Dr. Death - der schlimmste Massenmörder Großbritanniens
Jahrelang tötete der britische Hausarzt Dr. Harold Shipman unbemerkt vorwiegend ältere Damen mit einer Überdosis Morphium. Trotz diverser Hinweise legte lange Zeit niemand dem Doktor das Handwerk.
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Vier Jahre nach seiner Verurteilung beging Harold Shipman im Gefängnis Selbstmord.
© Rickett/dpa
Manchester, 2. Februar 2000. Ein englisches Gericht hat den 54jährigen Allgemeinarzt Dr. Harold Shipman aus Manchester zu 15 lebenslangen Haftstrafen verurteilt.
Der seit mehr als 30 Jahren praktizierende Arzt wurde für schuldig befunden, mindestens 15 seiner Patienten durch Morphium-Überdosen umgebracht zu haben. Damit ist Shipman Großbritanniens schlimmster Massenmörder.
Das schrieb Anfang Februar 2000 der England-Korrespondent der "Ärzte Zeitung" im Aufmacher auf Seite eins. Und was sich damals bereits abzeichnete, sollte sich in den darauffolgenden Monaten bestätigen.
"Er könnte noch mehr Menschen auf dem Gewissen haben - gestern bereitete die Staatsanwaltschaft 23 neue Mordanklagen vor", schrieb Arndt Striegler, der bis heute regelmäßig über das britische Gesundheitswesen in der "Ärzte Zeitung" berichtet.
Die Geschworenen sahen es vor Gericht als erwiesen an, dass Shipman über einen Zeitraum von 30 Jahren als General Practitioner "systematisch und kaltblütig" vorwiegend ältere Patientinnen umbrachte. Unklar waren seine Beweggründe.
Beobachter des 57 Tage dauernden Gerichtsverfahrens meinten, dass der verheiratete Shipman "eine perverse Lust am Töten" entwickelt habe. In einem Fall hatte der Arzt versucht, das Testament einer ermordeten Patientin zu fälschen. Das wurde ihm zum Verhängnis und ermöglichte seine Verurteilung.
Indizien nicht ernstgenommen
Besonders erschreckend war aber, dass alle öffentlichen Institutionen Indizien für die Verbrechen Shipmans nicht ernst nahmen. Mehrfach hatten Bestattungsunternehmen die Polizei darauf aufmerksam gemacht, dass "überdurchschnittlich viele ältere Damen", die bei Shipman in Behandlung waren, plötzlich und unerwartet starben. Der Arzt war der Polizei als methadonabhängig bekannt.
Die lokale Gesundheitsbehörde wusste, dass die Mortalitätsraten in Dr. Shipmans Praxis "zehnmal über dem Landesdurchschnitt" lagen. Doch weder Polizei noch ärztliche Selbstverwaltung griffen ein. Die Polizei ging schon am Tag der Urteilsverkündung davon aus, dass der Arzt noch viele weitere seiner Patienten umgebracht habe.
Ein Jahr später ergab eine Untersuchung im Auftrag des Gesundheitsministeriums, dass Shipman vermutlich 265 Patienten ermordet hatte. Der Arzt ging als Dr. Death in die britische Kriminalgeschichte ein.
Shipman nahm sich am 13. Januar 2004 im Gefängnis von Wakefield das Leben. Seine Leiche konnte lange nicht bestattet werden, weil Shipmans Witwe Primrose die Zustimmung zum Begräbnis verweigerte.