Aktuelle Umfrage
Angst vor Nebenwirkungen hält viele vom Corona-Piks ab
Politiker und Ärzte mahnen eine hohe Impfquote an. Doch viele Ungeimpfte haben nach wie vor erhebliche Vorbehalte, so eine aktuelle Umfrage.
Veröffentlicht:Berlin. Fußball-Profi Joshua Kimmich steht mit seinen Bedenken gegen eine COVID-19-Schutzimpfung nicht alleine da. Rund ein Drittel der Bundesbürger (34 Prozent), die sich bis dato nicht gegen Corona haben impfen lassen, begründen dies damit, dass die Vakzine nicht ausreichend erprobt seien. Das geht aus einer Forsa-Umfrage im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) hervor. Auch Kimmich hatte für seine Vorbehalte „fehlende Langzeitstudien“ geltend gemacht.
An der Studie nahmen knapp 3050 bislang nicht geimpfte Bürger ab 14 Jahren teil. Mehr als jeder Zehnte gibt an, Angst vor Nebenwirkungen zu haben (18 Prozent). Fast ebenso viele Befragte sagen, sie wollten nach eigenem Ermessen handeln und sich keinem Impfzwang beugen (16 Prozent).
15 Prozent nennen Zweifel an der Sicherheit verfügbarer Vakzine als Ursache ihrer Skepsis. Vergleichsweise häufig genannte Gründe sind zudem ein als gering eingestuftes Risiko, selbst schwer an COVID-19 zu erkranken, gesundheitliche Gründe, der Verlass auf das eigene Immunsystem, Schwangerschaft sowie eine überstandene SARS-CoV-2-Infektion.
Acht Prozent sagen, sie wollten solange mit dem Impfen warten, bis es „alternative Impfstoffe“ gebe. Lediglich zwei Prozent der Befragten geben an, ihr Arzt habe von der Impfung abgeraten.
Rund zwei Drittel aller über 12-Jährigen vollständig geimpft
Laut Impfdashboard von BMG und Robert Koch-Institut sind derzeit 66,5 Prozent aller Bundesbürger ab 12 Jahren vollständig gegen Corona geimpft. In den vergangenen Wochen war die Zahl täglich neu verabreichter Impfdosen deutlich gesunken. SPD, Grüne und FDP, die derzeit über eine „Ampel“-Koalition im Bund verhandeln, haben daher einen Arbeitskreis zum Thema Impfen angekündigt. Der soll im November starten, kündigte die Fraktionschefin der Grünen, Katrin Göring-Eckardt, diese Woche an.
Dabei solle es auch um die Frage gehen, wie Ungeimpfte von der Impfung überzeugt werden könnten. „Viele, die sich nicht impfen lassen, sind falschen Unterrichtungen und falschen Informationen aufgesessen.“ Ziel müsse sein, „alles auszuschöpfen, was da ist, damit weiter geimpft werden kann“, betonte Göring-Eckardt.
Das Werben der „Ampel“ für das Impfen kommt nicht von ungefähr. Laut einem Eckpunktepapier der drei Parteien soll die „epidemische Lage“ Ende November auslaufen und durch eine „Übergangsregelung“ bis Ende März 2022 ersetzt werden. Spätestens dann sollen alle Corona-Beschränkungen fallen.
Der FDP-Politiker Marco Buschmann sagte, es gehe auch darum, „die absolute Dominanz“ der Exekutive in 18 Monaten Pandemie zu beenden und Entscheidungen ins Parlament zurückzuholen.
Bundestag und Bundesrat sollen im November eine Änderung des Infektionsschutzgesetzes beschließen. Lockdowns, Schulschließungen und Ausgangssperren werde es dann nicht mehr geben, „und sie sind auch in der aktuellen Situation unverhältnismäßig“, sagte SPD-Fraktionsvize Dirk Wiese. Eine Überforderung des deutschen Gesundheitssystems sei derzeit nicht zu befürchten.
DKG: Bald werden wir wieder elektive Eingriffe verschieben müssen
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) erklärte, es brauche weiter „wirkungsvolle Maßnahmen“ im Kampf gegen die Pandemie. Allein in der vergangenen Woche sei die Zahl der COVID-Patienten auf Normalstationen um 38 Prozent gestiegen, auf den Intensivstationen seien es 15 Prozent mehr, sagte DKG-Vorstandschef Dr. Gerald Gaß der „Ärzte Zeitung“ am Donnerstag.
„In zwei Wochen werden wir voraussichtlich wieder 3000 Patienten auf Intensivstation haben“, warnte Gaß. Elektive Eingriffe müssten dann abermals verschoben werden.
Es sei daher wichtig, das Impftempo nochmals zu erhöhen. „Sowohl bei den besonders gefährdeten Gruppen mit den Boosterimpfungen als auch bei allen andern Impffähigen, die bis dato das Angebot nicht in Anspruch genommen haben.“
Auch Intensivmediziner hatten zuletzt vor einer Überlastung der Intensivstationen gewarnt. Eine neue Corona-Welle plus weitere respiratorische Infektionen könnten die Intensivmedizin erneut „an und über ihre Grenzen bringen“, sagte Professor Stefan Kluge, Direktor der Klinik für Intensivmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.
„Der Beatmungsanteil von Intensivpatienten wird voraussichtlich deutlich steigen und mit ihr auch die Arbeitsbelastung des Personals“, warnte Kluge. Gleichzeitig könnten wegen fehlenden Pflegepersonals in immer weniger Intensivbetten Patienten versorgt werden.