Kommentar
Ein Anfang ist gemacht
Die Labour-Regierung plant Reformen im NHS, aber bis es Erfolge gibt, brauchen die Briten noch Geduld.
Veröffentlicht:
© privat
Es klingt zunächst einmal gut. Sehr gut sogar. Weniger Bürokratie im britischen Gesundheitswesen, stattdessen mehr Geld für die direkte Patientenversorgung in Hausarztpraxen und Kliniken. Schließlich fordern ärztliche Berufsverbände seit Jahrzehnten genau das: weniger Bürokratie, mehr Hilfe für hilfsbedürftige Patientinnen und Patienten in den Hausarztpraxen und Kliniken. Insofern ist die Ankündigung des britischen Premierministers Keir Starmer durchaus positiv und ein erster mutiger Schritt in die richtige Richtung.
Freilich: wie so oft steckt der Teufel hier im Detail. Tatsache ist, dass der staatliche britische Gesundheitsdienst seit vielen Jahren in einer Dauerkrise steckt. Millionen warten teils jahrelang und in Schmerzen auf eine Operation. Der Zugang zum Hausarzt wird zunehmend schwierig, weil die staatlichen Primärarztpraxen hoffnungslos überlaufen sind.
Die Probleme sind nach Einschätzung von Experten so groß, dass es viele Jahre dauern dürfte, bis die Briten wieder eine Gesundheitsversorgung haben, die eines relativ wohlhabenden Landes wie Großbritannien würdig ist. Experten sagen auch, dass die jetzt angekündigten Einsparungen von umgerechnet rund 596 Millionen Euro nicht viel mehr sind als „ein Tropfen auf dem heißen Stein“, urteilte beispielsweise der international renommierte Kings Fund.
Zudem steht leider zu erwarten, dass die Umstrukturierung – immerhin die erste dieser Art seit den 90iger Jahren – kurz- und mittelfristig zu mehr Problemen bei der Patientenversorgung führen wird. Ein Preis, den es aber wert ist, zu bezahlen. Vorausgesetzt die Gesundheitsversorgung im Königreich wird sich langfristig und dauerhaft wirklich verbessern.Schreiben Sie dem Autor: gp@springer.com