Steigende Infektionszahlen in Großbritannien
Britischer Ärztebund fordert Verlängerung statt Aufhebung der COVID-Maßnahmen
Die rasante Verbreitung der Coronavirusvariante B.1.617.2 bereitet britischen Ärzten Sorgen. Sie fürchten eine vierte Welle und fordern die Regierung auf, die für den 21. Juni geplante Aufhebung aller Corona-Restriktionen zu vertagen.
Veröffentlicht:London. Der britische Ärztebund (British Medical Association, BMA) hat die Londoner Regierung aufgefordert, die für den 21. Juni geplante Aufhebung aller COVID-Restriktionen vorerst zu stoppen. Hintergrund sind explosionsartig steigenden COVID-Infektionen im Königreich.
Premierminister Boris Johnson propagiert seit Wochen den 21. Juni als „Freedom Day“. An diesem Tag sollen auch die letzten COVID-Restriktionen fallen, darunter das Tragen von Mundschutz und die Abstandsregeln. Doch das stößt auf den Widerstand der britischen Ärzteschaft.
Druck auf Regierung Johnson erhöht sich
Die Tatsache, dass mit der BMA jetzt der politisch mit Abstand einflussreichste ärztliche Berufsverband öffentlich verlangt, die bisherigen Lockdown-Maßnahmen auch über den 21. Juni hinaus weiter bestehen zu lassen, erhöht den Druck auf die Regierung. Die BMA argumentiert, die Zahl der Neuinfektionen sei seit Ende Mai um mehr als 200 Prozent gestiegen, was Erleichterungen bei den Regeln zum derzeitigen Zeitpunkt „nicht angebracht“ erscheinen lässt. Allein in den vergangenen sieben Tagen ist die Zahl der Neuinefktionen um mehr als 240 Prozent gestiegen.
In Großbritannien dominiert inzwischen die zuerst in Indien aufgespürte Delta-Variante B.1.617.2 des Virus. Diese ist laut Epidemiologen deutlich infektiöser als andere Varianten.
Zahl der Krankenhauseinweisungen steigt
Auch die Zahl der Krankenhauseinweisungen als Folge neuer COVID-Infektionen ist in den vergangenen Tagen deutlich gestiegen. Die Ärzteschaft befürchtet bereits den Start einer vierten COVID-Welle.
Die Londoner Regierung dürfte zu Wochenbeginn entscheiden, ob die noch bestehenden Lockdown-Maßnahmen aufgehoben werden oder ob diese vorerst weiter bestehen werden. Die meisten Beobachter rechnen nicht mit einer Aufhebung. Zumal Johnson selbst auf die Frage, ob er nun weniger optimistisch sei als noch Ende Mai, am Samstag dem Sender Sky News sagte: „Ja, das ist sicherlich angemessen.“ Die Ausbreitung der zunächst in Indien entdeckten Delta-Variante des Virus sei sehr beunruhigend. (ast/dpa)