„ÄrzteTag“-Podcast
Geschlecht ist mehr als Mann und Frau –Medizin auf dem Weg zur Vielfalt
Trans* heißt nicht gleich krank, stellt Annette Güldenring im „ÄrzteTag“-Podcast klar. Die Leiterin einer Transgender-Ambulanz erklärt, was sich durch Umdenken verändern ließe – auch in der Hausarztpraxis.
Veröffentlicht:Durch die weit verbreitete Fehlannahme, es gebe nur die meist bei Geburt zugeteilten Geschlechter Mann und Frau gelten nach aktuellem ICD transidente Menschen als psychisch krank. Kürzlich hat der europäische Gerichtshof für Menschenrechte den Beschwerden zweier rumänischer transweiblicher Personen stattgegeben, die die Notwendigkeit einer geschlechtsangleichenden Operation für den geänderten Geschlechtseintrag als unzulässig im Hinblick auf ihre Selbstbestimmung bewerteten. Die 11. Version des ICD-Katalogs enthält ebenfalls Änderungen für transidente Menschen. Dort soll „Transsexualität“ nicht mehr wie bisher unter den „psychischen Störungen“ gelistet werden.
Warum trotz einiger Errungenschaften im Sinne der Gleichberechtigung eine Sensibilität für das Thema „Geschlechtsidentität“ nach wie vor besonders wichtig ist, berichtet Annette Güldenring in dieser Podcast-Episode. Die Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie erklärt dabei zudem wichtige Begriffe, wie „Transsexualität“ „Transidentität“ und „non-binär“. (Dauer 20:20 Minuten)
Basierend auf ihren langjährigen klinischen Erfahrungen in der Transgender-Ambulanz beschreibt die Ärztin, vor welchen Herausforderungen Menschen, die sich nicht einem der zwei traditionellen Geschlechter oder dem ihnen bei Geburt zugewiesenen Geschlecht zuordnen wollen oder können, nach wie vor im Rechts- und Gesundheitssystem stehen.
Güldenring appelliert, alle Menschen als geschlechtlich variante Individuen zu betrachten und ihnen respektvoll unter Wertschätzung ihres individuellen Geschlechtes zu begegnen. Die Basis dafür sei, sich kritisch mit dem Ordnungssystem der Zweigeschlechtlichkeit und den damit verbundenen Diskriminierungen auseinanderzusetzten und darüber hinaus zu denken. Dabei könnten auch Hausärztinnen und Hausärzte eine unterstützende Rolle spielen – zu fragen, wie der jeweilige Mensch angesprochen werden möchte, könnte dabei ein Anfang sein.