Corona-Prävention
BGW: Impfangebot sollte zum Arbeitsschutzstandard gehören
Das Nutzen-Risiko-Verhältnis des Corona-Vakzins Corminaty® (BioNTech/Pfizer) bewertet die Bundesregierung positiv. Auch der Unfallversicherer BGW sieht die Vorteile einer Impfung durch Zahlen belegt.
Veröffentlicht:Berlin. In einer kleinen Anfrage wollten AfD-Bundestagsabeordnete wissen, ob Bundesgesundheitsminister Lauterbach bei der Behauptung bleibe, dass die Impfung mit dem BioNTech-Impfstoff „nebenwirkungsfrei“ sei. Angesichts des „Fehlens von Studien zur Beurteilung des Risikos der Genotoxizität und Karzinerogenität“ sowie einer Untersuchung, die auf mögliche entzündungsfördernde Wirkungen hinweise, äußerten die Politiker daran Zweifel.
Nicht so die Bundesregierung: Das Nutzen-Risiko-Verhältnis des Impfstoffs werde weiterhin fortlaufend überprüft. Angesichts der nachgewiesenen Wirksamkeit der mRNA-Impfstoffe hinsichtlich der Verhinderung von COVID-19-bedingten Todesfällen und schweren Krankheitsverläufen seien die bislang beobachteten Impfreaktionen hinnehmbar, heißt es in der Antwort.
Die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) sieht durch eigene Zahlen belegt, dass die Corona-Impfungen nicht nur die Schwere, sondern auch die Dauer einer SARS-CoV 2-Infektion positiv beeinflussen. Dies machte die BGW in einer Stellungnahme deutlich, die sie zur Anhörung im Gesundheitsausschuss am Mittwoch verfasste.
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BGW: Rückgang schwerer Fälle trotz Delta
Im Auftrag der BGW hat das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf eine Auswertung der Krankheitsverläufe der als Berufskrankheiten anerkannten COVID-19 Fälle vorgenommen. Bei den anerkannten Fällen mit Infektionszeitpunkt im Jahr 2021 sei der Anteil der schweren Fälle von COVID-19 Erkrankungen im Vergleich zum Jahr 2020 um den Faktor drei zurückgegangen. „Dieser Effekt ist eingetreten, obwohl in der zweiten Jahreshälfte 2021 die deutlich aggressivere Delta-Variante dominierte“, heißt es in der Stellungnahme.
Als schwer werden werden in der Auswertung Fälle definiert, wenn während der akuten Phase der Infektion eine stationäre Behandlung erfolgte. „Es scheint wahrscheinlich, dass der Effekt der Impfung zu einer geringeren Hospitalisierungsquote führt“, schreibt die BGW.
Einen ähnlichen Effekt sieht die Berufsgenossenschaft auch bei der Dauer der Erkrankung und der Arbeitsunfähigkeit: „Versicherte, die länger als 12 Wochen eine Behandlungsbedürftigkeit oder eine Arbeitsunfähigkeit haben, werden bei der BGW ins Reha-Management aufgenommen. Von den anerkannten Fällen mit Infektionszeitpunkt im Jahr 2020 oder 2021 werden zwei Prozent vom Reha-Management betreut. Im Jahr 2021 hat sich der Anteil dieser Fälle lan allen COVID-19-Fällen im Vergleich zum Jahr 2020 annähernd halbiert (1,4 versus 2,6 Prozent).“
Die BGW, in der neun Millionen Beschäftigte aus dem Gesundheitswesen versichert sind, stelle deshalb in den Arbeitsschutzstandards darauf ab, dass Impfungen angeboten werden, sagte BGW-Hauptgeschäftsführer Jörg Schudmann bei der Anhörung im Gesundheitsausschuss. „Die Impfung hat eine hohe präventive Bedeutung für den Gesundheitsschutz der Beschäftigten.“
130 Meldung zu Impfreaktionen und -komplikationen
Auch zu Impfkomplikationen hat die BGW Zahlen vorgelegt: Ihr seien bisher 130 Impfreaktionen und -komplikationen als Versicherungsfälle gemeldet worden. Davon seien bisher 43 Fälle (33 Prozent) bearbeitet. In sechs Fällen (14 Prozent) wurde ein ursächlicher Zusammenhang zwischen Impfung und Erkrankung/Komplikation bestätigt.
In zwei Fällen handelte es sich um typische Impfreaktionen (kurzfristige Komplikationen: Kopfschmerz und Synkope). In drei Fällen wurde eine Myokarditis oder ein Herzinfarkt gemeldet und in einem Fall trat der Tod nach einer Sinusvenenthrombose, wenige Tage nach der Impfung mit einem Vektorimpfstoff ein. Damit seien in vier von 43 Fällen (9,3 Prozent der gemeldeten und bearbeiteten Fälle) „wahrscheinlich relevante Impfkomplikationen“ aufgetreten.
Ein Bezug auf die Anzahl der Gesamt-Geimpften sei aufgrund fehlender Gesamtdaten aber nicht möglich. „Wegen der insgesamt hohen Impfquote bei den Beschäftigten im Gesundheitswesen ist die Rate der gemeldeten und bestätigten Impfkomplikationen sehr gering“, so die BGW. (juk)