Nach der Kritik
Corona-Strategie: KBV sucht Dialog zu Berufsverbänden
Der Vorstoß der KBV für ein langfristiges Konzept zum Umgang mit der Corona-Pandemie hat viel Kritik provoziert aus Verbänden und Fachgesellschaften. Jetzt eröffnet die KBV den Dialog.
Veröffentlicht:Berlin. Nach teils heftiger Kritik an ihrem Positionspapier zur Corona-Strategie will die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) jetzt die Verbände besser einbeziehen. Sie würden eingeladen, gemeinsam „konkrete Lösungsvorschläge“ zu entwickeln, heißt es in einer Vorabmeldung vom Donnerstag.
Die Verbände sind dem Vernehmen nach diesen Donnerstag angeschrieben worden. Die KBV will mit ihnen einen „Maßnahmenkatalog zur Bekämpfung der Pandemie“ entwickeln.
Das Ziel sei ein „Werkzeugkasten“ für eine langfristige Strategie zum Umgang mit der Coronavirus-Pandemie, sagte KBV-Vorstandschef Dr. Andreas Gassen dem Bericht zufolge. Verbände und Fachgesellschaften seien zum „innerärztlichen Austausch“ eingeladen.
Viel Kritik am Vorgehen
Die KBV hatte am Morgen des 28. Oktober ein Positionspapier mit den Virologen Professor Hendrik Streeck (Bonn) und Professor Jonas Schmidt-Chanasit (Hamburg) veröffentlicht. Am selben Tag hatten sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder auf den Lockdown im November geeinigt.
In dem Positionspapier, das sich gegen einen Lockdown aussprach, waren zahlreiche Verbände als Unterzeichner genannt, darunter auch die Mitgliedsverbände des Spitzenverbands der Fachärzte (SpiFa) wie der Berufsverband der Anästhesisten (BDA).
Die hatten sich kurz darauf deutlich von dem Papier distanziert und insbesondere den Zeitpunkt der Veröffentlichung als „fatales Signal“ kritisiert. Auch weitere Verbände und Fachgesellschaften waren in der Folge auf Distanz zur KBV gegangen, darunter zuletzt auch die Virologen.
KBV für langfristige Perspektive
„Das Positionspapier habe zumindest die Diskussion entfacht, das war gut und wichtig“, sagt KBV-Chef Gassen. Im Dialog mit den Verbänden wolle die KBV nun „praktikable Strategien“ zur Bekämpfung des Coronavirus erarbeiten, ohne die Pandemie zu verharmlosen. Es gehe um „konkrete und handhabbare Lösungsvorschläge mit langfristiger Perspektive zum Schutz der Menschen“.
Dazu zählen laut Gassen Themen wie die Impfstrategie, der Einsatz von Schnelltests, die Verfügbarkeit von FFP-2-Masken in Pflegeeinrichtungen, aber auch die Kontaktnachverfolgung, die in etlichen Gesundheitsämtern nicht mehr gewährleistet werden kann.
Erst am Dienstagnachmittag tagte auf Einladung der Bundesärztekammer (BÄK) erstmals digital ein „ärztlicher Pandemierat“ aus Vertretern zahlreicher Fachgesellschaften. Ob der von der KBV angestoßene Dialog darin einfließen kann, war am Donnerstag zunächst offen. (nös)