Arzneimittel-Lieferengpässe
Apotheker wünschen sich mehr Spielraum bei der Substitution
Mit Verfügbarkeitsanfragen beim Großhandel und Rücksprache in den Praxen haben die Apotheken nach eigenem Bekunden weiterhin alle Hände voll zu tun. Größere Freiheit bei der Produktauswahl wäre hilfreich.
Veröffentlicht:München. Lieferengpässe avancieren – so scheint’s zumindest – in den öffentlichen Apotheken zum Dauerbrenner. Beim Apothekertag in München forderten die Delegierten jetzt erweiterte Substitutionsmöglichkeiten. Ein entsprechender Antrag des Landesverbands Nordrhein sei „einstimmig ohne Enthaltung“ angenommen worden, so am Freitag der Branchendachverband ABDA.
Um Ärzte „von bürokratischem und zeitlichem Aufwand zu entlasteten, sollten Apothekerinnen und Apotheker mehr Handlungsspielraum beim Austausch verordneter Arzneimittel bekommen, heißt es. Es müsse verhindert werden, dass bei Produktengpässen oder -ausfällen „betroffene Patienten in ein ‚Karussell‘ zwischen Arztpraxis und Apotheke kommen“.
Außerdem solle die Dokumentation gegenüber den Kassen „so minimalisiert werden, dass Taxbeanstandungen weitgehend ausgeschlossen werden. Für den zusätzlichen Aufwand bei der Bewältigung von Lieferengpässen müsste ein angemessener finanzieller Ausgleich geschaffen werden“, heißt es weiter. Die jetzige Lieferengpasspauschale von 50 Cent pro Arzneimittel, nachdem bei mehreren Großhandlungen nachgefragt werden musste, sei zu gering.
Engpassbekämpfungsgesetz wirkt noch nicht
Nach einer aktuellen, den Angaben zufolge repräsentativen Branchenumfrage unter 500 Offizininhabern („Apothekenklima-Index 2024“) zählen Lieferengpässe für vier von fünf Apotheken (82,8 Prozent) „zu den größten Ärgernissen im Versorgungsalltag“. Die Mehrheit der Apothekenteams (77 Prozent) sei zwischen 10 und 40 Stunden pro Woche damit beschäftigt, Rezepte abzuwickeln, die sich nicht auf Anhieb bedienen lassen.
Patientenkommunikation, Rücksprache mit Ärzten und Anfragen beim Großhandel seien gleichermaßen aufwändig. Unterdessen lasse sich vor Ort noch keine nennenswerte Lageentspannung infolge des Lieferengpassgesetzes (ALBVVG) bemerken. Im Gegenteil: Laut ABDA gab bei der jüngsten Inhaber-Umfrage eine Mehrheit (53 Prozent) an, dass seit Inkrafttreten des Gesetzes Ende Juli vorigen Jahres die Produktbeschaffung sogar „signifikant mehr“ Arbeit mache. (cw)