Hausarztzentrierte Versorgung
Erfolg bei Darmkrebs-Früherkennung
Bei Versicherten, die an den Selektivverträgen in Baden-Württemberg teilnehmen, ist die Darmkrebs-Inzidenz etwa dreimal so stark gesunken wie in der Regelversorgung.
Veröffentlicht:
Bei Frauen, die an der HzV teilnehmen, sank die Inzidenz von Darmkrebs um 9,6 pro 100.000.
© Henry Schmitt / fotolia.com
STUTTGART. Das 2011 eingeführte Einladungsverfahren zur Vorsorgekoloskopie im Rahmen der Selektivverträge der AOK Baden-Württemberg und der BKK Bosch haben zu einer deutlich höheren Inanspruchnahme der Darmkrebs-Früherkennung und in der Folge zu einer deutlich überproportionalen Senkung der Darmkrebsinzidenz im Vergleich zur Regelversorgung geführt.
Diese Bilanz haben gestern die beiden Kassen sowie der Hausärzteverband und Medi Baden-Württemberg veröffentlicht.
Ausgewertet worden war die Entwicklung der Darmkrebsinzidenz bei 55- bis 85-jährigen Versicherten in den Selektivverträgen und in der Regelversorgung in den Jahren 2009 bis 2014.
Danach ist die Rate der Neuerkrankungen bei den in die hausarztzentrierte Versorgung eingeschriebenen Männern um 24,5 pro 100.000 gesunken, in der Regelversorgung nur um 8,5 pro 100.000.
Bei Frauen, die an der HzV teilnehmen, sank die Inzidenz um 9,6 pro 100.000, in der Regelversorgung jedoch nur um 1,8 je 100.000. Das Ausgangsniveau der Inzidenz lag im Jahr 2009 bei den Männern bei 81,7 und bei Frauen bei 49,9 Neuerkrankungen je 100.000 Versicherte.
Kampagne "Darm-Check" findet jährlich statt
Nach Auffassung der Vertragspartner hat dazu wesentlich das im Jahr 2011 eingeführte Einladungsverfahren beigetragen, das bereits 2009 von einem Experten-Workshop des Bundesgesundheitsministeriums als Instrument eines Nationalen Krebsplan empfohlen worden war, aber voraussichtlich erst 2017 bundesweit verbindlich durch den Gemeinsamen Bundesausschuss eingeführt wird.
Ein weiteres Element der Selektivverträge in Baden-Württemberg ist die jährlich stattfindende Kampagne "Darm-Check", die die Zielgruppe über die Früherkennungs-Koloskopie sachlich informiert.
Als besonderer Service wird eingeschriebenen Versicherten ein Wunschtermin beim Gastroenterologen binnen 14 Tage vermittelt. Seit 2014 haben auch Versicherte zwischen 50 und 54 Jahre Anspruch auf eine Koloskopie. Die Effekte auf die Darmkrebsinzidenz werden derzeit untersucht.
Weitere positive Effekte auf die Mobilisierung der Patienten versprechen sich die Vertragspartner von einer zusätzlichen softwareunterstützten Erinnerungsfunktion beim Hausarzt.