung der Maßnahmen gegen solche Produkte und damit zur Verbesserung des Verbraucherschutzes in ganz Europa geführt habe, wie die Kommission am Dienstag zur Vorstellung des RAPEX-Jahresberichtes 2019 erläuterte.
Zehn Prozent mehr Warnmeldungen
Laut Bericht tauschten Behörden der 31 am Schnellwarnsystem teilnehmenden Länder – neben den EU-Sataten sind das Großbritannien, Norwegen, Island und Liechtenstein – über das System 2243 Warnmeldungen zu gefährlichen Produkten aus, was zu 4477 Folgemaßnahmen geführt habe. Dies entspreche einem Anstieg um zehn Prozent gegenüber Vorjahr und um 63 Prozent gegenüber 2015.
Die ergriffenen Maßnahmen reichten laut Kommission von der Rücknahme über die Vernichtung von Produkten durch Händler und Einzelhändler, noch bevor sie überhaupt die Verbraucher erreichten, bis hin zu Produktrückrufen. Mehr als die Hälfte der beanstandeten Produkte stammten laut Bericht aus China (einschließlich Hongkong).
Spielzeug führend bei Warnmeldungen
Auf die Produktkategorie Spielzeug seien mit 29 Prozent die meisten Warnmeldungen entfallen, gefolgt von Autos (23 Prozent) und Elektrogeräten und -zubehör (8,0 Prozent). Zu Kosmetika, Bekleidung, Textilien und Modeartikel sowie Babyartikel und Bedarf für Kinder habe es ebenfalls viele Warnmeldungen gegeben.
Die am häufigsten gemeldeten Risiken standen laut Bericht mit 27 Prozent im Zusammenhang mit Produkten, von denen eine Verletzungsgefahr (beispielsweise Brüche oder Gehirnerschütterungen) ausgeht, gefolgt von chemischen Bestandteilen in Produkten (23 Prozent) sowie Erstickungsgefahr für Kinder (13 Prozent).
Gefährliche Chemikalien dominieren bei Warnungen zu Spielzeugen
Eine dominierende Rolle auf der „Safety Gate“ genannten Website des Schnellwarnsystems spielen Jahr für Jahr die Warnmeldungen über chemische Risiken. Diese Meldungen beziehen sich auf eine lange Reihe chemischer Stoffe, die verboten sind, weil sie eine ernste Gefahr darstellen – vor allem für Kinder.
2019 wurde in 47 Prozent aller Warnmeldungen zu Spielzeug mitgeteilt, dass darin gefährliche Chemikalien gefunden worden seien. „Schon seit mehreren Jahren wird das Vorhandensein von Phthalaten in Kunststoffpuppen verzeichnet. Im Jahr 2019 gab es darüber hinaus viele Warnmeldungen zu Spielschleim, der Bor enthält“, heißt es. Diese beiden Chemikalien gelten für Kinder als reproduktionstoxisch.