Projekt mit der KV Berlin

DRK will Gesundheitsfachkräfte auf Hausbesuch schicken

Zur Entlastung von Praxen und Bereitschaftsdienst plant das Deutsche Rote Kreuz in Berlin ein Modellprojekt: Statt Ärzten sollen, wenn möglich, Gesundheitsfachkräfte den Besuch bei Patienten übernehmen.

Veröffentlicht:
Krankenschwester und Patientin im Gespräch

Es muss nicht immer ein Arzt oder eine Ärztin sein, die im Bereitschaftsdienst auf Hausbesuch geht. Das DRK will in einem Projekt Gesundheitsfachkräfte beauftragen.

© Miriam Dörr / Fotolia

Berlin. Mit Unterstützung der KV Berlin plant das Deutsche Rote Kreuz (DRK) ein Modellprojekt, dass die Hausärzte im Osten der Stadt und insbesondere den Bereitschaftsdienst entlasten soll. Kernidee ist, dass unter bestimmten Bedingungen nicht Ärzte, sondern speziell ausgebildete Gesundheitsfachkräfte Hausbesuche bei Patienten übernehmen. Vorbild ist ein Projekt im niedersächsischen Delmenhorst.

Starten könnte das Versorgungsprojekt im ersten Halbjahr 2025, so schwebt es dem DRK vor. Durchgeführt werden soll es in dem Berliner Ostbezirk Marzahn-Hellersdorf, in dem die hausärztliche Versorgung besonders dünn ist. 79 Hausarztsitze sind dort aktuell nicht besetzt, dabei steigt die Bevölkerungszahl. Ein Grund, warum die KV in dem Bezirk eine KV-Praxis errichtet hat.

Viele im Kiez ohne festen Arzt

Den Mangel an Hausärzten spürt auch das DRK, das dort ein Integriertes Gesundheitszentrum (IGZ) betreibt. Psychosoziale Beratung und Aufklärung über Prävention werden dort unter anderem angeboten, ebenso können sich Menschen Arztbriefe erklären lassen oder Hilfe bei Konflikten mit Krankenkassen bekommen.

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Das IGZ werde immer mehr Anlaufstelle für Bürger, die – auch wegen der Praxisaufgaben ohne Nachfolger – keinen festen Arzt mehr hätten. Zudem provoziere der Hausarztmangel unnötige Fahrten im Bereitschaftsdienst, sagte DRK-Präsident Mario Czaja.

Delmenhorst als Vorbild

Weil die Zukunft des Gesundheitszentrums, für das der Senat keine Mittel mehr bereitstellt, in den Sternen steht, sucht das DRK für seine Mitarbeiter dort neue Aufgaben. „Das Personal ist gut geeignet, im Modellprojekt weiterzumachen“, so Czaja.

Von der Idee, Hausbesuche durch Gesundheitsfachkräfte übernehmen zu lassen, hat das DRK die KV überzeugt. Vorbild ist ein Projekt in Delmenhorst, das 2018 für 30 Monate im Bereitschaftsdienst durchgeführt wurde. In fast 90 Prozent der Fälle konnte dort mit Hilfe der Gesundheitsfachkräfte und mit telemedizinischer Unterstützung eine suffiziente Patientenbehandlung ermöglicht werden. „Wenn es in Berlin die Hälfte oder zwei Drittel der Fälle wären, wären wir hochzufrieden“, sagte KV-Vorsitzender Dr. Burkhard Ruppert.

Ziel ist schnellere Versorgung

Das Konzept des DRK sieht folgendermaßen aus: Menschen, die den Bereitschaftsdienst der KV unter der 116117 anrufen, erhalten eine telefonische Ersteinschätzung mit Hilfe von SmED. Ergibt diese, dass zwar ein Hausbesuch notwendig ist, dieser aber nicht unbedingt durch einen Arzt erfolgen muss, rückt die Gesundheitsfachkraft aus.

Sie soll technisch an einen Telemediziner angebunden sein. So kann dieser vor Ort mit dem Patienten kommunizieren, während die Gesundheitsfachkraft vor Ort assistiert und Anweisungen des Arztes umsetzt. Die Vorteile liegen für Czaja auf der Hand: Patienten müssten im Bereitschaftsdienst nicht lange auf den Hausbesuch warten.

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Und der Telemediziner sei auf diese Weise in der Lage, pro Stunde bis zu fünf Menschen zu betreuen. „Im Bereitschaftsdienst schafft man sonst nur zwei pro Stunde“. sagte Czaja.

Welche Ausbildung die Gesundheitsfachkräfte haben müssen, damit sie die delegierten Aufgaben wahrnehmen können, darüber befindet sich das DRK im Gespräch mit der KV und der Ärztekammer. Das Qualifikationsniveau solle „über Rettungssanitäter und unter MFA“ liegen, so Czaja.

Niederlassung könnte attraktiver werden

In Gespräche tritt das DRK auch mit den Krankenkassen ein. Das Rote Kreuz sei bereit, erst einmal in Vorleistung zu treten. „Früher oder später muss es aber eine Refinanzierung geben über die delegierten Leistungen, damit die Beauftragung der Gesundheitsfachkraft abgedeckt wird“, so Mario Czaja.

Dass das Projekt funktioniert, davon ist KV-Chef Ruppert eigentlich schon überzeugt. Der Optimismus basiert auf den guten Erfahrungen, die die KV schon mit ihren telemedizinischen Tools gemacht hat. Mit der Einführung von SmED und einer telefonischen ärztlichen Beratung in der Leitstelle konnten im Bereitschaftsdienst die Hausbesuche von 180.000 auf 70.000 reduziert werden.

Mit dem Modellprojekt des DRK könne der „nächste Gang eingelegt werden“, sagte Ruppert. „Es würde Praxen im Osten entlasten“ und der Attraktivität der Niederlassung einen Schub verpassen. (juk)

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