Gender Pay Gap
Einkommensschere zwischen Männern und Frauen schließt sich – vorerst
Nach einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung ist der Abstand bei den Verdiensten zwischen Männern und Frauen in der Corona-Krise gesunken. Von Dauer ist dieser Trend aber wohl nicht.
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Noch gibt es in vielen Branchen einen Einkommensunterschied zwischen Frauen und Männern. In Maßen hat die Krise offenbar dazu geführt, dass sich der sogenannte Gender Pay Gap verringert.
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Düsseldorf. Der Gender Pay Gap, also der Verdienstabstand zwischen Männern und Frauen, könnte sich in der Pandemie verringert haben. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Das habe allerdings wenig mit Verbesserungen bei den Fraueneinkommen zu tun, sondern damit, dass in der ersten Welle der Pandemie mehr Männer als Frauen arbeitslos geworden sind und in Kurzarbeit mussten. Deshalb seien die Einkommen der Männer im Mittel stärker unter Druck geraten, heißt es.
Mittlerweile könnte sich dieser Effekt allerdings wieder umkehren, denn die Arbeitsmarktentwicklung sei für Frauen im Januar dieses Jahres schlechter gewesen, als die der Männer. Zudem erhielten verheiratete Frauen wegen des Ehegattensplittings bei Arbeitslosigkeit oder Kurzarbeit häufig niedrigere Sozialleistungen. Das schmälere ihre Einkommen.
Homeschooling und Kinderbetreuung vor allem Frauensache
Gleichzeitig nehme der Rückstand von Frauen bei der durchschnittlichen Erwerbsarbeit (Gender Time Gap) pandemiebedingt zu, so die Forscherinnen des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Stiftung, Dr. Ivonne Lott und Dr. Aline Zucco . Denn vor allem Frauen würden in der Pandemie die Arbeitszeit reduzieren, um bei geschlossenen Schulen und Kitas Kinder zu betreuen. Die Forscherinnen sehen die Gefahr, dass ein Teil dieser Arbeitszeitreduzierungen auch nach dem Ende der akuten Krise nicht zurückgenommen werden könne, wenn der Arbeitgeber kein Interesse an einer Aufstockung der Arbeitszeit habe.
„In der Gesamtschau spricht vieles dafür, dass sich die bereits vor der Krise existierenden Ungleichheitsstrukturen in der Krise verschärfen und damit auch langfristig zu einer wachsenden Ungleichheit zwischen den Geschlechtern führen könnten, wenn nicht rechtzeitig gegengesteuert wird“, lautet das Fazit der wissenschaftlichen Direktorin des WSI, Professor Bettina Kohlrausch.
Mehr betriebliche Unterstützungsmaßnahmen nötig
Die Studienautoren machen einige Vorschläge, mit denen aus ihrer Sicht gleichstellungspolitische Folgen der Krise aufgehalten oder abgefedert werden könnten:
- Die institutionelle Kinderbetreuung sollte ausgebaut und besser ausgestattet werden. Das gewährleiste auch mehr Stabilität in Krisen.
- Betriebliche Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf sollten besser gefördert werden. Dazu zählen die Autorinnen betriebliche Angebote zu orts- und zeitflexiblen Arbeitsmöglichkeiten.
- Soziale Dienstleistungsberufe sollten aufgewertet werden. (chb)