Spahn berichtet
Deutschland läuft mit Corona-Impfstoff voll
Gesundheitsminister Jens Spahn sieht die Ankündigungen der Bundesregierung in Sachen Corona-Impfung als „übererfüllt“ an. Die Länder bitten darum, dass die wöchentliche Impfstoff-Liefermenge reduziert wird.
Veröffentlicht: | aktualisiert:Berlin. Die Corona-Impfkampagne erreicht die Mühen der Ebene. Es sei jetzt besonders wichtig, gemeinsam mit den Kommunen niedrigschwellige Angebote durch mobile Impfteams auszubauen, heißt es in einem „Bericht zum Stand der COVID-19-Impfkampagne“ von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) an die Mitglieder des Gesundheitsausschusses und der Gesundheitsministerkonferenz der Länder. Der Bericht liegt der „Ärzte Zeitung“ vor.
Demnach sollen möglichst viele Menschen auf Marktplätzen, vor Kirchen und Moscheen, in Einkaufszentren, in Universitäten, Berufsschulen und Schulen sowie bei Freizeitaktivitäten auf das Impfen angesprochen werden.
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Für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren ständen im Juli und August zudem ausreichend Impfdosen von BioNTech/Pfizer und Moderna zur Verfügung, um den rund 4,5 Millionen zwölf- bis 17-Jährigen im Land ein Impfangebot zu machen.
Bei Bund und Ländern werden die Stimmen lauter, möglichst bald zu einem Spitzentreffen von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und den Ministerpräsidenten der Länder zusammenzukommen.
„Impfangebot ist erfüllt“
Spahn (CDU) sieht die Ankündigungen der Bundesregierung in Sachen Impfen als „übererfüllt“. Das zu Beginn der Kampagne ausgegebene Ziel, jeder impfwilligen Person bis Ende des Sommers ein Impfangebot zu machen, sei bereits erreicht, schreibt der Minister.
Stand Freitag (23. Juli) – auf diesen Tag bezieht sich Spahn in seinem Schreiben an den Ausschuss – waren 40,4 Millionen Menschen in Deutschland (48,5 Prozent) zweimal geimpft. Mindestens einmal geimpft waren 50 Millionen Deutsche (60,6 Prozent).
Bei einer unterstellten Impfbereitschaft von 75 Prozent unter den Erwachsenen seien somit 95 Prozent der impfbereiten Erwachsenen mindestens einmal geimpft, schreibt Spahn. In der Risikogruppe der Über-60-Jährigen seien bereit 75 Prozent voll geschützt.
Straffung der Lieferkette
Für das dritte Quartal haben die Impfstoffhersteller mehr als 100 Millionen Dosen Impfstoff angekündigt (siehe nachfolgende Grafik). Da längst nicht mehr alle Impfzentren in Betrieb sind, hätten erste Länder um eine Verringerung der wöchentlichen Liefermengen von mindestens 2,25 Millionen Dosen gebeten, heißt es in dem Bericht, der der „Ärzte Zeitung“ vorliegt.
Da die Verfügbarkeit an Impfstoffen die Nachfrage übersteige, sollen vorhandene Mengen ab Mitte August nicht mehr komplett ausgeliefert werden. Für Arztpraxen und Betriebsärzte werde ohnehin nach Bedarf geliefert. Perspektivisch sollen auch die mobilen Impfteams die benötigten Mengen über die Apotheken und den Apotheken-Großhandel beziehen.
Berichtslücke bei Betriebsärzten
Die Kampagne der Betriebsärzte weist offenbar Berichtslücken auf. Konkret seien 4,3 Millionen Impfdosen an die Betriebsärzte gegangen, aber nur 1,4 Millionen als verimpft in das System zurückgemeldet worden. Im Gesundheitsministerium geht man davon aus, dass ein Großteil dieser Dosen dennoch verimpft sei. „Dies würde einem zusätzlichen Beitrag von einem, eher wie Prozent der Bevölkerung entsprechen“ heißt es in dem Bericht.
Was Auffrischimpfungen angehe, lägen noch keine validen Daten vor, wie lange der Impfschutz der bisher eingesetzten Vakzinen reiche, heißt es in dem Bericht unter Bezug auf das Paul-Ehrlich-Institut. Es könne aber „von mindestens sechs Monaten“ ausgegangen werden.
Die Bundesregierung plant gleichwohl bereits voraus: Für 2022 sollen 204 Millionen Dosen an Corona-Impfstoffen gesichert werden. Grundsätzlich soll die Beschaffung weiter über die EU laufen.