Felix Burda Award
Maar an Ärzte: "Für Darmkrebs gibt es kein zu jung"
Jedes Jahr mindestens eine neue Idee, eine neue Provokation, um auf das Thema Darmkrebsvorsorge aufmerksam zu machen. Das schafft die Felix Burda Stiftung. Highlight ist die jährliche Gala, die Sonntagabend wieder gut 300 Gäste ins Berliner Adlon lockte.
Veröffentlicht:BERLIN. "Lass Darmkrebs nicht Dein Schicksal sein". Mit diesem Motto ist die Felix Burda Stiftung ins neue Jahr gestartet. 2016 und 2017 waren es die Kinder, die den Tod durch Darmkrebs besingen, in diesem Jahr ist es ein Satellit, der Richtung Erde rast – ein Ziel im Visier. Ein Pool, an dem sich eine wohlhabende Frau lasziv auf ihrer Liege rekelt – ein Schock, ein Schrei. "Manchmal kann man nicht viel machen – gegen Darmkrebs schon."
Alexandra Kamp, Anna Maria Kaufmann, Hardy Krüger jr., Jimmy Hartwig und viele weitere Gäste aus dem Showbusiness, der Politik, der Wirtschaft und der Wissenschaft waren am Sonntag ins Adlon gekommen, um der Einladung von Gastgeberin und Stiftungs-Gründerin Dr. Christa Maar zu folgen. Mit dabei: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, der in seiner Rede das unermüdliche Engagement von Initiativen, Betrieben und Privatpersonen ausdrücklich lobte.
Die einen halten den Rummel um Stars und Sternchen für überzogen, die anderen möchten die mediale Wirkung nicht missen. Der Zweck heiligt die Mittel? Ein nüchterner Blick auf die Zahlen könnte diese Aussage bestätigen: 250.000 Neuerkrankungen entdeckt und 120.000 Todesfälle durch Darmkrebs verhindert.
Laut Robert Koch-Institut sinkt die Inzidenz in Deutschland seit 2003 bei beiden Geschlechtern ab 55. Zudem weist der RKI-Bericht über das Krebsgeschehen in Deutschland aus, dass die Zahl der Darmkrebstodesfälle weiter gesunken ist. Die schlechte Nachricht: Studien zeigen, dass die Inzidenz bei Jüngeren zunimmt.
TV Tipp:
Der Free-TV-Sender Welt der Wunder TV zeigt die Verleihung am 19.5.2018 um 20:15 als 90-minütiges "Best-of"
In ihrer Rede forderte Christa Maar mehr Sensibilität für diese Entwicklung, wobei sie ausdrücklich Hausärzte in die Pflicht nimmt. Der Satz "Sie sind zu jung für Darmkrebs" werde durch die Statistik eindeutig widerlegt. Sie bekräftigte auch ihre Forderung für ein vereinfachtes Verfahren zum Vorsorgecheck – Vorbild seien die Niederlande, die Teilnahmeraten von über 70 Prozent erreichten. Christa Maar zur "Ärzte Zeitung": "Absicht eines jeden Screenings sollte doch sein, so viele Anspruchsberechtigte wie möglich an dem Programm teilnehmen zu lassen. Gibt es diese Intention tatsächlich in Deutschland?", fragt sie kritisch.
Auch beim Thema familiäres Risiko hakt es. Nach Recherchen der "Ärzte Zeitung" soll am 23. Mai der Rapid Report zu dem Thema veröffentlicht werden. 2013 hatte das IQWIG mit Blick auf die Studienlage keine Notwendigkeit gesehen, eine besondere Regelung für Personen mit familiärem Risiko zu empfehlen. 2017 hatte der GBA entschieden, den Fokus auf diesen Personenkreis zu richten.
So tief wollten denn die Gäste der Gala nicht in die Materie eintauchen und freuten sich vielmehr darüber, dass zum zweiten Mal der "Ehrenfelix" verliehen wurde. Er ist Menschen zugedacht, die wie Felix Burda an Darmkerbs erkrankt sind, und sich für ebenfalls Erkrankte stark machen. Der "Ehrenfelix" – gemeinsam verliehen von Felix Burda Stiftung, Siemens BKK und Welt der Wunder TV – ging an Claudia Neumann.
Bei der gelernten Krankenschwester, die heute bei einem Medizintechnikunternehmen arbeitet, wurde 2015 ein Tumor entdeckt. Elf Operationen folgten, dann die Scheidung, Hausverkauf, finanzieller Notstand. "Ich habe aus dieser schlimmen Situation so viel Kraft geschöpft, dass ich heute, wo ich gesund bin, gerne jedem, der auch kämpfen muss, Hoffnung schenken kann und will", so Claudia Neumann.
In der Kategorie "Medizin & Wissenschaft" ging der Preis an das German Institute of Human Nutrition Potsdam-Rehbrücke mit der Studie von Dr. Krasimira Aleksandrova und ihrem Team. Mit über 500.000 Teilnehmern belegte sie, dass es eine Korrelation zwischen Übergewicht, körperlicher Aktivität und dem Auftreten oder der Prävention von Darmkrebs gibt. Fazit: Übergewicht und wenig Bewegung erhöhen das Krebsrisiko. Laudator Professor Martin Halle: "Die Studie unterstreicht den Stellenwert von Lebensstilanpassungen."
In der Kategorie "Betriebliche Prävention wurde die Stadtverwaltung Mannheim, Eigenbetrieb Abfallwirtschaft, ausgezeichnet. 2017 widmete sich ein Aktionstag ausschließlich dem Thema Darmgesundheit. Dabei ist es gelungen, weitere Teile der Stadtverwaltung für das Projekt zu gewinnen. "Vorbildhaft", lobte die Jury.
In der Kategorie "Engagement des Jahres" erhielt die AOK Nordost den Preis. "Männer lasst die Hosen runter!" Unter diesem skurrilen Motto zielte die Aktion auf Männer, die seltener zur Vorsorge gehen. Botschafter der Aktion war Jimmy Hartwig. Übrigens: AOK-Nordost-Versicherte können eine Darmkrebsfrüherkennung bereits ab 40 machen. Dafür brauchte es offenbar keinen GBA-Beschluss.
Historie
» 2002 Die Felix Burda Stiftung und ihre Partner rufen den ersten Darmkrebsmonat aus.
» 2002 Die Vorsorge-Koloskopie wird GKV-Leistung.
» 2003 Der erste Felix Burda Award wird verliehen.
» 2013 Das Krebsfrüherkennungs- und Registergesetz tritt in Kraft.
» 2017 Der GBA führt den immunologischen Stuhltest als GKV-Leistung ein.