Versorgung in Griechenland

Der Lichtblick im Olympia-Dorf

Wer in Griechenland krank wird, steht vor einem Problem. Eine Behandlung bei den wenigen niedergelassenen Ärzten können sich viele Patienten nicht leisten, ihre Anlaufstellen sind daher städtische Kliniken, die folglich überfüllt sind. Ein Ausnahmemodell ist die Poliklinik im Olympischen Dorf in Athen. Wir haben sie besucht.

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Das Olympische Dorf, in dem sich die Poliklinik befindet, kurz nach der Eröffnung 2004.

Das Olympische Dorf, in dem sich die Poliklinik befindet, kurz nach der Eröffnung 2004.

© Pantelis Saitas / epa / dpa

Aus Griechenland berichtet Jana Kötter

ATHEN. Allein die Geschichte des Hauses ist eine besondere. Denn die Poliklinik im Olympischen Dorf wurde vor allem zu einem Zweck errichtet: um Sportlern der Olympischen Spiele in Athen 2004 ohne weite Wege helfen zu können.

Während der zweiwöchigen Spiele vor elf Jahren wurden hier mehr als 6000 Patienten behandelt - vor allem mit Sportverletzungen und leichteren Beschwerden, die den Bewegungsapparat betrafen.

Heute ist das moderne Gebäude im Norden Athens ein Vorzeigemodell für die Primärversorgung in Griechenland, die sonst fast nur in Krankenhäusern stattfindet, weil es sich der Großteil der Patienten nicht mehr leisten kann, die privat niedergelassenen Ärzte zu bezahlen.

Denn es gibt nur wenige Haus- und Fachärzte, die mit der staatlichen Einheitsversicherung EOPYY zusammenarbeiten.

"Der Ansatz der Poliklinik Olympic Village ist ein völlig neuer", erklärt Dr. Charalambos Koulas, Augenarzt in der Einrichtung und stellvertretender Präsident der Griechischen Versicherung für Ärzte, Zahnärzte und Pharmazeuten (TSAY).

"Patienten zahlen eine Gebühr von zehn Euro, dies ist die private Komponente - doch die Klinik ist in städtischem Besitz und die Kosten für die Behandlung werden von der Stadt übernommen."

Träger ist die Stadt Athen

Griechenland - Innenansichten einer Krise

"Ärzte Zeitungs"-Redakteurin Jana Kötter berichtet aus Athen über die Situation im krisengeplagten Griechenland und konzentriert sich dabei auf die medizinische Versorgung.

In der Serie "Griechenland - Innenansichten einer Krise" fassen wir ihre Berichte zusammen. Schon erschienen ist folgender Artikel:

- Die Probleme der Apotheker in Athen

15 Allgemein- und Fachärzte arbeiten in dem Zentrum, vom Augen- über HNO-Arzt bis hin zum Psychologen sind viele Fachrichtungen dort anzutreffen. In den nächsten zwei Monaten sollen zwölf weitere Fachärzte angestellt werden.

Für Koulas stellt das Primärversorgungszentrum einen innovativen Ansatz dar, der das in seinen Augen dringendste Problem des griechischen Gesundheitssystems - die mangelnde Primärversorgung - lösen könnte.

"Gerade in Städten wie Athen und Thessaloniki hat Griechenland eine Arztdichte weit über dem europäischen Durchschnitt", sagt Koulas. "Das Problem ist jedoch, dass es sich dabei nur um einen kleinen Anteil Haus- und einen viel zu großen Anteil Fachärzte handelt.

Die Primärversorgung finde fast ausschließlich in städtischen Kliniken statt. "Das Krankenhaus ist aber kein Ort für die Diagnose, es sollte sich um Sekundärversorgung kümmern - doch das kann es wegen des Andrangs von Patienten auch nicht mehr."

Drastische Gehaltskürzungen

Das Modell der Poliklinik Olympic Village werde bei den Patienten gut angenommen, sagt Dr. Koulas. "Unsere Patienten sind keinesfalls nur reiche Menschen.

Aber die Patienten, auch wenn sie weniger Geld haben, sind froh, für den vergleichsweise geringen Betrag von zehn Euro eine Versorgung auf hohem Niveau und geringe Wartezeiten zu erhalten."

In den rein staatlichen Strukturen könne es durchaus sechs Monate dauern, um einen Augenarzt-Termin zu erhalten.

Weil die Poliklinik letztlich jedoch in städtischem Besitz ist, haben auch die angestellten Ärzte die Folge der Krise mitbekommen: Koulas Gehalt sank von einst 2000 auf 1250 Euro. Nichtsdestotrotz seien die Arbeitsbedingungen in der staatlich-privaten Klinik keinesfalls jenen in den großen Krankenhäusern gleichzustellen.

"Die Patienten bilden Schlangen, die Wartezeiten betragen häufig viele Stunden, wobei das Personal an der Grenze zum Burnout arbeitet", beschrieb der Chirurg Dr. Boris Treptow jüngst im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung".

"Viele Kliniken arbeiten immer öfter ganz ohne Assistenzärzte, die Dienstpläne können nicht vollständig ausgefüllt werden und man sucht, vor allem in ländlichen Gegenden, vergebens nach bestimmten Fachärzten."

Dieses Problem sieht auch Koulas als Vertreter des Ärztestandes. Für einige Fachrichtungen gebe es keine Anlaufstelle, die Bewohner müssen in jedem Fall auf das Festland. Koulas und seine Kollegen reisen deshalb regelmäßig von Insel zu Insel, um ehrenamtlich dort zu behandeln.

"Ich denke, auch hier bräuchten wir ein festes Bedarfsplanungsmodell, etwa könnte ein Facharzt pro zehn benachbarte Inseln als Schlüssel festgehalten werden."

Ob die Idee der Poliklinik im Norden Athens auch hilft, dieses Problem zu lösen, könnte zukünftig auf Santorin getestet werden: Auf der Urlaubsinsel ist ein neues Krankenhaus geplant, das auch die umliegenden Inseln, deren Bewohner und Touristen versorgen soll.

Ob es eine rein staatliche Einrichtung wird oder das Modellprojekt aus dem Olympischen Dorf tatsächlich einen Nachahmer findet, werde aktuell noch diskutiert.

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