Ebola
Verstärker Kampf gegen gefährliches Halbwissen
Die Bevölkerung Sierra Leones ist sehr wohl für die Ebola-Gefahr sensibilisiert. Das zeigt eine Umfrage. Dennoch gibt es Vorurteile.
Veröffentlicht:FREIBURG. Um die Ausbreitung von Ebola in Westafrika zu stoppen, forciert die Hilfsorganisation Caritas international die Gesundheitserziehung in Liberia, Sierra Leone, Guinea-Bissau und Senegal.
Dies sei den medizinischen Rahmenbedingungen geschuldet, wie Birgit Kemmerling, Westafrika-Referentin von Caritas international, hervorhebt.
"Solange es weder Impfung noch Heilung gibt, ist Aufklärung derzeit der einzige Weg, die Ausbreitung der Epidemie zu verhindern." Der Fokus liege dabei auf der Einbindung lokaler Ressourcen.
"Dafür braucht es afrikanische Experten und Helfer, die das Vertrauen der Menschen genießen und ihr Wissen bis in entlegene Dörfer tragen", erläutert Kemmerling.
Das Hilfswerk des Deutschen Caritasverbandes kann dabei nach eigener Aussage auf ein Netz von katholischen Radiostationen, Hospitälern, Gesundheitszentren und Schulen zurückgreifen.
Für den Aufbau weiterer Aufklärungsteams und die Versorgung von Ebola-Erkrankten stelle Caritas international zwei Millionen Euro zur Verfügung. 1,6 Million Euro davon stammten vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.
Priester und Lehrer sind wichtige Multiplikatoren
Um die Bevölkerung für Infektionswege und Schutzmöglichkeiten in Sachen Ebola zu sensibilisieren sowie Vorurteile abzubauen, seien seit Monaten Caritas-Mitarbeiter in Westafrika im Einsatz. Allein in und um Monrovia verfüge die katholische Kirche über 19 Radiostationen. Wichtige Multiplikatoren seien aber auch Priester und Lehrer.
Mit der jetzt von Caritas international eingeleiteten Ausweitung der Ebola-Hilfe würden in Liberia, Sierra Leone, Guinea-Bissau und Senegal unter anderem nochmals 1350 Gesundheitserzieher ausgebildet.
Mit ihrem Ansatz will die Hilfsorganisation die gemeindebasierte Vorsorge - nach ihrem Verständnis neben der medizinischen Hilfe das zweite wichtige Standbein im Kampf gegen das Ebola-Virus - weiter stärken.
"Caritas will noch stärker dort präsent sein, wo die Menschen sich anstecken: in den Dörfern und Armutsquartieren. Dort muss der Kampf gegen Ebola gewonnen werden", propagiert Kemmerling.
Zweiter Schwerpunkt der Caritas-Hilfe sei die Versorgung betroffener Familien, die durch die Erkrankung eines Angehörigen vielfach in existenzielle Not gestürzt werden, mit Nahrung, Handschuhen, Desinfektionsseife und Thermometern.
Studie belegt großen Aufklärungsbedarf
Den noch immer großen Aufklärungsbedarf sowie die Stigmatisierung der von der Ebola-Epidemie Betroffenen belegt eine von der Hilfsorganisation Catholic Relief Services (Caritas USA), Unicef und Focus 1000, einer Nichtregierungs-Organisation, die in Sierra Leone Frauen von der Empfängnis bis zum zweiten Geburtstag eines Kindes begleitet, initiierte aktuelle Studie, die der "Ärzte Zeitung" vorliegt.
Die Befragung von 1413 Personen in Sierra Leone zeigt einerseits einen recht guten Wissensstand über die Möglichkeiten, sich vor dem Virus zu schützen, offenbart andererseits aber auch gefährliches Halbwissen bezüglich der Übertragungswege.
So vermuteten jeweils 30 Prozent der Befragten fälschlicherweise, dass Ebola von Moskitos oder über die Luft übertragen werde. 97 Prozent der Befragten glaubten, dass es in Sierra Leone Ebola-Fälle gibt. Bemerkenswerterweise gaben 77 Prozent an, von einem Fall gehört zu haben, in dem der betroffene Ebola-Patient überlebt habe.
Dies führt allerdings anscheinend nicht zu einer positiven Einstellung gegenüber diesem Personenkreis. Denn 76 Prozent sagten, dass sie einen genesenen Ebola-Infizierten nicht wieder in ihrer Nachbarschaft willkommen heißen würden.
"Insbesondere die Stigmatisierung der Betroffenen macht uns große Sorgen. Das ist eine menschliche Tragödie, die auch den Kampf gegen die Epidemie schwächt, da auf den genesenen Ebola-Patienten große Hoffnungen sowohl in der Therapie als auch der Aufklärung ruhen", kommentiert Kemmerling diesen Sachverhalt.