Genussmittel oder Droge?
Was die aktuelle Forschung über Kaffee verrät
Es ist schwarzes Gold, ein Getränk, das sich früher nur Reiche leisten konnten: der Kaffee. Doch Kaffee kann zur Droge werden. Wann – dem geht ein neues Buch auf den Grund.
Veröffentlicht:NEU-ISENBURG. Mit 120.000 Tonnen jährlichem Konsum ist Koffein die am häufigsten konsumierte psychoaktive Substanz der Welt. Ein alltägliches Produkt: Doch wo hört der Genuss auf, und wo startet die Sucht?
Dieser Frage widmet sich der Gesundheitspsychologe und Therapeut Wolfgang Beiglböck im Buch "Koffein: Genussmittel oder Suchtmittel?".
Kakao erste Quelle für Koffeinkonsum
Der Autor zeichnet dabei die Reise des Kaffees nach und zeigt, dass nicht ursprünglich Kaffee genutzt wurde, um Koffein zu konsumieren. Stattdessen nahmen die Menschen zuerst Kakao, um sich zu berauschen.
Und: Es geht um die kulturellen Unterschiede des Kaffeetrinkens. Wie unterscheidet sich zum Beispiel der Kaffeekonsum in Europa von dem in Afrika?
Wie wirkt Koffein auf das Gehirn?
Einen wichtigen Stellenwert hat für den Psychologen Beiglböck die Abhängigkeit von Koffein, einem ursprünglich weißen, kristallinen Pulver. Er stellt dar, dass Koffeinabhängige mit den gleichen Symptomen wie Kocainabhängige kämpfen: Kontrollverlust und Entzugserscheinungen beispielsweise.
Das Buch bietet Lesern die Chance, sich selbst zu testen – Ist mein Koffeinkonsum normal oder entwickle ich eine Abhängigkeit? Passenderweise erklärt der Autor später im Buch die Grundlagen der Koffeinsuchtbehandlung. (ajo)
Wolfgang Beiglböck – Koffein: Genussmittel oder Suchtmittel?
Springer-Verlag, Berlin Heidelberg 2016. 175 Seiten, ISBN 978-3-662-49563-6, 19,99 Euro.
Hintergrund: Die Geschichte des Kaffees, kurz gefasst
Wildformen der heute angebauten Kaffeepflanzen stammen wahrscheinlich aus Afrika. Der Legende nach entdeckten Menschen die Wirkung von Kaffee durch einen tierischen Zufall: Bauern im äthiopischen Hochland beschwerten sich darüber, dass ihre Ziegen nachts keine Ruhe fanden, nachdem sie seltsame Kirschfrüchte gegessen hatten. Mönche sollen aus diesen Kirschen einen Aufguss zubereitet haben: der Ursprung des Kaffees.
Mit den Kreuzzügen kam "Qahwa" – arabisch für Stärke oder Lebenskraft, vielleicht auch nach der äthiopischen Region Kaffa – wohl erstmals im 12. Jahrhundert nach Europa. Umschlagplatz war zum großen Teil eine jemenitische Hafenstadt namens Mokka. 1554 eröffnet ein erstes europäisches Kaffeehaus im heutigen Istanbul, dann beginnen die Europäer in ihren Überseekolonien mit dem Kaffeeanbau zu experimentieren.
Unter Friedrich dem Großen gab es einen "Brennzwang": Nur staatliche Brennereien durften Kaffee rösten und mussten Steuern darauf bezahlen. Die berühmten "Kaffeeschnüffler" wurden zu dieser Zeit eingesetzt, um illegale Röstereien zu entdecken.
Lesen Sie dazu auch: Koffein: Macht Kaffee süchtig?