Podiumsdiskussion in Leipzig

Hausarzt Erik Bodendieck: Klimaschutz und Gesundheit immer berücksichtigen!

Der Präsident der Sächsischen Landesärztekammer Erik Bodendieck appelliert, dass Klimaschutz ernster genommen werden muss: von der Politik, beim individuellen Verhalten, bei gesellschaftlichen Belangen.

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Engagiert in Sachen Klimaschutz: Melanie Gerhards, Psychotherapeutin aus Leipzig,  und Erik Bodendieck, Präsident der Sächsischen Landesärztekammer, bei einer von Health Future Leipzig am Samstag in Leipzig organisierten Podiumsdiskussion.

Engagiert in Sachen Klimaschutz: Melanie Gerhards, Psychotherapeutin aus Leipzig, und Erik Bodendieck, Präsident der Sächsischen Landesärztekammer, bei einer von Health Future Leipzig am Samstag in Leipzig organisierten Podiumsdiskussion.

© Sven Eichstädt

Leipzig. Der Präsident der Sächsischen Landesärztekammer, Erik Bodendieck, hat eine stärkere Berücksichtigung des Klimaschutzes bei politischen Entscheidungen gefordert. „In allen Ministerien müssen Klimaschutz und Gesundheit verortet und bei allen Entscheidungen mitgedacht werden, damit wir ins Handeln kommen“, verlangte Bodendieck am Samstag in Leipzig. „Der Klimawandel wird zwar in Sonntagsreden betont, kommt aber im täglichen Handeln nicht an.“

Der Kammerpräsident hatte an einer Podiumsdiskussion teilgenommen, die Health for Future Leipzig auf dem Marktplatz in Leipzig organisiert hatte. „Als Hausarzt setze ich mich für die Vorbeugung von Krankheiten ein – angesichts der Umweltprobleme für die Gesundheit müssen wir nicht nur unser individuelles Verhalten, sondern auch die gesellschaftlichen Verhältnisse ändern“, fügte Bodendieck an. „Gesundheitsfördernde und klimaresiliente Städte sind in Zukunft unabdingbar.“

Mehr Herzinfarkte und Schlaganfälle, mehr Diabetes, mehr Fehlgeburten ...

Melanie Gerhards, Psychotherapeutin aus Leipzig und bei Health for Future Leipzig aktiv, berichtete über die Auswirkungen von Hitze und Feinstaub auf die Gesundheit. „Unser Körper verträgt deutlich weniger Hitze als gedacht“, sagte sie. „Kinder und ältere Menschen sind besonders betroffen davon, da sie weniger gut schwitzen können.“ Nierenversagen, Herzinfarkte und Schlaganfälle träten bei hohen Temperaturen deutlich häufiger auf.

Im Jahr 2022 seien in der Bundesrepublik 4.800 Menschen an Auswirkungen von Hitze gestorben. Durch die Belastung mit Feinstaub sei die Lebenserwartung im Durchschnitt um zwei Jahre gesunken. Und: Durch die Auswirkungen von Feinstaub gebe es 20 Prozent mehr Fälle von Diabetes, außerdem komme es öfter zu Fehlgeburten und Herzinfarkten.

... Konflikte, Auseinandersetzungen und: neue Infektionskrankheiten

„Wenn wir eine menschengerechte Stadt wollen, können wir nicht alles so lassen wie es ist“, schätzte die Sozialbürgermeisterin von Leipzig, Dr. Martina Münch (SPD), ein, die auch Ärztin ist und sich ebenfalls an der Podiumsdiskussion beteiligte. „Das bringt Konflikte und Auseinandersetzungen mit sich.“ Als Beispiel verwies Münch auf Proteste, die nach dem Umwandeln von Autospuren in einen Radweg vor dem Hauptbahnhof in Leipzig aufgekommen waren. „Wir müssen ins Handeln kommen“, ergänzte Münch. „Es ist wichtig, dass wir nicht nur die Krankheit, sondern den Menschen als Ganzes behandeln.“

Bodendieck wies darauf hin, dass durch den Klimawandel ganz neue Infektionskrankheiten aufträten, mit denen er zum Beispiel in seiner Praxis in Wurzen konfrontiert sei. „Es muss in der Gesellschaft ankommen, dass Veränderungen nötig sind“, sagte der Kammerpräsident. „Der Klimawandel bringt ganz aktuelle Veränderungen mit sich, auf die wir reagieren müssen.“ (sve)

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