GKV-Einnahmen

Die Kassen sprudeln

Dank eines um knapp 22 Prozent gestiegenen Bundeszuschusses haben alle Kassenarten im ersten Quartal 2016 einen Überschuss erzielt. Mit 6,2 Prozent steigen die Einnahmen der GKV stärker als die Ausgaben mit plus 5,5 Prozent.

Helmut LaschetVon Helmut Laschet Veröffentlicht:
Die Kassen sprudeln

© Christian Ohde / dpa

BERLIN. Die anhaltend kräftige Konjunktur am Arbeitsmarkt stärkt die Finanzkraft der Krankenkassen. Insgesamt verfügt das GKV-System über Finanzreserven von 24,9 Milliarden Euro, 14,9 Milliarden Euro entfallen auf die Einzelkassen, zehn Milliarden Euro auf den Gesundheitsfonds.

Das geht aus den am Dienstag vom Bundesgesundheitsministerium veröffentlichten Finanzdaten der GKV für das erste Quartal 2016 hervor.

Auf der Einnahmenseite schlagen mehrere Faktoren zu Buche:

- Relativ hohe Tarifabschlüsse: Je Versichertem steigen die Beitragseinnahmen um 4,3 Prozent;

- Wachsende Beschäftigung: Das führt dazu, dass die Beitragseinnahmen mit 5,2 Prozent auf 49 Milliarden Euro noch stärker steigen;

- Der um 21,8 Prozent auf 3,47 Milliarden Euro gestiegene Bundesausschuss. Das führt zu einem Gesamteinnahmenanstieg von 6,2 Prozent auf 52,5 Milliarden Euro.

Saisonbedingt verbleibt ein Defizit im Gesamtsystem von 2,5 Milliarden Euro, das üblicherweise durch Verbeitragung von Urlaubs- und Weihnachtsgeld in der zweiten Jahreshälfte kompensiert wird.

Der Ausgabenanstieg ist im Vergleich zum Vorjahr 3,2 Prozent je Versicherten rückläufig. Das gilt insbesondere für Arzneimittel: Im ersten Quartal 2016 lag der Zuwachs bei drei Prozent; im Vorjahresquartal hatte das Wachstum bei fünf Prozent gelegen.

Effekte durch Hepatitis-C-Arzneien haben sich normalisiert

Seit Herbst 2014 hatte innovative Arzneimittel, insbesondere neue Präparate gegen Hepatitis C, für einen Ausgabenschub von 9,4 Prozent gesorgt - inzwischen ist wieder eine Normalisierung eingetreten. Um 8,4 Prozent auf 835 Millionen Euro sind die Entlastungen gestiegen, die Krankenkassen durch herstellerindividuelle Rabatte erzielen.

Das das Wachstum der Ausgaben für ambulante ärztliche Behandlung liegt mit 3,9 Prozent je Versichertem über dem Zuwachs der Arzneiausgaben. Und in absoluten Zahlen: Mit 9,84 Milliarden Euro fließen der vertragsärztlichen Versorgung mehr Geld zu als für Arzneimittel ausgegeben wird (9,71 Milliarden Euro.

Einen moderaten Anstieg verzeichnen die Ausgaben für Krankenhäuser um 2,4 Prozent je Versicherten und 3,2 Prozent absolut. Erstmals nach mehreren Jahren mit teils zweistelligen Zuwächsen sind die Ausgaben für Krankengeld mit minus 0,1 Prozent leicht rückläufig.

Einen regelrechten Sprung nach oben - plus 45 Prozent - machten die Ausgaben für Präventionsleistungen: sie erreichten im ersten Quartal 103 Millionen Euro. Den Zuwachs führt das Bundesgesundheitsministerium auf das Präventionsgesetz zurück.

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Kommentare
Dr. Wolfgang Bensch 22.06.201612:32 Uhr

Hohe Tarifabschlüsse - welchen Nutzen haben die Arbeitnehmer?

Das bleibt im deutschen Sozialsystem eine der spannensten Fragen, wo der normale Arbeitnehmer durch den automatischen Einzug der einzelnen Posten selten weiss, wie teuer der Sozialstaat kommt.
Mehr Netto vom Brutto ... oder "verfügbares Einkommen" wodurch?

Dr. Henning Fischer 21.06.201618:03 Uhr

@Erwin Bader: wein, wein, Tränen, Tränen


"...Würde man jetzt alle Budgets abschaffen, dann wäre der Überschuss innerhalb weniger Wochen verbraucht und danach müssten alle Versicherten höhere Zusatzbeiträge zahlen..."

Oh nein, dann lassen wir es lieber dabei, daß Kassenärzte nur 62% ihrer Leistungen bezahlt bekommen.

Allerdings gibt es dann schon ein Problem mit dem Nachwuchs, der das weiß und nicht mehr mitmacht.

Aber ohne Ärzte steigt ja wieder der Überschuß. Wie schön für die Krankensparkassen. Und wie schlecht für die Patienten, die vielleicht ganz gerne mehr bezahlen würden, wenn sie überhaupt noch behandelt werden.


Erwin Bader 21.06.201613:16 Uhr

Abschaffung der Budgets - gute Idee?

Die Finanzpolster der Kassen klingen zwar recht hoch, betragen aber gerade mal etwa 7 % der Jahresausgaben.

Budgets gibt es nicht nur bei den Ärzten, sondern auch bei Krankenhäusern und anderen Leistungserbringern.

Würde man jetzt alle Budgets abschaffen, dann wäre der Überschuss innerhalb weniger Wochen verbraucht und danach müssten alle Versicherten höhere Zusatzbeiträge zahlen.

Vielleicht doch keine so gute Idee!

Carsten Windt 21.06.201613:00 Uhr

Jetzt können wir jubeln

Das sind pro Versicherten weniger als 6 €.
Allerdings ist im ersten Halbjahr immer ein kleines Plus vorhanden. Die Abrechnung erfolgt am Ende des Jahres

Dr. Henning Fischer 21.06.201611:47 Uhr

prima! Dann können ja endlich die krassen Honorabudgets abgeschafft werden!


oder wollen die Krankensparkassen das Geld lieber selber verbraten?

(Osteo- und Homöopathie, Reiseimpfungen und weiterer Schnickschnack, Vorstandsgehälter...)

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