2. Preis Charity Award 2024
Im Dauereinsatz für eine gesellschaftliche Aufwertung der Suchtmedizin
Die Suchtmedizin ist bei vielen Medizinstudenten unpopulär. Sie wird immer noch stigmatisiert, beklagt die „Aktion Junge Suchtmedizin“ und hält mit vielen kreativen Ideen dagegen. Für diese engagierte Arbeit wird die Initiative mit dem 2. Preis des CharityAwards ausgezeichnet.
Veröffentlicht:Unermüdlich trommeln für den Stellenwert der Suchtmedizin in Deutschland – vor allem unter jungen Menschen, die in Heilberufen arbeiten wollen: Das ist eine zentrale Herausforderung, der sich die „Aktion Junge Suchtmedizin“ stellen will.
„Uns verbindet unsere Begeisterung für die suchttherapeutische Arbeit“, sagen die Mitglieder, eine bunte Gruppe von Studierenden und Berufstätigen aus verschiedenen Bereichen – unter anderem aus der Medizin, der sozialen Arbeit und der Psychologie. Unterstützt wird die Initiative von der Deutschen Gesellschaft für Suchtmedizin (DGS).
Ziel dieser Arbeit ist es, sowohl die Öffentlichkeit als auch andere medizinische Fachbereiche für die Komplexität von Suchterkrankungen zu sensibilisieren. „Wir wollen neugierig auf die Facetten der suchttherapeutischen Arbeit machen und euch bei der Vernetzung unterstützen“ – so wirbt die Initiative auf ihrer Homepage. Bei der Galenus-Gala betonten die Preisträger, dass die Gesellschaft auch hierzulande hinsichtlich der Verbreitung von Opioiden wachsam bleiben müsse.
„Im Medizinstudium kommen die Aspekte der Suchtmedizin zu kurz“, sagten die jungen Ärzte bei der Entgegennahme des Preises. Es gelte, das Stigma der Suchtmedizin zu brechen, betonte Deborah Scholz-Hehn von der Aktion Junge Suchtmedizin. „Alle angehenden Ärztinnen und Ärzte sollten in ihren Grundausbildungen mit der Suchtmedizin in Berührung kommen“.
Übergeordnetes Ziel: Sicherstellung der Therapie
Die Aktion will Stigmata gegenüber Sucht-Patienten abbauen, die Suchtmedizin aus der Tabuzone holen und zugleich ein übergeordnetes Ziel nicht aus den Augen verlieren: die Sicherstellung der Substitutionstherapie in Deutschland.
Mitglieder der Initiative beklagen, dass Medizinstudierende während ihrer Ausbildung kaum mit suchtmedizinischen Themen in Berührung kommen und daher kein Interesse an diesem Fachgebiet entwickeln können. Außerdem werde die Suchtmedizin innerhalb der Medizin stigmatisiert, was die Attraktivität des Fachs weiter mindere, heißt es weiter.
Springer Medizin Gala 2024
Die Preisverleihung des Galenus-von-Pergamon-Preises und des Springer Medizin Charity Awards in Bildern: Impressionen der Springer Medizin Gala 2024.
Gerade im stressigen Krankenhausalltag schlage diese Unsicherheit in Abneigung gegenüber den Patienten um. Sucht sei lange Zeit nicht als chronische Erkrankung gesehen, sondern als Charakterschwäche abgetan worden: „Es wird suggeriert, Süchtige seien selbst schuld, wenn sie sich nicht kontrollieren könnten“, berichten Mitglieder der Aktion aus eigener Erfahrung.
Tatsächlich sei es wichtig, dass junge Ärztinnen und Ärzte auch die Erfolge der Suchtmedizin wahrnehmen könnten. Zum Beispiel, wie Opioid-Süchtige durch Substitution in ein normales Leben und Berufsleben zurückkehren könnten. Außerdem sollten Ärztinnen und Ärzte suchtauslösenden Substanzen gegenüber den Patientinnen und Patienten thematisieren und darüber aufklären.
Aufklärung über viele Kanäle
Die Initiative setzt auf unterschiedliche Strategien, um eingefahrene Strukturen zu verändern: Regelmäßige Workshops und Seminare sollen den Wissensstand junger Mediziner im Bereich Suchterkrankungen verbessern.
Durch Kooperationen mit Kliniken, Praxen und Beratungsstellen wird ein dichtes Netzwerk für eine ganzheitliche Patientenbetreuung geschaffen. Kampagnen in Schulen und sozialen Medien zielen darauf ab, Jugendliche frühzeitig über die Gefahren von Suchtmitteln aufzuklären.
Auf ihrer Website stellt die Initiative ein Praktikumsverzeichnis bereit, das eine Übersicht über suchtmedizinischen Praxen enthält, in denen Famulaturen und das praktische Jahr absolviert werden können. Sie zielt damit darauf ab, später mehr ausgebildete und interessierte Medizinerinnen und Mediziner für die Arbeit in der Suchtmedizin zu gewinnen.
Die „Junge Suchtmedizin“ zeigt eindrucksvoll, wie eine neue Generation von Ärzten ein oft stigmatisiertes Fachgebiet revolutionieren und damit einen wichtigen Beitrag zur öffentlichen Gesundheit leisten kann. Die Aktion ist mit dem 2. Preis des Charity Awards 2024 ausgezeichnet worden. (eb).