3. Preis Charity Award 2024

Herz-Kreislauf-Stillstand: Wie Menschen mit Hilfe einer App gerettet werden

Freiwillige, geschulte Ersthelfer werden beim Herz-Kreislauf-Stillstand eines Patienten über eine App alarmiert. Sie sind oft schneller am Einsatzort als der Rettungsdienst und retten Leben: Der Verein „Region der Lebensretter“ ist mit diesem innovativen Rettungskonzept mit dem dritten Preis des Springer Charity Awards geehrt worden.

Veröffentlicht:
Preisverleihung mit Professor Michael Müller vom Verein "Region der Lebensretter"

Freute sich über den 3. Platz beim Charity Award: Der 1. Vorsitzende des Vereins „Region der Lebensretter“, Professor Michael Müller. Umrahmt bei der Preisübergabe von Moderatorin Ive Fehring (l.), der Jury-Vorsitzenden Professorin Monika Kellerer sowie dem Vorsitzenden der Geschäftsführung von Springer Medizin, Fabian Kaufmann.

© Marc-Steffen Unger

Aufregung in der Rush-Hour: Mitten auf dem Zebrastreifen erleidet ein Patient einen Herz-Kreislauf-Stillstand. Bis der Rettungswagen da ist, kann es Minuten dauern – für eine Reanimation ist das häufig zu spät. Ein neues Projekt soll nun die Überlebenschancen von betroffenen Menschen steigern.

In einer Zeit, in der jede Sekunde zählt, hat sich die „Region der Lebensretter“ als Vorreiter in der Notfallversorgung etabliert. Dieses innovative Projekt, das bereits in 63 deutschen Landkreisen umgesetzt wird, wie der 1. Vorsitzende des Vereins, Professor Michael Müller, am Donnerstagabend bei der Springer Medizin Gala berichtete, revolutioniert die Art und Weise, wie Ersthilfe bei Patienten mit einem Herz-Kreislauf-Stillstand geleistet wird.

Springer Medizin Gala 2024: die Preisverleihung

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Die Gala im Video: Die Verleihung des Galenus-von-Pergamon-Preises und des Charity Awards am 17. Oktober 2024 in Berlin.

Die Idee ist ebenso simpel wie effektiv: Freiwillige und zugleich geschulte Ersthelfer werden über eine Smartphone-App alarmiert, wenn in ihrer Nähe ein medizinischer Notfall eintritt. Diese „Lebensretter“ können oft schneller am Einsatzort sein als der Rettungsdienst und somit wertvolle Zeit überbrücken.

Der Verein Region der Lebensretter e.V. hat seit 2018 ein App-basiertes System etabliert, mit dem Rettungsleitstellen registrierte Ersthelfende über Smartphone in der unmittelbaren Nähe des Notfalls orten und alarmieren können. Sie werden über die App alarmiert und gefragt, ob sie den Einsatz übernehmen und ob sie zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit dem Auto zum Einsatzort gelangen können.

Überlebenschance deutlich höher

Diese geschulten Retter, die in den ersten 3-5 Minuten nach einem Herz- Kreislauf-Stillstand eintreffen, können die Überlebenschance der Patienten verdoppeln bis vervierfachen. Durch das intelligente Zusammenspiel aller Komponenten des Systems „Region der Lebensretter“ könnten nach Angaben des Vereins jedes Jahr in Deutschland zusätzlich 10.000 Leben gerettet werden – viele davon ohne jede Beeinträchtigung.

Nicht jeder Bürger, der Interesse an diesem Projekt hat, darf als Helfer mitmachen. Es gibt einen Kriterienkatalog: Geeignet ist qualifiziertes Personal aus Hilfsorganisationen, Feuerwehren und Gesundheitsberufen, und nichts geht dabei ohne eine permanente spezielle Schulung.

Springer Medizin Gala 2024

Die Preisverleihung des Galenus-von-Pergamon-Preises und des Springer Medizin Charity Awards in Bildern: Impressionen der Springer Medizin Gala 2024.
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Bereit für ein besonderes Event: Am 17. Oktober fand die Springer Medizin Gala 2...
Bereit für ein besonderes Event: Am 17. Oktober fand die Springer Medizin Gala 2024 statt.

© David Samuel Vogt

Wohl gestimmt trafen die Besucher am frühen Donnerstagabend im Axica in Berlin e...
Wohl gestimmt trafen die Besucher am frühen Donnerstagabend im Axica in Berlin ein - in freudiger Erwartung auf die Preisverleihung.

© David Samuel Vogt

Fürs Fotoalbum konnten sich die Gala-Besucher ablichten lassen.
Fürs Fotoalbum konnten sich die Gala-Besucher ablichten lassen.

© David Samuel Vogt

Führten gemeinsam durch den Gala-Abend: Die Moderatorin Yve Fehring und Denis Nö...
Führten gemeinsam durch den Gala-Abend: Die Moderatorin Yve Fehring und Denis Nößler, Chefredakteur der Ärzte Zeitung.

© Marc-Steffen Unger

Zwei Preise für außergewöhnliche Leistungen: Mit der Galenus-von-Pergamon-Medail...
Zwei Preise für außergewöhnliche Leistungen: Mit der Galenus-von-Pergamon-Medaille werden herausragende Arzneimittel-Innovationen und pharmazeutische Grundlagenforschung in Deutschland ausgezeichnet. Und mit dem Springer Charity Award wird ehrenamtliches Engagement geehrt.

© Marc-Steffen Unger

Netzwerken ist in der Forschung wichtig - die Galenus-Gala bietet dafür den rich...
Netzwerken ist in der Forschung wichtig - die Galenus-Gala bietet dafür den richtigen Raum.

© Marc-Steffen Unger

Die Eröffnungsrede hielt Fabian Kaufmann, Vorsitzender der Geschäftsführung des ...
Die Eröffnungsrede hielt Fabian Kaufmann, Vorsitzender der Geschäftsführung des Springer Medizin Verlags.

© Marc-Steffen Unger

Konnte dieses Jahr leider nicht vor Ort sein: Die Schirmherrin des Galenus-von P...
Konnte dieses Jahr leider nicht vor Ort sein: Die Schirmherrin des Galenus-von Pergamon-Preises, Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger, schickte eine Videobotschaft.

© David Samuel Vogt

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Den Galenus-Preis für Grundlagenforschung erhielt Dr. Marcus Conrad (2.v.r) vom Helmholtz-Zentrum München. Professorin Marianne Dieterich (2.v.l) überreichte die Medaille im Namen der Jury.

© Marc-Steffen Unger

Blick ins Axica in Berlin - zur Gala gehört natürlich ein Dinner.
Blick ins Axica in Berlin - zur Gala gehört natürlich ein Dinner.

© David Samuel Vogt

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20 Jahre stand Professor Erland Erdmann (2.v.l.) an der Spitze der Galenus-Jury. Mit 80 Jahren verabschiedete er sich nun aus seinem Amt. Natürlich nicht ohne Laudatio - diese hielt Fabian Kaufmann.

© Marc-Steffen Unger

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Professorin Monika Kellerer, Jurypräsidentin für den Charity Award und Ärztliche Direktorin am Marienhospital Stuttgart, bei der Laudatio für die Preisträger.

© Marc-Steffen Unger

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Für die Gewinner des Charity Awards geht die Auszeichnung auch mit einem für die Vereine und Initiativen wichtigen Preisgeld einher. Insgesamt werden 60.000 Euro und zusätzlich ein Medienpaket ausgelobt.

© Marc-Steffen Unger

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Freuten sich über den zweiten Preis der Springer Charity Awards: Deborah Scholz-Hehn und Moritz Jägemann von der „Aktion Junge Suchtmedizin“.

© Marc-Steffen Unger

Erklärte warum es so wichtig ist, dass Suchtmedizin auch Teil der Medizinerausbi...
Erklärte warum es so wichtig ist, dass Suchtmedizin auch Teil der Medizinerausbildung ist: Deborah Scholz-Hehn von der Aktion Junge Suchtmedizin.

© Marc-Steffen Unger

Auf zum Gruppenbild: Die Gewinner der Galenus-Medaillen, die Charity-Award-Preis...
Auf zum Gruppenbild: Die Gewinner der Galenus-Medaillen, die Charity-Award-Preisträger sowie Jury-Mitgliedern und Sponsoren.

© Marc-Steffen Unger

Die After-Show-Party bietet Raum für Gespräche.
Die After-Show-Party bietet Raum für Gespräche.

© David Samuel Vogt

Die „Region der Lebensretter“ trommelt für weitere Mitstreiter und klärt auf: Der Herz-Kreislauf-Stillstand ist mit mehr als 50.000 Fällen pro Jahr die dritthäufigste Todesursache in Deutschland. Bewusstlosigkeit, Atemstillstand und fehlender Puls treten plötzlich auf und führen zum Tod, obwohl oft Menschen, die helfen könnten, in der Nähe sind. Lediglich 10 Prozent der Betroffenen überleben. Neun von zehn Herz-Kreislauf-Stillständen enden in Deutschland tödlich. Jede Minute zählt. Wer nicht reanimiert wird, stirbt.

Immer mehr Regionen interessiert

„In Deutschland einen Herz-Kreislauf-Stillstand zu überleben – und das auch noch bei guter Gesundheit – ist leider reines Glück“, so Mitarbeiter des Vereins. Sie nennen auf ihrer Homepage weitere Fakten: Der Rettungsdienst braucht im Schnitt 8-15 Minuten, bis er beim Patienten ist.

Tatsächlich erreichen die Rettungskräfte allerdings nur in 20 Prozent der Fälle innerhalb von 8 Minuten nach Eingang des Notrufs den Patienten. Für ein (gutes) Überleben nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand ist das zu spät.

Trotz des Erfolgs steht das Projekt vor Herausforderungen. Die Rekrutierung und Schulung von Freiwilligen sowie die Finanzierung der technischen Infrastruktur erfordern kontinuierlichen Einsatz. Zugleich planen immer mehr Regionen, das System zu übernehmen, was Hoffnung auf eine flächendeckende Verbesserung der Notfallversorgung gibt. Aber Erlebnisse wie nach dem Projektstart am 1. September dieses Jahres in Tübingen, machen dem Verein Mut. „Da haben sich innerhalb von vier Wochen 1.000 Helfer in der App registriert“, sagte der Vereinsvorsitzende Michael Müller bei der Verleihung des CharityAwards am Donnerstagabend in Berlin.

Aber was bringt das Hilfesystem tatsächlich? Das will der Verein Region der Lebensretter e.V genau wissen. Er hat eine Studie auf den Weg gebracht, mit der der Einfluss des Ersthelfersystems auf die Überlebensrate nach außerklinischem Herz-Kreislauf-Stillstand untersucht werden soll. (eb)

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