Ausländische Ärzte

Fast jeder zweite besteht Prüfung nicht

Ärzte, die aus Drittstaaten stammen und in Deutschland ärztlich tätig sein wollen, müssen ihre medizinischen Kenntnisse bei den Kammern nachweisen. Und da hapert es gewaltig.

Anke ThomasVon Anke Thomas Veröffentlicht:
Ausländische Ärzte im Krankenhaus.

Ausländische Ärzte im Krankenhaus.

© Bernd Thissen / dpa / picture-alliance

NEU-ISENBURG. Immer mehr Ärzte aus Syrien, Rumänien, Serbien, der Ukraine, Russland und Aserbaidschan wollen in Deutschland Fuß fassen und ärztlich tätig werden.

Laut Statistik der Bundesärztekammer wurden bei oben genannten Ländern 2016 die stärksten Zuwächse verzeichnet.

Die meisten ausländischen Ärzte stammten dabei laut der Bundesärztekammer 2016 aus Rumänien (4285), Griechenland (3118) und Syrien (2895), gefolgt von Österreich (2600).

Um zu zeigen, dass die Erhebung einer Anamnese, die Diagnosestellung oder das Schreiben eines Arztbriefes keine sprachlichen Probleme bereiten, müssen die Anwärter für die Tätigkeit in Deutschland eine Sprachprüfung absolvieren und außerdem auch ihre medizinischen Kenntnisse unter Beweis stellen.

Laut einem aktuellen Bericht des MDR, der bei verschiedenen Ärztekammern nachgefragt hat, scheitern viele Ärzte an den Prüfungen.

Die Durchfallquote bei den verpflichtenden Sprach- und Medizinprüfungen betrage im ersten Versuch mehr als 50 Prozent. Allerdings können diese Versuche beliebig oft wiederholt werden.

Tests sind Ländersache

Dabei sind die Inhalte und der Ablauf der Prüfungen Ländersache bzw. die jeweilige Ärztekammer ist zuständig. Während in Bayern, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt laut MDR-Bericht etwa jeder Zweite durch die Prüfungen falle, scheiterte in Thüringen nur jeder vierte Prüfling an den Tests.

Dabei sei die Durchfallquote bei den Kenntnisstandprüfungen, die sich laut Ines Engelmohr, Pressesprecherin der Ärztekammer Rheinland-Pfalz, am zweiten Staatsexamen orientierten, höher (50 Prozent) als bei den Sprachprüfungen. Bei den Tests zur Überprüfung der Sprachkenntnisse läge die Durchfallquote durchschnittlich bei 35 bis 40 Prozent.

Dr. Martina Henker, Präsidentin, Ärztekammer Niedersachsen

Bei der Sprachprüfung hätten die Ärzte zunächst ein simuliertes Arzt-Patienten-Gespräch zu führen, bei dem der zweite Prüfer den Patienten spiele. Der Prüfling habe eine klassische Anamnese zu stellen und im Anschluss an einem PC in einem separaten Raum einen kleinen Arztbrief zu verfassen.

Außerdem sei ein Vokabeltest mit 20 Begriffen vom Lateinischen ins Deutsche zu übersetzen. Das Ganze nehme mit Pausen etwa zwei bis drei Stunden in Anspruch, erläutert Engelmohr.

Während in Rheinland-Pfalz ein Sprachniveau von C1 geprüft werde, gäben sich andere Länder beziehungsweise Kammern teilweise noch mit einem niedrigeren Sprachniveau zufrieden.

Noch recht jung: Sprachprüfungen

Dabei gibt es die Sprachtests für Ärzte in der Fläche noch gar nicht allzu lange. Im Sommer 2014 wurden die Fachsprachenprüfungen von der Gesundheitsministerkonferenz der Länder (GMK) beschlossen und dann in den Bundesländern nach und nach umgesetzt.

In Thüringen etwa hatte bislang ein externer Drittanbieter die Tests durchgeführt. Erst seit Anfang des Jahres hat die Kammer die Aufgabe selbst übernommen.

Viele Ärztekammern gehen bereits einen Schritt weiter und fordern, dass ausländische Ärzte aus Drittstaaten – auch um keine Vorteile gegenüber deutschen Medizinstudenten zu haben – eine Prüfung auf Niveau des deutschen Staatsexamens ablegen müssen, bevor sie eine Zulassung erhalten.

Es sei sicher leicht zu organisieren, dass die ausländischen Ärzte an den regulären Prüfungen der Universitäten teilnähmen, erklärt Engelmohr und damit einen gleichen Kenntnisstand wie die der deutschen Medizinstudierenden nachweisen müssten.

Bereits Ende Januar hatte Frank Ulrich Montgomery, Präsident der Bundesärztekammer schnelle Änderungen bei den Prüfungen angemahnt. Berufszulassungen und Approbationen dürften nicht nach alleiniger Prüfung der Papierform und Sprachprüfungen erteilt werden, so Montgomery.

Während immer mehr ausländische Ärzte ihr berufliches Glück in Deutschland suchen, wanderten 2016 laut Bundesärztekammer aber auch 2050 Ärztinnen und Ärzte aus.

Die beliebtesten Auswanderungsländer waren – wie bereits im Jahr zuvor – die Schweiz (677), Österreich (295) und die USA (112).

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Kommentare
kirsten graulich 16.10.201810:30 Uhr

zur Meinung von C.Berger: Bevorteiligung gegenüber deutschen Absolventen

Ich stimme der Meinung von C.Berger zu, dass es ein Skandal ist, dass ausländische Ärzte nicht regelhaft die "hiesigen" Prüfungen ablegen müssen. Denn das würden die meisten von ihnen liebend gern tun. In den USA ist das übrigens Standard und es gibt hinterher kein Naserümpfen wie es einige deutsche Kollegen gegenüber Ärzten aus Drittländern häufig tun. Offenbar hat C.Berger allerdings noch nie Kontakt mit einem Arzt aus einem Drittland gehabt oder gar als Jurorin an einer Kenntnisprüfung teilgenommen, auf die Prüflinge in einigen Bundesländern übrigens über ein Jahr warten müssen. In diesen Prüfungen wird nicht das abgefragt, was deutschen Absolventen abverlangt wird, sondern oft auch Wissen, das im Klinikalltag oder in einer Praxis keine Rolle spielt, aber über das die meisten Prüflinge dann stolpern. Eine einheitliche Prüfung für alle wäre also nur konsequent. Die meisten dieser Ärzte im Wartestatus arbeiten überdies kostenlos in deutschen Kliniken und das über einen langen Zeitraum. Bei Interesse nenne ich Ihnen Frau Berger, gerne mehrere Beispiele, die nicht nur mir die Schamesröte ins Gesicht treiben.

Christin Berger 27.03.201816:05 Uhr

Bevorteiligung gegenüber deutschen Absolventen

"Allerdings können diese Versuche beliebig oft wiederholt werden." Dies stellt eindeutig eine Bevorteiligung der Ausländer gegenüber deutschen Absolventen dar, da diese die Prüfung nur insgesamt 3 Mal ablegen dürfen. Beim 3-maligen Nichtbestehen waren 13 Semester vollkommen für umsonst und man darf an keinen weiteren Versuchen teilnehmen.
Dass ausländische Ärzte hier noch nicht einmal regelhaft die hiesigen Prüfungen ablegen müssen ist ein Skandal. Die Versorgungsqualität hat sich bereits verschlechtert und wird sich so weiter verschlechtern. Auch die Patienten sind aus meiner Erfahrung unzufriedener mit den Kliniken geworden. Ich hoffe, dass hier ein Einlenken erfolgt.

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