2. Preis Charity Award 2024

Im Dauereinsatz für eine gesellschaftliche Aufwertung der Suchtmedizin

Die Suchtmedizin ist bei vielen Medizinstudenten unpopulär. Sie wird immer noch stigmatisiert, beklagt die „Aktion Junge Suchtmedizin“ und hält mit vielen kreativen Ideen dagegen. Für diese engagierte Arbeit wird die Initiative mit dem 2. Preis des CharityAwards ausgezeichnet.

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Preisverleihung

Moritz Jägemann (Student Volunteer, 3.v.l.) und Deborah Scholz-Hehn (Mitbegründerin, 4.v.l.) nahmen die Auszeichnung für die „Aktion Junge Suchtmedizin“ entgegen. Es gratulierten Moderatorin Yve Fehring (2.v.l.), Prof. Dr. Monika Kellerer (Jurypräsidentin, 2.v.r) und Fabian Kaufmann (Vorsitzender der Geschäftsführung von Springer Medizin, r.).

© Marc-Steffen Unger

Unermüdlich trommeln für den Stellenwert der Suchtmedizin in Deutschland – vor allem unter jungen Menschen, die in Heilberufen arbeiten wollen: Das ist eine zentrale Herausforderung, der sich die „Aktion Junge Suchtmedizin“ stellen will. „Uns verbindet unsere Begeisterung für die suchttherapeutische Arbeit“, sagen die Mitglieder, eine bunte Gruppe von Studierenden und Berufstätigen aus verschiedenen Bereichen – unter anderem aus der Medizin, der sozialen Arbeit und der Psychologie. Unterstützt wird die Initiative von der Deutschen Gesellschaft für Suchtmedizin (DGS).

Ziel dieser Arbeit ist es, sowohl die Öffentlichkeit als auch andere medizinische Fachbereiche für die Komplexität von Suchterkrankungen zu sensibilisieren. „Wir wollen neugierig auf die Facetten der suchttherapeutischen Arbeit machen und euch bei der Vernetzung unterstützen“ – so wirbt die Initiative auf ihrer Homepage. Bei der Galenus-Gala betonten die Preisträger, dass die Gesellschaft auch hierzulande hinsichtlich der Verbreitung von Opioiden wachsam bleiben müsse.

„Im Medizinstudium kommen die Aspekte der Suchtmedizin zu kurz“, sagten die jungen Ärzte bei der Entgegennahme des Preises. Es gelte, das Stigma der Suchtmedizin zu brechen, betonte Deborah Scholz-Hehn von der Aktion Junge Suchtmedizin. „Alle angehenden Ärztinnen und Ärzte sollten in ihren Grundausbildungen mit der Suchtmedizin in Berührung kommen“.

Springer Medizin Gala 2024

Die Preisverleihung des Galenus-von-Pergamon-Preises und des Springer Medizin Charity Awards in Bildern: Impressionen der Springer Medizin Gala 2024.
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Bereit für ein besonderes Event: Am 17. Oktober fand die Springer Medizin Gala 2...
Bereit für ein besonderes Event: Am 17. Oktober fand die Springer Medizin Gala 2024 statt.

© David Samuel Vogt

Wohl gestimmt trafen die Besucher am frühen Donnerstagabend im Axica in Berlin e...
Wohl gestimmt trafen die Besucher am frühen Donnerstagabend im Axica in Berlin ein - in freudiger Erwartung auf die Preisverleihung.

© David Samuel Vogt

Fürs Fotoalbum konnten sich die Gala-Besucher ablichten lassen.
Fürs Fotoalbum konnten sich die Gala-Besucher ablichten lassen.

© David Samuel Vogt

Führten gemeinsam durch den Gala-Abend: Die Moderatorin Yve Fehring und Denis Nö...
Führten gemeinsam durch den Gala-Abend: Die Moderatorin Yve Fehring und Denis Nößler, Chefredakteur der Ärzte Zeitung.

© Marc-Steffen Unger

Zwei Preise für außergewöhnliche Leistungen: Mit der Galenus-von-Pergamon-Medail...
Zwei Preise für außergewöhnliche Leistungen: Mit der Galenus-von-Pergamon-Medaille werden herausragende Arzneimittel-Innovationen und pharmazeutische Grundlagenforschung in Deutschland ausgezeichnet. Und mit dem Springer Charity Award wird ehrenamtliches Engagement geehrt.

© Marc-Steffen Unger

Netzwerken ist in der Forschung wichtig - die Galenus-Gala bietet dafür den rich...
Netzwerken ist in der Forschung wichtig - die Galenus-Gala bietet dafür den richtigen Raum.

© Marc-Steffen Unger

Die Eröffnungsrede hielt Fabian Kaufmann, Vorsitzender der Geschäftsführung des ...
Die Eröffnungsrede hielt Fabian Kaufmann, Vorsitzender der Geschäftsführung des Springer Medizin Verlags.

© Marc-Steffen Unger

Konnte dieses Jahr leider nicht vor Ort sein: Die Schirmherrin des Galenus-von P...
Konnte dieses Jahr leider nicht vor Ort sein: Die Schirmherrin des Galenus-von Pergamon-Preises, Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger, schickte eine Videobotschaft.

© David Samuel Vogt

Den Galenus-Preis für Grundlagenforschung erhielt Dr. Marcus Conrad (2.v.r) vom ...
Den Galenus-Preis für Grundlagenforschung erhielt Dr. Marcus Conrad (2.v.r) vom Helmholtz-Zentrum München. Professorin Marianne Dieterich (2.v.l) überreichte die Medaille im Namen der Jury.

© Marc-Steffen Unger

Blick ins Axica in Berlin - zur Gala gehört natürlich ein Dinner.
Blick ins Axica in Berlin - zur Gala gehört natürlich ein Dinner.

© David Samuel Vogt

20 Jahre stand Professor Erland Erdmann (2.v.l.) an der Spitze der Galenus-Jury....
20 Jahre stand Professor Erland Erdmann (2.v.l.) an der Spitze der Galenus-Jury. Mit 80 Jahren verabschiedete er sich nun aus seinem Amt. Natürlich nicht ohne Laudatio - diese hielt Fabian Kaufmann.

© Marc-Steffen Unger

Professorin Monika Kellerer, Jurypräsidentin für den Charity Award und Ärztliche...
Professorin Monika Kellerer, Jurypräsidentin für den Charity Award und Ärztliche Direktorin am Marienhospital Stuttgart, bei der Laudatio für die Preisträger.

© Marc-Steffen Unger

Für die Gewinner des Charity Awards geht die Auszeichnung auch mit einem für die...
Für die Gewinner des Charity Awards geht die Auszeichnung auch mit einem für die Vereine und Initiativen wichtigen Preisgeld einher. Insgesamt werden 60.000 Euro und zusätzlich ein Medienpaket ausgelobt.

© Marc-Steffen Unger

Freuten sich über den zweiten Preis der Springer Charity Awards: Deborah Scholz-...
Freuten sich über den zweiten Preis der Springer Charity Awards: Deborah Scholz-Hehn und Moritz Jägemann von der „Aktion Junge Suchtmedizin“.

© Marc-Steffen Unger

Erklärte warum es so wichtig ist, dass Suchtmedizin auch Teil der Medizinerausbi...
Erklärte warum es so wichtig ist, dass Suchtmedizin auch Teil der Medizinerausbildung ist: Deborah Scholz-Hehn von der Aktion Junge Suchtmedizin.

© Marc-Steffen Unger

Auf zum Gruppenbild: Die Gewinner der Galenus-Medaillen, die Charity-Award-Preis...
Auf zum Gruppenbild: Die Gewinner der Galenus-Medaillen, die Charity-Award-Preisträger sowie Jury-Mitgliedern und Sponsoren.
Die After-Show-Party bietet Raum für Gespräche.
Die After-Show-Party bietet Raum für Gespräche.

© David Samuel Vogt

Übergeordnetes Ziel: Sicherstellung der Therapie

Die Aktion will Stigmata gegenüber Sucht-Patienten abbauen, die Suchtmedizin aus der Tabuzone holen und zugleich ein übergeordnetes Ziel nicht aus den Augen verlieren: die Sicherstellung der Substitutionstherapie in Deutschland.

Mitglieder der Initiative beklagen, dass Medizinstudierende während ihrer Ausbildung kaum mit suchtmedizinischen Themen in Berührung kommen und daher kein Interesse an diesem Fachgebiet entwickeln können. Außerdem werde die Suchtmedizin innerhalb der Medizin stigmatisiert, was die Attraktivität des Fachs weiter mindere, heißt es weiter.

Gerade im stressigen Krankenhausalltag schlage diese Unsicherheit in Abneigung gegenüber den Patienten um. Sucht sei lange Zeit nicht als chronische Erkrankung gesehen, sondern als Charakterschwäche abgetan worden: „Es wird suggeriert, Süchtige seien selbst schuld, wenn sie sich nicht kontrollieren könnten“, berichten Mitglieder der Aktion aus eigener Erfahrung. Tatsächlich sei es wichtig, dass junge Ärztinnen und Ärzte auch die Erfolge der Suchtmedizin wahrnehmen könnten. Zum Beispiel, wie Opioid-Süchtige durch Substitution in ein normales Leben und Berufsleben zurückkehren könnten. Außerdem sollten Ärztinnen und Ärzte suchtauslösenden Substanzen gegenüber den Patientinnen und Patienten thematisieren und darüber aufklären.

Aufklärung über viele Kanäle

Die Initiative setzt auf unterschiedliche Strategien, um eingefahrene Strukturen zu verändern: Regelmäßige Workshops und Seminare sollen den Wissensstand junger Mediziner im Bereich Suchterkrankungen verbessern. Durch Kooperationen mit Kliniken, Praxen und Beratungsstellen wird ein dichtes Netzwerk für eine ganzheitliche Patientenbetreuung geschaffen. Kampagnen in Schulen und sozialen Medien zielen darauf ab, Jugendliche frühzeitig über die Gefahren von Suchtmitteln aufzuklären.

Auf ihrer Website stellt die Initiative ein Praktikumsverzeichnis bereit, das eine Übersicht über suchtmedizinischen Praxen enthält, in denen Famulaturen und das praktische Jahr absolviert werden können. Sie zielt damit darauf ab, später mehr ausgebildete und interessierte Medizinerinnen und Mediziner für die Arbeit in der Suchtmedizin zu gewinnen.

Die „Junge Suchtmedizin“ zeigt eindrucksvoll, wie eine neue Generation von Ärzten ein oft stigmatisiertes Fachgebiet revolutionieren und damit einen wichtigen Beitrag zur öffentlichen Gesundheit leisten kann. Die Aktion ist mit dem 2. Preis des Charity Awards 2024 ausgezeichnet worden. (eb).

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