„EvidenzUpdate“-Podcast

Check-up und Rektaluntersuchung – wenig Evidenz und dennoch nützlich

Millionenfach kommt es jedes Jahr zu Check-ups in den Praxen. Ein Beweis, dass sie Mortalität reduzieren, fehlt bislang. Die Untersuchung hat dennoch ihren Nutzen. Ein „EvidenzUpdate“ über Evidenz und Realität.

Von Martin Scherer und Jürgen Herbers und Denis Nößler Veröffentlicht:
Check-up und Rektaluntersuchung – wenig Evidenz und dennoch nützlich

© [M] sth | Scherer: Tabea Marten | Herbers: Georg Lopata/axentis.de

Früh zu erkennen, wie’s um die Gesundheit der eigenen Patienten steht, bevor die eine mögliche Krankheit bemerken, das scheint für manche ein Ideal zu sein. Darüber lässt sich vortrefflich streiten, denn die Evidenz für Gesundheitsuntersuchungen ist mager. Millionenfach nutzen Ärztinnen und Ärzte jedes Jahr den Check-up. Bis heute aber ist nicht bewiesen, dass sich dadurch die Lebenserwartung verlängern lässt oder die Mortalität etwa durch kardiovaskuläre Ereignisse sinkt.

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Dennoch hat die Untersuchung ihren Nutzen, wie Martin Scherer und Jürgen Herbers in dieser Episode vom „EvidenzUpdate“-Podcast besprechen. Denn allein der Anlass dieser Untersuchung und die – honorierte – Zeit mit den Patienten schafft einen Raum, um Bedürfnissen oder Problemen auf die Spur zu kommen.

Ähnlich ist es mit der digitalen rektalen Untersuchung (DRU): In einem systematischen Review und einer Metaanalyse fanden Autoren für diese Prostata-Ca-Früherkennung nur eine sehr niedrige Evidenzqualität. Die prädiktiven Werte gleichen danach einem Würfelspiel. Trotzdem sehen Herbers und Scherer eine Relevanz für diese Untersuchung. (Dauer: 49:03 Minuten)

Anregungen? Kritik? Wünsche?

Schreiben Sie uns: evidenzupdate@springer.com

Quellen

  • Othman C, Wollny A, Abholz H-H ., et al. Die Gesundheitsuntersuchung – Ein ungeliebtes Stiefkind? Eine qualitative Untersuchung. ZFA - Zeitschrift für Allgemeinmedizin 2008;84:280–5. doi: 10.1055/s-2008-1081202
  • Krogsbøll LT, Jørgensen KJ, Gøtzsche PC. General health checks in adults for reducing morbidity and mortality from disease. Cochrane Database of Systematic Reviews Published Online First: 31 January 2019. doi: 10.1002/14651858.cd009009.pub3
  • EBM. 01732 - Gesundheitsuntersuchung bei Erwachsenen ab vollendetem 18. Lebensjahr. www.kbv.de. www.kbv.de (accessed 24 Feb 2022).
  • G-BA. Gesundheitsuntersuchungs-Richtlinie - Gemeinsamer Bundesausschuss. www.g-ba.de. 2020. www.g-ba.de (accessed 24 Feb 2022).
  • KBV. PraxisInfo Gesundheitsuntersuchung Check-up. www.kbv.de. 2021. www.kbv.de (accessed 24 Feb 2022).
  • Regus S, Sonntag U, Bockelbrink A, et al. Die Gesundheitsuntersuchung: Welchen Nutzen sehen Brandenburger Hausärzte? Zeitschrift für Evidenz, Fortbildung und Qualität im Gesundheitswesen 2011;105:421–6. doi: 10.1016/j.zefq.2010.07.012
  • Schmiemann G, Biesewig-Siebenmorgen J, Egidi G. Die neue Bremer Gesundheitsuntersuchung – Entwicklung und Konzept eines altersadaptierten Modells. ZFA 2013;89:261–5. doi: 10.3238/zfa.2013.0261-0265
  • Naji L, Randhawa H, Sohani Z, et al. Digital Rectal Examination for Prostate Cancer Screening in Primary Care: A Systematic Review and Meta-Analysis. The Annals of Family Medicine 2018;16:149–54. doi: 10.1370/afm.2205
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Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 25.02.202213:06 Uhr

Wer glaubt, millionenfacher Vorsorge-Check-Up/Rektaluntersuchung in den Praxen könnten unmittelbar Morbidität/Mortalität reduzieren, irrt. Echte Vorsorge schließt (prä)existente Krankheiten aus. Die Kombination mit signifikanter Früherkennung (prä)existenter Erkrankungen könnte Kosten/Nutzen/Risiko signifikant belegen. Nach dem Wirtschaftlichkeitsgebot müssten Vorsorge/Früherkennung getrennt werden.

§ 12 SGB V
"(1) Die Leistungen müssen ausreichend, zweckmäßig und wirtschaftlich sein; sie dürfen das Maß des Notwendigen nicht überschreiten...".
Diese WANZ-Kriterien (wirtschaftlich, ausreichend, notwendig, zweckmäßig) sollten eigentlich auch bei jeder sinnvollen Individuellen-Gesundheits-Leistung zum Berechnungsmaßstab hinzugefügt werden.
Denn Vorsorgen und Frühstadien erkennen ist nicht nur besser, sondern auch oft wesentlich preisgünstiger als zu späte, aufwändige Kuration oder gar Palliation.

Patientenwunsch
PatientInnen wünschen berechtigterweise im Rahmen der Gesundheitsvorsorge-Untersuchung als Check-up-35, wo sich die GKV seit Jahrzehnten mit  Gesamtcholesterin, Blutglucose und einem Urinstatus als zuletzt ausgedünntem Sparprogramm alle 3 Jahre lächerlich gemacht hatte (Neu: Triglyceride, HDL, LDL, Hepatitis-Screening mit Honorarabsenkung), mehr über ihr Diabetes-, KHK- und Schlaganfall-Risiko, ihre Blutbild-, Nieren-, Leber-, Herz- und Schildrüsen-Funktionen zu erfahren? Aber HbA1c, BB und Diff.BB, Krea, GPT/GGT, EKG und TSH sind nicht präventiv inkludierte, sondern private IGel-Zusatzleistungen: Um Prädiabetes, hohes KHK- und Stroke-Risiko, hämatopoetische Neoplasien, Nieren- und Leberinsuffizienz zu übersehen bzw. Herzrhythmusstörungen oder Schilddrüsen-Fehlfunktionen zusätzlich zu detektieren, bedarf es einer erheblichen Ausweitung von Vorsorge- und Früherkennungsuntersuchungen.

Alle AnalystInnen übersehen:
Negative Screeningergebnisse lassen Mortalität unangetastet, beruhigen und stabilisieren unsere PatientInnen. Diese positiven Aspekte müssen in die Gesamtrechnung einfließen.

MfG, Dr.med.Schätzler

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