Gassen zeigt Flagge

Ärztefront gegen KBV-Spaltung

Die Ärzte haben mit der Aufarbeitung der Krise der KBV begonnen. Vor der großen VV Ende Februar stellt sich jetzt eine Gruppe von KV-Chefs und VV-Mitgliedern demonstrativ gegen jegliches Lagerdenken.

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Spaltung: Sieben KV-Chefs und zehn VV-Mitglieder stellen sich dagegen.

Spaltung: Sieben KV-Chefs und zehn VV-Mitglieder stellen sich dagegen.

© noerenberg / fotolia.com

BERLIN. Im Vorfeld der richtungsweisenden KBV-Vertreterversammlung am 28. Februar kursiert in Ärztekreisen ein als Denkschrift bezeichnetes Positionspapier, das der "Ärzte Zeitung" bekannt geworden ist.

Die fünf Seiten sind überschrieben mit "Erfolgreiche Interessenvertretung der ambulant tätigen Ärzte und Psychotherapeuten benötigt ein einheitliches KV-System! - Plädoyer für eine Abkehr vom Lagerdenken."

"Die Auseinandersetzungen innerhalb des KV-Systems gegen Ende des letzten Jahres sind zutiefst destruktiv", räumen die Verfasser des Textes gleich mit dem ersten Satz ein. Als Wurzel haben sie das "nicht sachgerechte Verständnis" ausgemacht, "die bestehende Gliederung der Versorgung in eine haus- und fachärztliche Versorgungsebene als allein maßgeblich für Entscheidungs- und Diskussionsstrukturen im KV-System anzusehen."

In einem solchen Verständnis sehen sie einen "interessengebundenen Missbrauch" der Gliederungsvorgabe des Paragrafen 73 SGB V. Diese Vorgabe zwinge allen KVen ein "potenziell spaltendes Verhaltens- und Bewusstseinsmuster" auf.

Diesem Lagerdenken will die hinter dem Papier stehende Gruppe ein ganzheitliches Denken entgegensetzen. "Wir stehen dafür ein , dass die KBV und auch die KVen so organisiert werden, dass die Interessenvertretung vom Ganzen her ausgerichtet und dabei gewährleistet wird, dass alle ärztlichen und psychotherapeutischen Interessen gleichberechtigt unabhängig von der Zugehörigkeit nach Versorgungsebenen einfließen können." Dann folgt der wichtige Nachsatz: "Das schließt Satzungsfragen ein".

Zur Erinnerung: In der VV am 8. November hatten die Hausärzte versucht, eine neue KBV-Satzung zur Diskussion zu stellen, die stärker als die aktuelle Satzung auf Entscheidungs- und Kontrollbefugnisse auch des hausärztlichen Vorstands abstellt.

Die Verfasser betonen, dass für die KBV und die KVen das Alleinstellungsmerkmal, für die Gesamtheit aller ambulant tätigen Ärzte und Psychotherapeuten zu sprechen, Garant dafür ist, von der Politik wahrgenommen zu werden.

Unterzeichnet haben das Papier sieben KV-Chefs und zehn weitere Mitglieder der Vertreterversammlung, darunter auch die drei Vorsitzenden Hans-Jochen Weidhaas, Stefan Windau und Dr. Andreas Gassen. Gassen hat angekündigt, für die Nachfolge des zum 1. März ausscheidenden KBV-Chefs Dr. Andreas Köhler zu kandidieren. (af)

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Kommentare
Dr. Birgit Bauer 29.01.201414:08 Uhr

Es klappt immer wieder !

Die derzeitige Struktur in unserer immer wieder gepriesenen Selbstverwaltung(m.E.noch nie funktionierenden Selbstverwaltung- sonst wären wir nicht dahin gekommen wo wir jetzt sind)ist hervorragend geeignet die Kollegen unterschiedlicher Bereiche aufeinander zu hetzen und traurigerweise funktioniert das auch prompt.
Wäre es nicht möglich , dass wir uns alle untereinander einfach akzeptieren und nicht permanent in der Öffentlichkeit zerfleischen.
Viel sinnvoller wäre es doch eine tatsächlich funktionierende Selbstverwaltung für die Ärzte zu schaffen, d.h. Fusion von Kammern und KV-en zu einer neu strukturierten Kammer (immerhin sind wir ja eigentlich ein Kammerberuf ),eine gültige Gebührenordnung für alle ärztlichen Tätigkeiten, d.h. weg mit dem EBM und GOÄ als allgemeingültig erklären. Dieser Schritt würde den Austausch von ambulanten und stationären Sektor erheblich vereinfachen und beschleunigen zum Vorteil der Patienten und auch zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit des Systems. Nachteil: es gäbe nicht mehr so viele "Wichtigtuerposten", aber bei dem immer kleiner werdenden Personaltableau wäre es vielleicht kein wirklicher Nachteil und die Entscheidungswege würden vereinfacht.
Auf jeden Fall könnte sich mit solch einer Kammer die Ärzteschaft zu den diversen Regelungsnotwendigkeiten erstmal innerhalb der Kammer verständigen und muß sich nicht in der Öffentlichkeit duellieren.
Es hätte auch noch viele andere Vorteile, aber die alle hier aufzuzählen würde den Rahmen sprengen.
Mal darüber nachdenken !
M.f.G. B.Bauer

Dr. Uwe Wolfgang Popert 29.01.201412:53 Uhr

Spezialisten, an die Arbeit!

Wenn Herr Kollege Gassen jetzt die gemeinsame Verantwortung für die Versorgung hochhalten möchte, dann gibt es viel zu tun:
Angesichts des immer dramatischer werdeden Hausarztmangels werden Spezialisten demnächst immer mehr deren Tätigkeiten lernen und übernehmen müssen:
- Hausbesuche bei akut Kranken
- Betreuung von Altenheimen
- Betreuung von Multimorbiden mehrfach im Quartal
- Teilnahme im ärztlichen Bereitschaftsdienst
- Betreuung in akuten Krisensituationen
- Krankschreibung bei akten Erkrankungen ...
Viel Zeit für lukrative, aber fast durchgehend evidenzlose IGeL-Leistungen bleibt dann natürlich nicht mehr.
Aber die Basisversorgung der Bevölkerung hat ja Vorrang.
Oder?

Dr. jens wasserberg 28.01.201418:02 Uhr

Herr Gassen kommt aus einer gespaltenen KV

Die ''Spaltungsdiskussion'' ist ein treffliches Beispiel dafür, wie man in KBV-Kreisen den Solidargedanken definiert. Herr Gassem z.B. kommt aus einer KV, die 2/3 aller Hausärzte systematisch aus allen Satzungsgremien entfernt hat. Die Fachärzte - mit Herrn Gassen übrigens - haben sogar den hausärztlichen Fachausschuss gegen diese 2/3 Mehrheit der Hausärzte mit facharztgenehmen Kandidaten besetzt.
Diese in Nordrhein gelebte systematische Zurücksetzung des hausärztlichen Wählervotums in den Gremien passt so gar nicht zu den Bekenntnissen aus Berlin, dass man dort Einigkeit als Ziel ausgemacht hat.
Herr Gassen ist in Nordrhein bisher nicht aufgefallen, dass er sich aktiv gegen diese Majorisierung der Hausärzteschaft eingesetzt hätte. Vor diesem Hintergrund ist ein einfaches Weiter so aus Berlin schlicht zu wenig.

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