Kommentar
Nothelfer in Not
Es war bislang nicht üblich, dass Hilfsorganisationen wie "Ärzte ohne Grenzen" sich so intensiv in internationale Politik einmischen. Mit ihrem Brief an die Bundeskanzlerin und der Forderung, die Zustände der Flüchtlinge auf der Mittelmeerroute als humanitäre Krise anzuerkennen, gehen die Organisationen einen Schritt weiter.
Aus gutem Grund: Zunehmend geraten die Helfer in Verdacht, erst durch ihr humanitäres Handeln Menschen dazu zu bewegen, ihre Heimatländer zu verlassen und die gefährliche Flucht übers Mittelmeer auf sich zu nehmen. Zudem wird behauptet, Mitarbeiter der Hilfsorganisationen würden mit Schleppern gemeinsame Sache machen. Angesichts der vielen tausend Toten ist ein solcher Vorwurf zynisch.
Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Situation eskaliert. Derweil wird die libysche Küstenwache hochgerüstet, um Flüchtlinge mit Gewalt daran zu hindern, das Land zu verlassen. "Ärzte ohne Grenzen" schilderte, dass Menschen in ihren Rettungsbooten angegriffen worden seien, obwohl sie sich in internationalen Gewässern aufhielten. Höchste Zeit, den Organisationen den Schutz zu gewähren, den sie brauchen, um ihren Job zu machen. Die Politik bekommt das Problem nicht in den Griff. Auf die Antwort der Kanzlerin darf man gespannt sein.
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