Geburtshilfe auf der Insel
Hebammen steigen aus "Sylter Kreißsaal" aus
Die Bemühungen, mit einem Modellvorhaben eine Entbindungsstation auf Sylt zu erhalten, sind vorerst gescheitert. Die Hebammen wollen nicht mehr mitmachen. Schwangere müssen ab Januar aufs Festland. Die Kassen lassen sich das einiges kosten.
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Hebamme (irgendwo auf der Welt): In Sylt sind ihre Kolleginnen aus dem "Sylter Kreißsaal" ausgestiegen.
© Tiplyashin Anatoly / shutterstock.com
FLENSBURG. Noch bevor nähere Bedingungen für das Modell "Sylter Kreißsaal" ausgearbeitet worden sind, sind die Hebammen aus dem Vorhaben ausgestiegen. Die Sicherstellung der geburtshilflichen Versorgung auf Sylt ist im kommenden Jahr damit nicht mehr gewährleistet.
Die Nachricht, dass die Hebammen aussteigen, kam am Sonntag direkt aus dem Landesgesundheitsministerium.
Gesundheitsministerin Kristin Alheit äußerte sich "enttäuscht" und überrascht von der Entscheidung, "bevor die verabredeten nächsten Schritte erfolgen konnten". Man werde jetzt mit den Hebammen über die Gründe sprechen.
Das Modell beinhaltete Geburten in der Nordseeklinik auf Sylt (ohne Risikoschwangerschaften und ohne geplante Kaiserschnitte) unter Leitung der Hebammen mit einem gynäkologischen Hintergrunddienst für Notfälle.
Gemeinde, Kreis und übergangsweise auch das Land hatten eine Beteiligung an den Berufshaftpflichtkosten zugesagt. Das Modell sollte ab Februar starten, eine Übergangsregelung ab dem 1. Januar 2014 greifen.
In den vergangenen Tagen hatten sich darauf hin die Flensburger Diakonissenanstalt und der Ersatzkassenverband Schleswig-Holstein in die Diskussion eingeschaltet.
Sie empfahlen Schwangeren, insbesondere mit absehbaren Risikogeburten, die Entbindung in einem Boardinghouse, das die Diakonissenanstalt gegenüber ihrer Frauenklinik in Flensburg errichtet hat.
Bereitschaft zur Übernahme der Kosten
Dort könnten die Schwangeren rund zwei Wochen vor dem errechneten Geburtstermin einziehen, hieß es. Dieses Konzept für Risikoschwangerschaften wurde offenbar vom Gesundheitsministerium unterstützt.
Nach Mitteilung des Ministeriums soll dieses Boarding-Modell ab 1. Januar nun nicht nur für Risikoschwangerschaften gelten. Vielmehr sollten "alle Sylterinnen planmäßig auf dem Festland entbunden werden und dazu eine Festlandklinik deutlich vor dem Geburtstermin aufsuchen", heißt es in der Mitteilung.
Die Krankenkassen hätten ihre "Bereitschaft zur Übernahme der Kosten" erklärt.
Selbstverständlich könnten Schwangere auch andere Geburtskliniken auf dem Festland aufsuchen. "Allerdings ist eine von Krankenkassen getragene Unterbringung vor der Geburt derzeit nur in Flensburg möglich", so das Ministerium.
Die Hebammen auf Sylt hätten zugesagt, die Schwangeren vor Ort über diese Regelung aufzuklären und koordinierend tätig zu sein. Für Notfälle gebe es spezielle Absprachen mit dem Rettungsdienst, um die betroffenen Frauen schnellstmöglich ins geeignete Krankenhaus zu bringen.
Wie das Onlineportal "shz.de" berichtet hat, sollte es noch am Montagnachmittag weitere Gespräche mit den Hebammen geben. (di/ger)