Kommentar zur KBV-Imagekampagne

Hier spricht der Arzt

Helmut LaschetVon Helmut Laschet Veröffentlicht:

Was tun, wenn Politik, Kassen und Medien gegen Ärzte pöbeln? Die KBV greift zur Gegenwehr und kauft sich für 15 Millionen Euro in den nächsten fünf Jahren die besten Sendeplätze im Fernsehen: die letzten Sekunden vor der "Tagesschau" und vor "heute". "Wir arbeiten für Ihr Leben gern" setzen echte Ärzte den politisch-medialen Missverständnissen entgegen.

Nur: Daran gibt es unter den fast 82 Millionen potenziellen "Kunden" der Ärzte kaum Zweifel. Trotz der hohen Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit in Bezug auf die Schwächen des Medizinsystems - dem ja auch Kritik von Ärzten selbst gilt - genießt der Arzt beim Bürger, vor allem wenn dieser Patient geworden ist, ein hohes Ansehen, das sich aus Vertrauen und Kompetenz speist.

Offen bleibt, ob durch Authentizität noch mehr Glaubwürdigkeit erreicht werden kann. Der Verdacht liegt nahe, die eigentliche Zielgruppe seien die eigenen Zwangsmitglieder, indem man sich für einige Sekunden Öffentlichkeit kauft. Und anfangs vielleicht einen Aha-Effekt beim breiten Publikum.

Sechs der 15 Millionen Euro sollen aufs erste Jahr konzentriert werden, die restlichen Millionen fließen über vier Jahre. Man darf gespannt sein, wie die KBV die Performance dieser Kampagne nachweisen wird.

Lesen Sie dazu auch: KBV-Imagekampagne: Echte Ärzte werben für ihren Beruf

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Kommentare
? 21.05.201317:33 Uhr

Per E-Mail erreichte uns folgender Leserbrief

„Ich bin Hausarzt. Ich arbeite für Ihr Leben gern.“ Haben wir diese erniedrigende, ja anbiedernde Kampagne nötig? – Bei unseren Patienten bestimmt nicht, bei denen genießen wir eben (trotz alle Diffamierungen) nach wie vor hohes Ansehen. Auf die Stellen, auf die es ankommt, Politiker, Krankenkassen, Medien, Gesetzgeber macht dies gar keinen Eindruck! Im Gegenteil, die lachen sich in´s Fäustchen über dieses instinktlose Eigentor der Ärzteschaft! Qui s´excuse s´accuse. Und sie werden sich ebenso wie die Bürger und Patienten sagen: Die verdienen halt zuviel Geld, diese Ärzte. – Millionen für eine Werbekampagne zur besten Sendezeit über Jahre! – Wie wird das bald abgestanden sein, man kann es nicht mehr hören, Widerwillen wird geweckt.

Dazu zementiert dieser Slogan „Ich arbeite für Ihr Leben gern“ geradezu das Image, von dem wir Hausärzte („echte“ Ärzte, wie Herr Laschet persiflierend in der ÄZ vom 26./ 27.04.2013 schreibt) endlich runterkommen müssen, von der Aufopferungsrolle bis hin zur Selbstaufgabe und Hintanstellung aller privater Interessen. Diese Zeiten müssen jetzt endlich vorbei sein! – Gerade dies ist doch auch ein wichtiger Grund, weshalb der Nachwuchs weg bleibt.

Alle sagen sich, die scheinen es nötig zu haben, die Ärzte. Da muss was dran sein an dem, was immer wieder über die Ärzte verbreitet wird. Diese kontraproduktive Verschwendung unserer Beitragsgelder muss schleunigst gestoppt werden! Diese unseelige Kampagne ist peinlich. Marktschreierisch geben wir uns der Lächerlichkeit preis!

Dres. med. Welf und Heike Dieterich

Dr. Christoph Schay 26.04.201320:01 Uhr

Kampagne, nein danke!

Der Sinn und Zweck dieser Werbekampagne erschließt sich mir nicht. Seit Jahrzehnten liegt der ärztliche Beruf auf der Skala der Anerkennung auf Platz 1. Seit Generationen wissen unsere Patienten, das wir uns um sie sorgen und kümmern, ihre Ängste und Nöte ernst nehmen und immer bemüht sind, ihnen zur Seite zu stehen. Die Diffamierungen und die Kriminalisierung unserer Profession kommt nicht von unseren Patienten, sondern aus den Reihen der GKV Vertreter und der gesundheitspolitisch aktiven Staatsdiener. Seit der unsäglichen Idee Gesundheit und Ökonomie zu vermischen werden wir in unseren Bemühungen um unsere Patienten reglementiert und drangsaliert. Das Geld für die Kampagne ist nach meiner Meinung eine Verschwendung. "Wir arbeiten für ihr Leben gern". Das sollte als ideele Bezahlung für unsere Mühen mehr als ausreichen ist doch seit Jahren der Tenor der Gesundheitspolitik. Und wir machen dafür noch Werbung. KBV und KVèn sollten sich kritischer hinterfragen und endlich unsere ärztlichen Forderungen (Freiberuflichkeit, Regressfreiheit, wirtschaftliche Planbarkeit) mit mehr Mut zum Widerspruch durchsetzen. 15 Millionen Euro werden in den 5 Jahren verschwendet.

Dr. Thomas Georg Schätzler 26.04.201318:57 Uhr

Werbung, bis der Arzt kommt!

Diese Kampagne ist sicherlich das Beste, was die KBV in den letzten Jahren zu Stande gebracht hat. Aber sie berührt medial nur die Oberfläche, wenn keine i n h a l t l i c h e n Reformen an Haupt und Gliedern bei den KVen und der KBV erfolgen. Positiv gewendet, emotionalisiert und personalisiert diese Botschaft: "Wir arbeiten für Ihr Leben gern". Sie muss aber als Performance glaubwürdig bleiben.

Doch was passiert, wenn KBV-Vorstände wie Regina Feldmann und Andreas Köhler erneut in jedes bereit gestellte Fettnäpfchen stolpern? Kollegin Feldmann zuletzt mit ihrer Angst vor Konfrontation angesichts von gezielten Kriminalisierungen von Ärzten via SGB V, damit alle anderen Selbstständigen nicht über das StGB mit in den Korruptionssumpf gezogen werden. Angesichts von "Steckbriefen", mit denen über Ärzte im IGeL-Monitor des Medizinischen Dienstes (MDS) beim Spitzenverband Bund (SpiBu) der Krankenkassen hergezogen wird. Angesicht von anonymen Korruptions-, Bestechungs- und Bestechlichkeitsvorwürfen - nur weil der BGH Amtsträgerschaft und Beauftragung von GKV-Vertragsärzten aus klaren juristischen Gründen verneinen musste.

Kollege Köhler beschwor noch im vorletzten Ärzteblatt, dass die KBV verstärkt den Dialog mit der Basis fördern und bekräftigen müsste. Ich selbst habe noch vor Ostern dieses Jahres auf die perfiden "Steckbriefe" im IGeL-Monitor mehrfach schriftlich und persönlich hingewiesen - bis heute k e i n e Antwort von KBV und BÄK. Gegen das fadenscheinige PROGNOS-Gutachten, mit dem der Kassen-SpiBu eine 7-Prozent-K ü r z u n g des Orientierungspunktwertes durchsetzen wollte, habe ich mit die Finger wund geschrieben - ohne relevante Reaktion seitens der KBV. D a s ist offensichtlich die "Schöne Neue Welt" der KBV: Blenden und Aufschneiden, bis der Arzt kommt.

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

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