Flugzeugabsturz

Co-Pilot soll Krankheit verheimlicht haben

Der Co-Pilot der abgestürzten Germanwings-Maschine war laut Staatsanwaltschaft am Tag des Absturzes krank geschrieben, habe dies aber wohl vor dem Arbeitgeber verschwiegen. Unterdessen bestätigt das Uniklinikum Düsseldorf Berichte, wonach Andreas L. dort Patient war.

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BERLIN. Der Co-Pilot des abgestürzten Germanwings-Fluges hat nach Erkenntnissen der Ermittler vor seinem Arbeitgeber eine Erkrankung verheimlicht.

Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf fand in der Wohnung des 27-Jährigen "zerrissene, aktuelle und auch den Tattag umfassende Krankschreibungen", wie die Staatsanwaltschaft Düsseldorf am Freitag mitteilte. Abschiedsbrief oder Bekennerschreiben wurden nicht gefunden.

Ermittler hatten am Donnerstag zwei Wohnungen des Mannes durchsucht, der aus Montabaur bei Koblenz stammte und seit 2013 als Copilot für Germanwings flog.

Sichergestellt wurden demnach Dokumente, "die auf eine bestehende Erkrankung und entsprechende ärztliche Behandlungen hinweisen", erklärte die Staatsanwaltschaft.

Über die Art der Erkrankung wurde nichts mitgeteilt, die Ermittler hatten aber nach Hinweisen auf ein psychisches Leiden gesucht.

Eine Sprecherin von Germanwings sagte, wenn der Co-Pilot die Krankschreibung nicht selbst eingereicht habe, habe das Unternehmen davon keine Kenntnis bekommen.

Uniklinik bestätigt: Andreas L. war hier Patient

Unterdessen bestätigte das Universitätsklinikum Düsseldorf Medienberichte, wonach Andreas L. dort Patient war. "Meldungen, wonach Andreas L. wegen Depressionen in unserem Haus in Behandlung gewesen sei, sind jedoch unzutreffend", erklärte eine Sprecherin.

Auskünfte über eventuelle Krankheiten des Mannes machte die Klinik nicht, auch nicht, in welcher Abteilung er Patient war.

Der Copilot sei erstmals im Februar 2015 und zuletzt am 10. März als Patient am Uni-Klinikum vorstellig geworden. "Es handelte sich um diagnostische Abklärungen", teilte die Klinik mit.

Einzelheiten unterlägen der ärztlichen Schweigepflicht. Die Krankenakten würden der ermittelnden Staatsanwaltschaft Düsseldorf übergeben.

Die Klinik werde die Ermittlungen nachdrücklich und vorbehaltlos unterstützen, sagte der Ärztliche Direktor des Universitätsklinikums, Prof. Klaus Höffken.

Der 27-jährige Andreas L. steht im Verdacht, den Piloten des Flugs 4U 9525 aus dem Cockpit ausgesperrt und den Airbus mit 150 Menschen an Bord mit voller Absicht auf Todeskurs gebracht zu haben.

Rettungskräfte: Über 400 Leichenteile gefunden

Die Rettungskräfte am Absturzort der Germanwings-Maschine haben bisher nur Leichenteile sammeln können. "Wir haben bisher keinen einzigen intakten Körper geborgen", sagte ein Sprecher der Gendarmerie am Freitag am Einsatzort in Seyne-les-Alpes.

Er sprach von rund 400 Leichenteilen, die gefunden worden seien. Es gebe einige Übereinstimmungen mit den DNA-Proben, die bei Angehörigen der Opfer genommen worden seien. Die Identifizierungen sollten erst bekanntgegeben werden, wenn alle erfolgt seien.

Gauck bei Trauerfeier in Haltern

Bundespräsident Joachim Gauck nahm am Vormittag an einem Gedenkgottesdienst im westfälischen Haltern teil.

16 Schüler und zwei Lehrerinnen des dortigen Gymnasiums waren an Bord des Airbus, der am Dienstag auf dem Flug von Barcelona nach Düsseldorf in den französischen Alpen an einem Bergmassiv zerschellte.

Gauck versprach den Angehörigen der Absturzopfer Unterstützung. Es entstehe ein "Band des Mitleidens und Mittrauerns", sagte er nach dem Gottesdienst in Haltern. Er wurde von Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft begleitet.

Die Bergungsarbeiten, die am Freitag in den vierten Tag gingen, können sich in dem unwegsamen Gelände hinziehen. Besondere Aufmerksamkeit gilt der Suche nach dem zweiten Flugschreiber, der weitere Erkenntnisse zum Geschehen im Cockpit liefern könnte.

Die Fluggesellschaft Germanwings, eine Lufthansa-Tochter, eröffnet am Samstag in der Nähe der Absturzstelle ein Betreuungszentrum für Angehörige.

Der Bundesrat gedachte zu Beginn seiner Sitzung am Freitag der Opfer, unter denen laut Auswärtigem Amt 75 Deutsche waren.

Die Auswertung des Stimmenrekorders hatte ans Licht gebracht, dass der Co-Pilot seinem Kollegen nach einem Toilettengang nicht mehr die automatisch verriegelte Cockpit-Tür öffnete.

Danach soll er nach derzeitigem Ermittlungsstand das Flugzeug eigenmächtig auf Sinkflug gebracht haben. Bis zuletzt ist auf der Aufnahme schweres Atmen zu hören.

Deutsche Airlines verschärfen Cockpit-Regeln

Die deutschen Fluggesellschaften zogen schnell Konsequenzen und verschärften mit sofortiger Wirkung ihre Regeln für die Besetzung im Cockpit. Kein Pilot darf sich bis auf Weiteres mehr allein dort aufhalten. Weltweit reagierten auch viele andere Airlines.

Die Zwei-Personen-Regel fürs Cockpit gilt für deutsche Airlines erst einmal vorläufig. Dies sei nach Abstimmungen mit dem Verkehrsministerium und dem Luftfahrt-Bundesamt so beschlossen worden, teilte der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) am Freitag mit.

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) begrüßte die Verschärfung. "Das Vier-Augen-Prinzip im Cockpit ist eine richtige Überlegung", sagte er. EU-Behörden denken ebenfalls über neue Empfehlungen nach. Kurzfristige Maßnahmen würden geprüft, hieß es.

Zusätzlich wurde auf Konzernebene erstmals ein Sicherheitspilot ernannt. Bislang hatte es nur bei den einzelnen Fluggesellschaften Sicherheitspiloten gegeben. Die neue Funktion übernimmt der Sicherheitspilot der Lufthansa, Werner Maas, zusätzlich.

Auch in Großbritannien ändern die meisten Airlines ihre Regeln nach einer Empfehlung der Flugsicherheitsbehörde. Die skandinavische Fluggesellschaft SAS, Air Baltic, Norwegian und Air Canada führen nach eigenen Angaben ebenfalls das Vier-Augen-Prinzip ein.

Von Air France hieß es, man verfolge aufmerksam die Entwicklungen und die Untersuchungsergebnisse. (dpa/eb)

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Kommentare
Dr. Wolfgang P. Bayerl 27.03.201520:17 Uhr

aber ich kann auch den Co-Piloten NICHT verstehen

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Sandra Badzinski 27.03.201513:42 Uhr

Arbeitsdruck

Der Druck, den viele Menschen in ihrem Job ausgesetzt sind, macht auch nicht vor den Piloten halt. die tagtägliche hohe Verantwortung, die Passagiere zu befördern, gleich sicher auch der hohen Verantwortung die wir Ärzte und Pflegende im Job haben. Grade auch junge Menschen halten dem Druck nicht stand, übermäßiger Ehrgeiz und das Gefühl mithalten zu müssen, macht die Situation oft nicht besser...vom Konkurrenzgerangel mal ganz abgesehen. Es gibt mittlerweile so viele Menschen mit Burnout, in allen Berufgruppen, ob es Lehrer, Arzt, Sportler oder Mannager sind...die Gesellschaft verlangt einfach viel zu viel ab von Unmenschlichkeit kann man fast schon sprechen. Wer nicht standhalten kann wird ausgegrenz, ersetzt. Welcher Mensch hat davor keine Angst? Das ist ein großes Problem in unserer momentanen, Marktwirtschaftlichen Situation und um diese Dinge zu ändern, sind nicht nur die Teamleiter, Cfefs und Firmenbosse gefragt, da muss auch die Politik eingreifen und Regeln schaffen, dass die Menschen wieder befreit und ohne Zwang und Druck arbeiten können. Wir leben zwar im 21 Jh. aber die Bedingungen sind eher wie im Mittelalter oftmals.Ich trauere um die Opfer und die Angehörigen haben mein vollstes Mitgefühl und Beileid, aber ich kann auch den Co-Piloten verstehen, schrecklich, wenn ein Mensch so verzweifelt ist, dass er so etwas tut um seinen Problemen und Ängsten zu entkommen. Wenn wir alle achtsamer, aufmerksamer, mitfühlender und vorallem menschlicher miteinander umgehen würden, wäre dieses Unglück vielleicht zu verhindern gewesen...? Leider sind sich die Menschen heutzutage oft selbst am nächsten...schade! Egoismus ist das Motto...!

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