"Es ist wie eine Art Hausgeburt in der Klinik"

In Bonn ist der deutschlandweit erste Hebammenkreißsaal an einer Uniklinik entstanden.

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KÖLN (dad). Mit ihrem ärztefreien Hebammenkreißsaal stößt die Uniklinik Bonn auf gute Resonanz. Verläuft die Geburt unproblematisch, bleiben die Frauen ausschließlich in der Obhut der Hebamme, nur bei Komplikationen kommt ein Arzt hinzu. Zur Zeit entbinden dort 15 Frauen im Monat. Bleibt die Nachfrage konstant, wird das Angebot ausgebaut, berichtet Andreas Kocks von der Pflegedirektion.

Vor allem Frauen, die eine natürliche Geburt bevorzugen und gleichzeitig nicht auf die Sicherheit der ärztlichen Betreuung verzichten wollen, entscheiden sich für eine Entbindung im Hebammenkreißsaal. "Man kann sagen, die Geburt ist eine Art Hausgeburt in klinischem Setting", fasst Kocks das Konzept zusammen. Bonn hat bundesweit den ersten Hebammenkreißsaal an einer Uniklinik.

Kocks sieht das Angebot nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung des ärztegeleiteten Kreißsaals. Dies bestätigt Professor Ulrich Gembruch, Direktor der Abteilung für Geburtshilfe und Pränatale Medizin: "Wir haben Frauen gewonnen, die wir vorher nicht erreicht haben, da sie vielleicht Angst vorm Krankenhaus haben." Auch diese Frauen könnten jetzt von der Sicherheit, die eine Klinik bietet, profitieren.

Meistens sei die Anwesenheit eines Arztes nicht vonnöten, weil die Einstufung der Schwangeren mit Hilfe des interdisziplinär erarbeiteten Kriterienkatalogs erfolgt sei, erklärt Gembruch. Problematische Entwicklungen ließen sich trotz intensiver Anamnese jedoch nicht ausschließen. "Dies liegt auch daran, dass der Spagat zwischen Risikogeburten und physiologischen Geburten in einer Uniklinik besonders groß ist", sagt Kocks.

Eine Kosten-Wirksamkeitsanalyse dieses Modells steht noch aus. Den Einsparungen im medizinischen Bereich steht eine personalintensive Betreuung gegenüber, sagt Kocks. "Der Hebammenkreißsaal soll kein Modell zur Kostensenkung sein, sondern ein Modell zur Gesundheitsförderung."

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