Legalisierung bei todkranken Menschen

Britische Abgeordnete bringen Gesetz zur Sterbehilfe auf den Weg

Sollen todkranke Menschen Hilfe bekommen können, um ihr Leben zu beenden? Großbritanniens Parlament spricht sich dafür aus und geht einen ersten Schritt zu einer Neureglung der Sterbehilfe.

Veröffentlicht:
Befürworter der legalen Sterbehilfe demonstrierten vor dem Parlament in London.

Befürworter der legalen Sterbehilfe demonstrierten vor dem Parlament in London.

©  Alberto Pezzali/AP

London. Großbritannien geht einen entscheidenden Schritt zur Legalisierung von Sterbehilfe . Im Unterhaus des Parlaments sprach sich eine Mehrheit der Abgeordneten dafür aus, dass todkranke Menschen Hilfe bekommen können sollen, um ihr Leben zu beenden. Die Pläne nehmen damit eine erste Hürde im Parlament und werden nun in Ausschüssen verhandelt, bevor es zu einer weiteren Abstimmung kommen wird.

Die britische Ärzteschaft hatte mit Spannung auf die Abstimmung gewartet. Immer wieder hatten Ärztinnen und Ärzte in der Vergangenheit darauf hingewiesen, dass das Thema „Sterbehilfe“aus ärztlicher Sicht trotz bestehender Gesetze „oftmals eine Grauzone“ gewesen sei.

Ärzte und Gericht müssen zustimmen

Der Gesetzesentwurf erlaubt die Sterbehilfe für Erwachsene in England und Wales, die nur noch weniger als sechs Monate zu leben haben, seit mindestens zwölf Monaten Patient einer Hausarztpraxis in England und Wales sowie geistig fit sind. Zwei Ärztinnen oder Ärzte müssen dem Schritt zustimmen, danach ist auch noch die Genehmigung eines Gerichts nötig. Laut Gesetzesvorlage muss der Patient oder die Patientin zudem das todbringende Medikament selbst und ohne ärztliche Fremdhilfe einnehmen.

330 Abgeordnete stimmten für die Änderung, 275 Abgeordnete stimmten dagegen. Vorausgegangen war eine fast fünfstündige, teils sehr emotionale Debatte im Parlament. Vor dem Unterhaus hatten hunderte Menschen stundenlang demonstriert.

Gesundheitspolitische Beobachter sehen die Abstimmung aber als einen sehr wichtigen Schritt im Königreich hin zu einer Liberalisierung. Das Sterbehilfegesetz würde für Patientinnen und Patienten in England und Wales gelten. In Schottland und Nord-Irland existieren andere Regelungen. Bisher gilt Beihilfe zum Suizid als Straftat, die mit bis zu 14 Jahren Haft bestraft werden kann.

Britische Regierung in der Frage gespalten

Eingebracht wurde die Gesetzvorlage von einer Abgeordneten der Regierungsfraktion. Das Kabinett von Labour-Premierminister Keir Starmer war vorab gespalten in der Frage. Der britischen Nachrichtenagentur PA zufolge stimmte Starmer dafür. Nach einer Umfrage von YouGov unterstützen sieben von zehn Briten eine Legalisierung der Sterbehilfe.

Die Neuregelung werde Sterbenden unter strengen Voraussetzungen „eine Wahl, Autonomie und Würde am Ende ihres Lebens“ geben, verteidigte Initiatorin Kim Leadbeater ihre Vorlage. Die Abgeordneten sollten frei nach ihrem Gewissen entscheiden und waren nicht an ihre Fraktion gebunden. Letztlich muss auch noch das Oberhaus zustimmen.

Was Kritiker zu den Plänen sagen

Gegner kritisieren dagegen unter anderem, dass sich Menschen mit der Legalisierung unter Druck gesetzt fühlen könnten, ihr Leben zu beenden. Manchen geht die Debatte auch zu schnell. Der Abgeordnete Danny Kruger von den Konservativen warnte vor einem „staatlichen Suiziddienst“.

Auch in Deutschland wird seit Jahren um eine mögliche gesetzliche Regelung der Sterbehilfe gerungen, bisher allerdings ergebnislos.(ast/dpa)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Suizidprävention in der Hausarztpraxis

Nicht jeder Sterbewunsch ist eine klare Entscheidung

Kommentare
Dr. Antigone Fritz und Hubertus Müller sitzen trocken am PC. Dort zu sehen: ein Bild vom Hochwasser in Erftstadt vor drei Jahren.

© MLP

Gut abgesichert bei Naturkatastrophen

Hochwasser in der Praxis? Ein Fall für die Versicherung!

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MLP
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Krisenkommunikation war Schwachpunkt in der Pandemie

© HL

Herbstsymposium der Paul-Martini-Stiftung

Krisenkommunikation war Schwachpunkt in der Pandemie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Lecanemab ante portas

Neue Alzheimer-Therapie: Wo behandeln, wie abrechnen?

Lesetipps
MFA bei einer Koloskopie

© Kzenon/stock.adobe.com

Fachkräftebindung

MFA an die Arztpraxis binden: So machen es Gastroenterologen