Personalmangel

Aufnahmestopp in Kliniken

Fachkräftemangel und Pflegepersonaluntergrenzen sorgen dafür, dass Kliniken in Niedersachsen und Bremen zeitweise keine Patienten mehr aufnehmen. Vor allem Intensivstationen in Bremen sind immer öfter betroffen.

Christian BenekerVon Christian Beneker Veröffentlicht:
Eine Pflegekraft für maximal 2,5 Patienten: Die Personaluntergrenzen für Intensivstationen machen Klinikenderzeit Probleme.

Eine Pflegekraft für maximal 2,5 Patienten: Die Personaluntergrenzen für Intensivstationen machen Kliniken derzeit Probleme.

© Mathias Ernert, Medizinische Uniklinik Heidelberg

Hannover/ Bremen. In Niedersachsen und Bremen werden Intensivstationen immer häufiger im Rahmen des Online-Systems „Ivena“ vom Netz abgemeldet. Das berichtete das NDR-Fernsehmagazin „Panorama 3“. „Ivena“ ist ein internes Kommunikationssystem von Rettungsleitstellen und Kliniken, bei dem sich Stationen auch abmelden können, „wenn sie keine Patienten mehr aufnehmen können“, teilt das Magazin mit. So sollen Rettungswagen gezielt zu Krankenhäusern mit freien Kapazitäten gelenkt werden.

Abmeldequote liegt bei 66 Prozent

Die sieben Stadt-Bremer Kliniken zusammen hätten im Untersuchungszeitraum zwischen August 2019 und Januar 2020 eine „Abmeldequote für die Intensivstationen von mittlerweile 66 Prozent“, heißt es. An mehr als jedem dritten Tag meldeten sich sogar alle Bremer Klinken gleichzeitig und zum Teil bis zu acht Stunden lang ab.

In der Region Hannover lag die Abmeldequote für die chirurgischen Intensivbetten bei 32 Prozent, im Bereich der internistischen Intensivbetten bei zusammengerechnet 53 Prozent der Gesamtzeit. Insgesamt wurden die Daten von 84 Kliniken mit Intensivstationen in Niedersachsen und Bremen in die Betrachtung mit einbezogen.

Rot bedeutet nicht belegt

„Ivena ist kein Dokumentationssystem, sondern ein Steuersystem“, sagt indessen Rolf Schlüter, Sprecher des Bremer Klinikverbundes „Gesundheit Nord“ (GeNo). Das System solle mit der Markierung „rot“ keineswegs geschlossene und abgemeldete Stationen kennzeichnen, sondern darlegen, dass ein anderes Haus relativ größere Kapazitäten zur Versorgung hat, so Schlüter. Daran können sich die Rettungswagen orientieren. Auch wenn alle Krankenhäuser hoch ausgelastet sind, würden bei den vier GeNo-Häusern keine Patienten abgewiesen.

Grund für die Abmeldungen aber sei der Personalmangel, so Schlüter. So müssten immer wieder Intensivbetten ungenutzt bleiben, weil auf den Intensivstationen Pflegekräfte fehlen. „Wir versuchen aber, den Mangel von den sensiblen Bereichen fernzuhalten“, sagt Schlüter. Alle vier Krankenhäuser der GeNo haben 40 Pflegestellen ausgeschrieben, zehn davon als Intensivpflegestellen.

Von Engpässen berichtet auch Steffen Ellerhoff, Sprecher des Klinikums Hannover. Bei Bettenschließungen müssten Patienten auch mal in ein weiter entfernt liegendes Haus verlegt werden „oder der Rettungsdienst kann das Haus mit einem intensivpflichtigen Patienten nicht mehr anfahren“, so Ellerhoff.

Sperrung wegen Untergrenzen

Das Klinikum zählt in seinen 17 Häusern 400 Intensivbetten. In manchen Krankenhäusern sind bis zu 25 Prozent der Betten wegen der Pflegeuntergrenzen gesperrt. „Unsere angefragten Mitgliedshäuser suchen derzeit etwa 120 Fachkräfte in der Gesundheits- und Krankenpflege und etwa 20 in der Intensivpflege“, so Ellerhoff.

„Wir haben keine eigenen Auswertungen gemacht, aber es ist wahrscheinlich, dass vorhandene Betten wegen Personalmangels in der Pflege nicht genutzt werden können“, sagt auch Uwe Zimmer, Geschäftsführer der Bremer Krankenhausgesellschaft. Der Mangel zeigt sich erst recht, seitdem 2019 die Pflegeuntergrenzen eingeführt wurden. „Die Grenzen sind nicht am Bedarf orientiert“, kritisiert Zimmer. „Wenn sie unterschritten werden, heißt das nicht automatisch, dass schlecht gepflegt werde.“

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