CSU sieht in Prävention ein "Gebot nachhaltiger Politik"
In der Koalition mehren sich die Stimmen, die der Prävention mehr Gewicht im Gesundheitswesen einräumen wollen. Ein Beispiel, dass sich Prävention lohne, sei der Diabetes, sagt etwa Unions-Vize Johannes Singhammer.
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Hat die Koalition wirklich ausreichend Interesse am Thema Prävention? Kritiker sagen nein.
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BERLIN (hom). In der Koalition wird der Ruf nach einer Präventionsstrategie lauter. Prävention und Vorsorge seien "Gebot einer nachhaltigen Gesundheitspolitik", erklärte Unions-Fraktionsvize Johannes Singhammer auf dem Zweiten Nationalen Workshop Diabetes-Versorgung am Mittwoch in Berlin.
Kritiker hatten der Koalition zuletzt immer wieder mangelndes Interesse am Thema Prävention vorgeworfen. So würden Union und FDP etwa auf ein Präventionsgesetz verzichten. Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) hatte erst kürzlich eine neue Initiative für mehr Gesundheitsvorsorge angekündigt. Seinen Vorstellungen zufolge sollen vor allem Haus- und Kinderärzte besser für Prävention honoriert werden. Kritiker hatten dies als zu kurz gegriffen zurückgewiesen (wir berichteten).
CSU-Gesundheitsfachmann Singhammer betonte, Prävention müsse einen "ganz neuen Stellenwert" bekommen. Diabetes sei ein gutes Beispiel dafür, dass sich Anstrengungen für mehr Prävention lohnten. Gegen den Diabetes gebe es letztlich nur ein "einziges Rezept - und das ist Prävention".
Eine Präventionsstrategie müsse alle Lebensbereiche umfassen und im Idealfall im Kindergarten beginnen. Dafür spreche auch der Umstand einer stark steigenden Zahl von Kindern, bei denen Diabetes diagnostiziert werde. Betroffen seien vor allem Kinder aus den "bildungsfernen" Schichten, in denen schlechte Ernährung und Bewegungsarmut oft Ursachen für einen Diabetes seien.
In Deutschland sind zurzeit etwa acht Millionen Menschen an Diabetes erkrankt. Weltweit wird die Zahl der Diabetiker auf 250 Millionen geschätzt. Bis 2025 könnte die Zahl der Betroffenen auf mehr als 400 Millionen steigen, warnen Experten.
Hans Lauber, Autor mehrerer Diabetes-Ratgeber, sagte, Diabetes werde von der Gesellschaft noch immer tabuisiert. Keiner rede wirklich gerne darüber. Diabetes müsse von den Betroffenen aber "als Chance" begriffen werden, einen falschen Lebensstil zu korrigieren, der von "zu viel, zu süßem, zu fettem Essen und zu wenig Bewegung" gekennzeichnet sei.
Hart ins Gericht ging Lauber mit der Fast-Food-Industrie. Deren Konzept lese sich geradezu wie "ein Masterplan zum Dickwerden". Lauber rief die Politik dazu auf, Fast-Food-Produkte einer "Fat Tax" zu unterwerfen und bestimmte Angebote wie "All you can eat" zu verbieten.