Virologe Drosten

Die Krux der hilfreichen Corona-Antigen-Schnelltests

Für einen Durchbruch in der Labordiagnostik hält Virologe Professor Christian Drosten die Antigen-Schnelltests auf SARS-CoV-2 – auch wenn sie „nie perfekt sein“ werden. Dennoch gebe es ein paar Punkte zu beachten.

Julia FrischVon Julia Frisch Veröffentlicht:
Antigen-Schnelltest: Sie sind nicht immer der Weisheit letzter Schluss, aber zum Beispiel für Besucher in Pflegeheimen oder für regelmäßige Tests bei Klinikpersonal gut geeignet, sagt der Virologe Christian Drosten.

Antigen-Schnelltest: Sie sind nicht immer der Weisheit letzter Schluss, aber zum Beispiel für Besucher in Pflegeheimen oder für regelmäßige Tests bei Klinikpersonal gut geeignet, sagt der Virologe Christian Drosten.

© Sven Hoppe / dpa / picture alliance

Berlin. Ein, möglicherweise zwei Antigen-Schnelltests gebe es momentan, die auffällig viele falsch positive Ergebnisse lieferten, sagt Professor Christian Drosten. Er erwarte aber, dass bei diesen schlechten Tests nachkorrigiert werde.

Insgesamt werde es noch einen Qualitätssprung geben, sagte Drosten bei der Digitalveranstaltung der jährlichen „Zukunftswerkstatt Innovative Versorgung“. Die Antigen-Schnelltests werden in ihrer Spezifität aber „nie perfekt sein“.

Die Tests bezeichnete der Direktor des Instituts für Virologie an der Berliner Charité als „extremen Durchbruch in der Labordiagnostik“. „Innerhalb von zehn Minuten können sie sagen, ob jemand infektiös ist.“ Die Point-of-Care-Tests seien deshalb sinnvoll etwa in Pflegeheimen, um die Virusbelastung von Besuchern abzuklären.

Die Gültigkeit dieser Tests müsse aber mit einem „Haltbarkeitsdatum versehen werden“, mahnte Drosten. Sie gelte dann nur für den Tag des Besuchs. Die Antigentests seien ebenso sinnvoll, um mindestens einmal in der Woche Krankenhauspersonal zu testen oder Quarantäne-Zeiten zu verkürzen. Diskutiert werde derzeit, ob sie als Intervention bei Akutausbrüchen geeignet seien, beispielsweise in Kasernen.

Massentestung mit Schnelltests nicht sinnvoll

Eine Massentestung mittels Antigentests in der ganzen Bevölkerung sollte bei niedriger Positiverwartung aber nicht vorgenommen werden, so Drosten. Dann sei die Anzahl der Personen, die falsch positiv getestet werden und zu Unrecht in Isolation müssen, zu hoch.

Zudem könnten solche Massentestungen nur auf freiwilliger Basis vorgenommen werden. Ob damit die richtigen Zielgruppen erreicht werden, sei fraglich. Der Erfolg hänge schließlich auch davon ab, dass sich die positiv Getesteten in Selbstisolation begeben. „Erfahrungsgemäß ist die Adhärenz sehr gering“, sagte Drosten. Eine Kontrolle sei wegen fehlender Kapazitäten aber nicht möglich.

Bei den PCR-Tests laufen laut Christian Drosten Vorbereitungen, dass bei diesen obligat neben dem Befund auch eine Infektiositätseinschätzung anhand der gemessenen Viruslast mitgeteilt wird.

„Deutschland digital noch zu naiv“

Vor der Gefahr, dass sich nicht nur Deutschland nach überstandener Pandemie auf den Lorbeeren ausruhen könnte, warnte Christof von Kalle, Professor für Klinisch-Translationale Wissenschaften am Berlin Institute of Health und der Charité. COVID-19 sei nur „ein Gruß aus der Küche im Verhältnis zu hochkantagiösen Infektionen“, sagte er. Unter anderem sei Deutschland digital noch zu naiv.

Daten müssten besser zum Wohle der Patienten genutzt werden. Ferner sei es dringend notwendig, dass für eine „systematische Preparedness“ klare Zuständigkeiten geschaffen werden und eine Planung und Budgetierung erfolge.

Vor allem Virologie, Immunologie und Antiinfektiva-Forschung müsse prophylaktisch beauftragt werden, damit kontinuierlich und unabhängig von einer „Endkundennachfrage“ an wichtigen Themen gearbeitet werden könne.

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