Leitartikel zur Op-Menge
Außerirdische auf der Flucht
In Deutschland wird mehr operiert als in den meisten anderen Ländern. Das verunsichert immer mehr Patienten und zerstört Vertrauen. Doch die Gründe sind vielleicht vielschichtiger, als es auf den ersten Blick erscheint.
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Zuviel des Guten?
© Jochen Tack / imago
Angenommen, ein Außerirdischer - der deutschen Sprache mächtig - wäre vor einigen Tagen bei uns gelandet, um sich in einem Krankenhaus behandeln zu lassen.
Würde er die Klinik voller Vertrauen aufsuchen oder gleich wieder sein Raumschiff besteigen und so schnell wie möglich das Weite suchen? Die zweite Variante wäre die wahrscheinlichere.
Denn er würde von Manipulationen auf Wartelisten für Spenderorgane hören, von einem Arzt, der in den Niederlanden unglaubliches Unheil angerichtet hat, hier aber unbehelligt arbeiten konnte, von Chefärzten, die am besten verdienen, wenn sie möglichst viele Patienten operieren und von korrupten Ärzten, denen endlich das Handwerk gelegt werden muss.
Hätte er dann noch Montagabend die ARD-Sendung "Vorsicht Operation" eingeschaltet, wäre er vermutlich umgehend abgereist.
Denn wer die Reportage gesehen hat, wird sich kaum noch unbefangen zur Operation in ein deutsches Krankenhaus begeben. Geben doch die Zahlen, die genannt wurden, jedem zu denken ...