Gesundheitsminister

Gröhe will, dass Ärzte besser informieren

Experten fordern mehr Engagement bei der Vermittlung von Gesundheitskompetenz. Sie sehen die Ärzte in der Schlüsselrolle, wenn Medizin verständlich zu erklären ist.

Von Susanne Werner Veröffentlicht:
Ärzte können sich bei der Vermittlung von Gesundheitswissen noch besser einbringen, meint Gesundheitsminister Gröhe.

Ärzte können sich bei der Vermittlung von Gesundheitswissen noch besser einbringen, meint Gesundheitsminister Gröhe.

© Fotolia.com

BERLIN. Um die Gesundheitskompetenz in Deutschland zu erhöhen, sind Ärzte gefordert, ihr Vorgehen und ihr Wissen besser zu vermitteln. Dies betonte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) am Freitag in Berlin. "Das Arzt-Patienten-Gespräch ist entscheidend, um Patienten die Diagnose und die Behandlung verständlich zu erklären", so Gröhe.

Die pauschale Forderung, dies auch höher zu vergüten, lehnte er ab. "Ein verständliches Gespräch muss nicht besser bezahlt werden als ein unverständliches", erklärte Gröhe. Vielmehr gehe es darum, die Ärzte dabei zu unterstützen, entsprechende kommunikative Fähigkeiten zu erwerben. Schließlich sei die Vermittlungskompetenz "nicht der natürliche Begleiter von Fachkompetenz".

Gröhe unterstützt als Schirmherr den Nationalen Aktionsplan Gesundheitskompetenz, den die Universität Bielefeld, der AOK-Bundesverband und die Hertie School of Governance bis Ende 2017 entwickeln wollen.

Jeder zweite Deutsche hat Probleme mit Gesundheitsinformationen

Hintergrund des Vorhabens ist die Studie "Health Literacy in Deutschland" der Bielefelder Professorin Doris Schaeffer. Demnach fällt es mehr als der Hälfte der Deutschen (54,3 Prozent) schwer, Gesundheitsinformationen zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und anzuwenden.

Bereits die Ergebnisse einer Untersuchung aus Nordrhein-Westfalen hatten belegt, dass vor allem Menschen mit Migrationshintergrund, geringem Bildungsgrad und Ältere unterstützt werden müssen (die "Ärzte Zeitung" berichtete).

Sie haben beispielsweise Schwierigkeiten, Beipackzettel zu verstehen oder Informationen einzuschätzen. 44,5 Prozent der fast 2000 Befragten etwa äußerten Unsicherheit, die Vor- und Nachteile von verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten zu beurteilen.

Ähnlich sieht es bei der ärztlichen Zweitmeinung aus: 49,3 Prozent der Deutschen empfinden es laut der Studie als "schwierig", zu beurteilen, wann diese sinnvoll ist. "Ein großer Teil der Bevölkerung kann das Gesundheitssystem nicht effektiv nutzen und sich kompetent darin bewegen", so das Fazit von Studienleiterin Professor Doris Schaeffer.

Bereits im Präventionsgesetz war das Engagement für mehr gesundheitliche Kompetenz in der Bevölkerung und mehr Patientensouveränität als ein Gesundheitsziel festgeschrieben worden. Die Vorschrift verpflichtet die Kassen, hier aktiv zu werden. Gröhe spricht von "einer gemeinsamen Kraftanstrengung von Ärzten, Krankenkassen, Apotheken, Pflege, Verbraucher- und Selbsthilfeverbänden".

Schaeffer empfiehlt, sich nicht allein auf die Ärzte zu konzentrieren, sondern alle Gesundheitsberufe einzubinden und insbesondere den Stellenwert von Kommunikation in Aus- und Fortbildungen zu erhöhen. Nötig sei ein "ganzes Bündel an Maßnahmen". Der Nationale Aktionsplan soll Politik, Forschung und Entwicklung von Interventionen als Basis dienen.

Martin Litsch, Vorstandschef des AOK-Bundesverbandes, sieht Ärzte nichtsdestotrotz in einer "Schlüsselrolle", wenn medizinische Inhalte verständlich zu vermitteln sind.

Viele würden sich "in einem Meer von Gesundheitsinformationen, medizinischen Angeboten und Formalitäten allein gelassen und überfordert fühlen" - und zwar quer durch alle Schichten. Nötig seien zielgruppengerechte Angebote und neue Formate, die das medizinische Fachwissen verständlich aufbereiten. Die neu entwickelten "AOK-Faktenboxen" im Internet sollen seiner Meinung nach diese "Kompassfunktion" übernehmen.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Verstehen ist der Schlüssel

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