Erste Hilfe bei Herzstillstand

Hessen führt Wiederbelebungsunterricht für alle Siebtklässler ein

Mit Hilfe der Deutschen Herzstiftung und der Björn Steiger Stiftung will das hessische Kultusministerium alle Schüler an weiterführenden Schulen fit für die Laien-Reanimation machen.

Christoph BarkewitzVon Christoph Barkewitz Veröffentlicht:
Eine Schülerin übt an einer Puppe die Herzdruckmassage bei einem Kurs zur Wiederbelebung in einer Schule im hessischen Schwalbach.

Eine Schülerin übt an einer Puppe die Herzdruckmassage bei einem Kurs zur Wiederbelebung in einer Schule im hessischen Schwalbach.

© Andrea Löbbecke/dpa

Wiesbaden. Das Land Hessen rollt nach einer Pilotphase den Wiederbelebungsunterricht an allen weiterführenden Schulen aus. Nachdem im Schuljahr 2023/24 zunächst 30 Schulen an dem Programm teilgenommen haben, sind in diesem Schuljahr 180 weitere dazugekommen. Binnen der nächsten drei Jahre sollen dann alle weiterführenden Schulen in Hessen für die siebte Jahrgangsstufe Wiederbelebungsunterricht anbieten, wie das Kultusministerium in Wiesbaden am Montag mitteilte.

Über die Umsetzung entscheiden die Schulen selbst, sagte Kultusminister Armin Schwarz (CDU). Bewährt habe sich die Einbindung in den Regelunterricht beispielsweise in den Fächern Biologie oder Sport oder auch in Projekttage oder -wochen.

Der Unterricht solle zu einer signifikanten Steigerung der Zahl der Ersthelferinnen und Ersthelfer beizutragen, so der Minister. „Unser niederschwelliges und leicht umzusetzendes Konzept soll alle Kinder und Jugendlichen erreichen und sie so in die Lage versetzen, bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand sofort handlungsfähig zu sein“, sagte Schwarz. Es gehe dabei nicht darum, professionelle Rettungskräfte auszubilden, sondern einen landesweiten Mindeststandard zu garantieren.

Laien-Reanimationsquote nur bei 51 Prozent

Die Notwendigkeit unterstrich Professor Thomas Voigtländer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung, die zusammen mit der Björn Steiger Stiftung die Ausbildung an den Schulen unterstützt. Der plötzliche Herztod sei mit über 65.000 Sterbefällen jährlich eine der häufigsten Todesursachen in Deutschland, aber nur in der Hälfte der circa 70.000 Herzstillstände außerhalb eines Krankenhauses werde rechtzeitig mit einer Wiederbelebung geholfen. Die Laien-Reanimationsquote in Deutschland liege lediglich bei 51 Prozent.

„Die Schule ist der beste Ort, um gesellschaftlich notwendige Änderungen anzustoßen“ betonte Minister Schwarz. „Unser niederschwelliges und leicht umzusetzendes Konzept soll alle Kinder und Jugendlichen erreichen und sie so in die Lage versetzen, bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand sofort handlungsfähig zu sein.“

Dazu haben Herzstiftung und Kultusministerium verschiedene Lerninhalte für Lehrkräfte auf einer zentralen Lernplattform sowie Materialien für den Unterricht bereitgestellt.

Reanimationspuppen für die Schulen

Die Björn Steiger Stiftung als weiterer Kooperationspartner liefert den Schulen jeweils zwölf Reanimationspuppen und bietet in Zusammenarbeit mit den regional tätigen Hilfsorganisationen (DRK, Malteser Hilfsdienst, Johanniter-Unfall-Hilfe) zusätzliche Präsenzschulungen an, auch für den Umgang mit Defibrillatoren.

Hessen sei damit bundesweit Vorreiter, sagte Kultusminister Schwarz. In Niedersachsen wollen die Regierungsfraktionen von SPD und Grünen sowie der oppositionellen CDU ebenfalls Wiederbelebungstraining als Pflichtstoff an den weiterführenden Schulen einrichten. Dort hatten sowohl die Landesärztekammer wie auch Hausärzteverband und Marburger Bund darauf gedrängt.

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