Gilt für alle NHS-Beschäftigte
Großbritannien führt Corona-Impfpflicht für Ärzte ein
In Großbritannien muss ab April jeder Beschäftigte im staatlichen Gesundheitssystem gegen COVID-19 geimpft sein. Impfverweigerern droht der Jobverlust.
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Keine Chance mehr für ungeimpfte Mitarbeiter im NHS: Der britische Gesundheitsminister Sajid Javid.
© Toby Melville/ASSOCIATED PRESS/p
London. In Großbritannien kommt die Corona-Impfpflicht für Ärzte. Wie der britische Gesundheitsminister Sajid Javid am Dienstagabend im Londoner Unterhaus bekannt gab, müssen von April 2022 Ärzte und andere Beschäftigte des staatlichen Gesundheitsdienstes (National Health Service, NHS) gegen COVID-19 geimpft sein. Ansonsten droht der Verlust des Jobs.
Javid argumentiert, es müsse alles drangesetzt werden, „Patienten und Beschäftigte des NHS zu schützen“. Von daher sei eine Impfpflicht die logische Konsequenz. Für Beschäftigte in Alten- und Pflegeheimen in Großbritannien war bereits zu Beginn der Woche eine Impfpflicht für Beschäftigte eingeführt worden. Beides – die Impfpflicht sowohl für NHS-Beschäftigte als auch für Mitarbeiter in Pflegeheimen – wird kontrovers diskutiert.
Minister hält Impfquote in Kliniken für zu niedrig
Die Einführung der Impfpflicht geschieht vor dem Hintergrund steigender Infektionszahlen und einer immer höheren Auslastung der Intensivstationen. Laut Gesundheitsministerium könnten diese „sehr bald“ an ihre Kapazitätsgrenzen gelangen. Dem NHS stehe „der schwerste Winter seiner Geschichte“ bevor, so Javid.
Laut aktuellen Statistiken starben seit Pandemiebeginn rund 11.600 Patienten in staatlichen Kliniken an den Folgen einer COVID-19 Infektion, obwohl sie wegen einer anderen Krankheit in die Klinik eingewiesen worden waren.
Die Impfquote in zahlreichen NHS-Krankenhäusern sei weiterhin „zu niedrig“, so der Minister weiter. So sei jeder fünfte Beschäftigte in Londons größtem Krankenhausverbund St. Barths nicht vollständig immunisiert. Die Impfquote für alle NHS-Beschäftigten inklusive Ärzten lag laut Gesundheitsministerium Ende Oktober bei 89,9 Prozent.
Impfpflicht könnte Mitarbeiter zu Kündigungen animieren
Ärztliche Berufsorganisationen sehen die Einführung der Impfpflicht kritisch. Es sei nicht auszuschließen, dass tausende Mediziner „lieber den NHS verlassen“ würden, statt sich impfen zu lassen, so der größte britische Ärztebund British Medical Association. Das werde wiederum die Versorgungslage nur noch weiter verschärfen. Schon heute herrsche im NHS Personalmangel mit mehreren zehntausend unbesetzten Stellen.
„Es steht zu befürchten, dass sich die Versorgungslage massiv verschlechtern wird“, sagte der Hauptgeschäftsführer der NHS-Anbieter, Chris Hopson, der BBC. Einige Kliniken hätten seit dem Sommer bis zu 15 Prozent ihrer Mitarbeiter verloren. Verantwortlich dafür seien nicht zuletzt auch die durch die Pandemie stark gestiegenen Arbeitsbelastungen. (ast)