Europäische Initiative
Aktionstag macht auf Situation pflegender Angehöriger aufmerksam
Am 6. Oktober findet erstmals der „Europäische Tag der pflegenden Angehörigen“ statt. Ohne informelle Pflege bricht das System zusammen, betonen die Initiatoren – und fordern mehr Unterstützung.
Veröffentlicht:Berlin. Mehr Anerkennung und Unterstützung für die Arbeit pflegender Angehöriger fordern die Initiatoren des „Europäischen Tages der pflegenden Angehörigen“. Der Aktionstag wird am Dienstag (6. Oktober) erstmals von der „European organisation working with and for informal carers“ (Eurocarers) veranstaltet.
Eurocarers wird von über 70 Verbänden und Forschungseinrichtungen aus 28 europäischen Ländern getragen.
Einsatz an 365 Tagen im Jahr
Laut Eurocarers werden schätzungsweise 80 Prozent der Leistungen in der Langzeitpflege von Verwandten, Freunden oder Nachbarn erbracht. In Deutschland sei aktuell von „fünf bis acht Millionen pflegenden An- und Zugehörigen“ auszugehen. Eingerechnet sind dabei auch Menschen, die sich um ihnen nahe stehende Personen mit Pflegebedarf kümmern, die bislang keine Leistungen aus der Pflegeversicherung beziehen.
Studien zeigten, dass die „Sorge- und Pflegearbeit“ von Angehörigen im Schnitt 63 Stunden in der Woche beanspruche, schreiben die Initiatoren des Aktionstages. Der Einsatz erfolge an sieben Tagen die Woche und an 365 Tagen im Jahr.
An- und Zugehörige verrichteten ihre Arbeit unentgeltlich und mit nur minimaler Unterstützung. Nicht selten hätten sie mit Armut, Krankheit und sozialer Isolation zu kämpfen. Für junge Pflegende könne sich die Pflegearbeit negativ auf ihre Schulbildung und damit auf spätere Chancen am Arbeitsmarkt auswirken.
COVID erschwert Situation weiter
Die Corona-Pandemie habe die Situation vieler informell Pflegender noch verschärft, schreibt Eurocarers. Beschränkungen und Auflagen zum Schutz vor einer Infektion hätten die Isolierung vieler Familien vergrößert. Es sei „höchste Zeit“, dass der Einsatz der pflegenden An- und Zugehörigen angemessen gewürdigt werde und Betroffene „sichtbarer und besser“ unterstützt würden.
Pflegende Angehörige bräuchten „dringend einen finanziellen Ausgleich für ihre Arbeit“, sagte die Vorstandsvorsitzende des in Hamburg ansässigen Vereins „Allianz pflegende Angehörige – Interessengemeinschaft und Selbsthilfe“, Dr. Hanneli Döhner, im Gespräch mit der „Ärzte Zeitung“.
Gesundheitsförderung sowie Präventions- und Reha-Angebote seien zudem stärker auf die hoch belastete Gruppe der Angehörigen in der Pflege zuzuschneiden. „Es braucht mehr flächendeckende Angebote, die altersgerecht und an die spezifische Pflegesituation angepasst sind“, sagte Döhner, die auch Mitglied von Eurocarers ist. (hom)