Kongress Pflege in Berlin

Diese Themen prägen das Pflegejahr 2020

Rund 1 700 Teilnehmer werden am 24. und 25. Januar zu dem von Springer Pflege veranstalteten Kongress Pflege in Berlin erwartet. Aktuelle Reformen der Bundesregierung dürften für lebhafte Diskussionen sorgen.

Von Thomas Hommel Veröffentlicht:
Zuwendung: Im alternden Deutschland nimmt der Bedarf an professionellerPflege deutlich zu.

Zuwendung: Im alternden Deutschland nimmt der Bedarf an professioneller Pflege deutlich zu.

© Sandor Kacso / stock.adobe.com

Berlin. Derart viele Scheinwerfer waren selten auf die Pflege gerichtet. Soeben erst hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) das „Jahr der Pflegekräfte und Hebammen“ ausgerufen.

Und auch in Deutschland sind seit Kurzem zahlreiche neue Gesetze und Verordnungen wirksam, die den Pflegealltag unmittelbar beeinflussen (siehe nachfolgende Aufzählung).

Darüber wird auch beim von Springer Pflege veranstalteten Kongress-Pflege, der am 24. und 25. Januar in Berlin stattfindet, diskutiert.

Laut Pflegeberufereformgesetz sind seit 1. Januar Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflegeausbildung unter dem Dach einer generalistischen Lehre vereint. Die neue Ausbildung soll für mehr Praxisbezug sorgen, sie ist für Azubis kostenlos und muss vergütet werden.

Sie soll den Berufszweig attraktiver machen und Absolventen mehr Einsatzmöglichkeiten auf allen Feldern der Pflege bieten. Kritiker fürchten indes, Auszubildende könnten die Altenpflege meiden und verstärkt Pflegejobs in Krankenhäusern suchen.

Eine Sorge, die manchen auch bei der Herauslösung der Pflegepersonalkosten aus dem Fallpauschalen-System umtreibt. Das Pflegepersonal-Stärkungsgesetz sieht vor, dass jede neue Pflegestelle im Krankenhaus von den Kassen voll refinanziert wird.

Dadurch, so die Kritik, werde der Wettbewerb um neue Köpfe zulasten von Altenheimen und ambulanten Diensten weiter verschärft. Hohe Abwerbeprämien lockten schon heute Pflegeprofis aus der Langzeitpflege in die akutstationäre Versorgung.

Personaluntergrenzen in Bereichen wie etwa der Intensivmedizin oder der Kardiologie gelten bereits seit Anfang 2019. Dieses Jahr werden die Vorgaben ausgeweitet und noch verschärft. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) erhofft sich dadurch eine höhere Patientensicherheit. Vertreter der Krankenhäuser sprechen hingegen von „detailgenauer Überwachung“ und pochen auf ein alternatives Bemessungsinstrument.

Die Pflegepersonaluntergrenzen-Verordnung habe „beste Chancen, Unwort des Jahres zu werden“, kommentiert der Vorsitzende des Bundesverbands Pflegemanagement, Peter Bechtel.

„Es besteht das Risiko, dass Verschiebungen von Personal in Bereiche mit Untergrenzen vorgenommen werden, um Quoten einzuhalten und Sanktionen zu entgehen.“ Dafür würden Unterbesetzungen auf weniger pflegesensitiven Stationen in Kauf genommen, warnt Bechtel.

Mehr als 100 Einzelmaßnahmen umfasst die „Konzertierte Aktion Pflege“ der Bundesregierung. Ziel ist es, den Pflegeberuf attraktiver zu machen – auch durch eine Neuordnung der beruflichen Beziehungen zwischen Ärzten und Pflegekräften.

So sollen Pflegeprofis im Rahmen von Modellvorhaben Heil- und Hilfsmittel verordnen dürfen. Thomas Meißner vom Vorstand des Anbieterverbands qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen verbindet damit die Hoffnung, dass die 2012 angestoßene Heilkundeübertragung an Pflegekräfte – etwa im Bereich der Wundversorgung – neu belebt wird.

Dass Pflegehilfsmittel jetzt ins Zentrum gerieten, habe einen einfachen Grund: „Hier lässt sich schnell und problemlos etwas umsetzen, was dem Budget der Ärzte kaum schadet.“ Letztlich gehe es darum, die Pflegeprofession zu einem „gleichberechtigten und auf Augenhöhe agierenden Partner des Arztes“ zu machen.

Für Veränderungen sorgen auch das kürzlich verabschiedete MDK-Reformgesetz und der überarbeitete Pflege-TÜV. Mit der Reform des MDK werden die Medizinischen Dienste (MD) organisatorisch von den Kassen abgetrennt. Der umgebaute Pflege-TÜV wiederum sieht seit November 2019 neue Qualitätsindikatoren für Pflegeheime vor.

Geplant ist eine Mischung aus interner und externer Qualitätssicherung. So müssen die Einrichtungen einer zentralen Datenstelle der Pflegekassen melden, inwieweit sie die 16 Indikatoren umsetzen. Prüfer der MD gleichen die Ergebnisse bei Besuchen vor Ort mit der Realität ab. Ergebnisse werden der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Pflegenoten entfallen.

Der Kongress Pflege 2020 findet am 24. und 25. Januar in Berlin statt. Weitere Informationen zum Kongress finden Sie unter www.gesundheitskongresse.de.

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