KBV-VV
Hausärztin an der Spitze der KBV-Vertreterversammlung
Dr. Petra Reis-Berkowicz, Hausärztin aus Oberfranken, ist am Donnerstag zur Vorsitzenden der KBV-Vertreterversammlung gewählt worden. Heute Vormittag steht die Wahl des Vorstandes an.
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© Florian Schuh / dpa
BERLIN. Die Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung geht mit einer neuen Vorsitzenden in die 15. Wahlperiode. Um 16.44 Uhr am Donnerstagnachmittag nahm Dr. Petra Reis-Berkowicz, Hausärztin aus dem oberfränkischen Gefrees, Jahrgang 1959, die Wahl an. Die neue Vertreterversammlung hatte sie zuvor mit 49,29 gewichteten Stimmen zur Nachfolgerin von Dipl.-Psych. Hans-Jochen Weidhaas gewählt, der nicht mehr angetreten war. Gegen Reis-Berkowicz gab es 9,78 Stimmen.
"Sie übertragen mir die Aufsichtspflicht über den Vorstand", sagte sie unmittelbar nach der Auszählung. Dieser Aufgabe wolle sie sich mit Respekt annehmen.
Veröffentlicht: 02.03.2017 © Springer Medizin
Hausärztin Dr. Petra Reis-Berkowicz ist die erste Frau an der Spitze der KBV-Vertreterversammlung. Im Video-Interview der "Ärzte Zeitung" verrät sie ihre Ziele – und erklärt, warum die neue Satzung aktuell noch ein großes Fragezeichen ist. (jk/mh).
Eine der ersten Aufgaben, die auf die VV warten, ist die Anpassung der Satzung an das Selbstverwaltungsstärkungsgesetz. Das BMG hat die bereits im Dezember von der VV verabschiedete Satzung offenbar noch nicht aufsichtsrechtlich geprüft. Laut der neuen VV-Vorsitzenden ist die Satzung wohl auch noch nicht genehmigungsfähig. Auf den Satzungsausschuss wartet viel Arbeit. Ändern müssen die KBV-Gremien unter anderem die Zahl der verpflichtend zu wählenden Vorstände: Die ist mit den Vorgaben des SVSG auf drei gestiegen. Die Vorstandswahlen stehen am Freitagvormittag auf dem Programm.
Zur ersten Stellvertreterin wählte die Versammlung Dipl.-Psych. Barbara Lubisch (62) aus der KV Nordrhein. Ihr Appell an die Versammlung, Spaltungen und Blockbildungen zu überwinden, brachten ihr 51,03 gewichtete Stimmen ein. 6,96 Stimmen fielen gegen die Aachenerin aus.
Das neue Trio an der Spitze der #KBV-Vertreterversammlung steht. #kbvWahl jetzt folgen die Fachausschüsse pic.twitter.com/I898DADHjx
— Ärzte Zeitung (@aerztezeitung) March 2, 2017
Als Vollmitglied neu in der VV und dritter Vorsitzender ist Dr. Rolf Englisch (54), niedergelassener Gynäkologe aus dem KV-Bezirk Westfalen-Lippe. Er konnte 40,04 Stimmen auf sich vereinen. 15,94 Stimmen hatte er gegen sich (4,02) Enthaltungen.
In der neuen Vertreterversammlung sind 28 Mitglieder dem hausärztlichen und 32 Mitglieder dem fachärztlichen Block zugeordnet. Damit gilt derzeit folgende Stimmengewichtung. Ein Hausarzt wird mit 1,07 Stimmen gezählt, ein Facharzt mit 0,94. Die Gewichtung wurde der Versammlung vom Gesetzgeber verordnet, um eine vermeintliche systematische Benachteiligung der Hausärzte auszugleichen.
Gassen betont Erfolge der Sacharbeit
Honorarpolitische Bilanz
2016 belief sich die Gesamtsumme der vertragsärztlichen Vergütung auf vorläufig 35,2 Milliarden Euro.
Binnen drei Jahren – das ist die Amtszeit von Dr. Andreas Gassen als KBV-Vorsitzender – erzielten die Vertragsärzte einen Honorarzuwachs von 8 %.
Dabei ist zu berücksichtigen, dass die extrabudgetäre Vergütung der Näpa nicht komplett ausgeschöpft worden ist.
Der amtierende KBV-Chef Dr. Andreas Gassen hat am Vorabend der Vorstandswahlen auf Erfolge der Sacharbeit des Gremiums abgehoben. Einschließlich der ersten beiden Quartale 2016 hätten die Vertragsärzte und Psychotherapeuten einen Honorarzuwachs von acht Prozent erzielt. Unter dem Strich stehe eine Summe von 35,2 Milliarden Euro an Honoraren für die Mitglieder.
"Diese Summe reicht noch nicht aus", sagte Gassen. Bei der Entwicklung des Einheitlichen Bewertungsmaßstabs werde die KBV keine Leistungsausweitungen ohne Honorarerhöhung mittragen, auch kein Honorardumping bei der Einführung der psychotherapeutischen Sprechstunde.
Die Politik dürfe zudem nicht zulassen, dass die vom Gesetzgeber ausgelösten Kosten der Digitalisierung des Gesundheitswesens in den Praxen abgeladen würden, wie dies bei der Einführung des digitalen Medikationsplans geschehe.
"Nicht jeden Hype mitmachen, der gerade durch die App Stores geistert"
"Wir müssen nicht jeden Hype mitmachen, der gerade durch die App Stores geistert", sagte Gassen, der sich heuete wieder zur Wahl stellt. Gassen warb bei der neuen Vertreterversammlung - etwa ein Drittel der Mitglieder sind neu zu dem Gremium gestoßen - um Unterstützung des Konzepts KBV 2020.
Vier Punkte müssten vordringlich angegangen werden: erstens die Zusammenarbeit von ambulantem und stationärem Sektor. Dafür müsse das Belegarztwesen neu gedacht werden. Zweitens müssten Bereitschaftsdienste und die Notfallversorgung gut aufgestellt werden. Drittens müsse die Digitalisierung vorangetrieben werden, wobei sich die Ärzte auf sinnvolle Innovationen konzentrieren sollten. Und viertens müsse die koordinierte Inanspruchnahme ärztlicher Leistungen auf die Tagesordnung gesetzt werden. Die Vollversammlung nahm Gassens Rechenschaftsbericht zur Kenntnis. Die Rednerliste für die Aussprache blieb leer. (af)
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