50. Todestag von Albert Schweitzer

Ein Arzt ohne Grenzen

Lambaréné ist sein Werk: Albert Schweitzers Urwaldhospital steht als Zeichen der Hilfe für andere. 50 Jahre nach seinem Tod ist seine "Ehrfurcht vor dem Leben" mit Blick auf Flüchtlinge aktueller denn je.

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Undatiertes Archivbild von Albert Schweitzer, der am 4. September 1965 in Lambarene (heute Gabun) starb.

Undatiertes Archivbild von Albert Schweitzer, der am 4. September 1965 in Lambarene (heute Gabun) starb.

© dpa

LAMBARENE/STRASSBURG. Er war wohl einer der ersten Ärzte ohne Grenzen. Der dreifach promovierte Albert Schweitzer ließ Philosophie und Theologie in Europa hinter sich, um als Mediziner in Afrika vor allem eines zu tun: Kranken und Bedürftigen zu helfen.

1913 gründete er ein Krankenhaus am Ogooué-Fluss in Französisch-Äquatorialafrika, aus dem später auch das heutige Gabun hervorging.

Der Name Lambaréné steht noch immer als Synonym für gelebte Hilfe. In dem berühmten Urwaldhospital starb der 90-Jährige am 4. September 1965.

50 Jahre später bemühen sich gemeinnützige Organisationen weltweit, neben der Unterstützung für das Krankenhaus auch das geistige Erbe des Multitalents wachzuhalten.

Die Schweitzersche "Lehre der Ehrfurcht vor dem Leben" ist gerade in Zeiten von Hass und Übergriffen auf Flüchtlinge topaktuell.

"Ethik ist ein Kompass, der uns hilft in einer Welt, in der alles drunter und drüber geht", sagt Miriam Böhnert, Leiterin des Deutschen Albert-Schweitzer-Zentrums in Frankfurt am Main.

Allerdings fällt es heute nicht mehr so leicht wie noch zu seinen Lebzeiten, Schweitzer zu vermitteln. "Es ist schwierig, an junge Leute heranzukommen", berichtet Böhnert. Ein knalliges "Schweitzer-Video auf Youtube" ist nicht ihre Sache.

200 Albert-Schweitzer-Schulen in Deutschland

Selbst in den rund 200 Albert-Schweitzer-Schulen in Deutschland seien "viele Lehrer schlicht überfordert". Auch finanzielle Unterstützung wird laut Böhnert zur Altersfrage: "Die meisten Spender sind 50 plus."

Einhard Weber, Vorsitzender des Deutschen Hilfsvereins für das Albert-Schweitzer-Spital, kann noch prägende persönliche Erinnerungen abrufen.

So trägt für ihn etwa das Jahr 1954 zwei Überschriften: "Fußballweltmeisterschaft für Deutschland und Friedensnobelpreis für Schweitzer." Schweitzer hatte die Auszeichnung zwar zwei Jahre zuvor zugesprochen bekommen, nahm sie aber erst 1954 entgegen.

Dass große Ereignisse wie ein WM-Titel und die Leistung eines einzelnen Menschen ähnlich viel Aufmerksamkeit erfahren, kann Weber heute nicht mehr beobachten. "Dabei ist Schweitzers Ethik jenseits der Religion aktuell wie nie."

Weber zählt als Beispiele die Klimaentwicklung genauso auf wie Atomrüstung oder Umweltfragen. Der Philosoph, Theologe und Mediziner Schweitzer engagierte sich als Pazifist gegen die Atombewaffnung und für den Umweltschutz.

Als Deutscher geboren

Noch als deutscher Staatsangehöriger wurde der Sohn eines Pfarrers am 14. Januar 1875 im elsässischen Kaysersberg geboren.

Erst mit dem Vertrag von Versailles wurde Schweitzer 1920 zum Franzosen. Für Vereinschef Weber war er aber vor allem polyglott.

Nach dem Studium von Theologie und Philosophie entschied sich Schweitzer für eine Ausbildung zum Mediziner, um Menschen direkt helfen zu können. Mit Ehefrau Helene reiste er 1913 nach Afrika, um sein später so berühmtes Urwaldkrankenhaus zu gründen.

Die Nachricht vom weißen Doktor und Missionsarzt verbreitete sich schnell im zentralafrikanischen Land. Der Mediziner erarbeitet sich den Ruf eines Nganga, eines Heilers, der mit überirdischen Kräften selbst noch aus der Ferne Gutes bewirken kann.

Die Finanzierung von Lambaréné war schon damals nicht gesichert. Der Arzt sammelte in Europa mit Vortrags- und Konzertreisen Geld für sein Projekt.

Leidenschaftlicher Organist

Schweitzer war ein versierter Organist, der für seine Interpretationen von Johann Sebastian Bach bekannt war. Über den Komponisten hatte er schon 1908 eine Monografie verfasst.

Auch heute ist das Krankenhaus in Trägerschaft einer internationalen Stiftung in finanziellen Nöten. Im vergangenen Jahr wurden rund 27.000 Menschen dort behandelt, etwa 250 Mitarbeiter stehen dafür bereit.

Doch während von Stiftungen aus Deutschland und der Schweiz laut Vereinschef Weber jährlich zusammen etwa 650.000 Spendeneuro fließen, will die Regierung in Gabun ihre Zuschüsse drastisch kürzen. Im laufenden Haushalt fehlen bereits rund 500.000 Euro. (dpa)

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