Kassen-Finanzen

Union spricht von höherer Eigenbeteiligung der Krankenversicherten – Holetschek sieht‘s kritisch

Eine höhere Eigenbeteiligung sei der falsche Weg, um die Kassen-Finanzen zu verbessern, sagt Klaus Holetschek. Der Gesundheitsminister Bayerns reagiert dabei auf eine Idee der Union. Der geht es auch um Eigenverantwortung.

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Wie viel sollen, können und wollen Versicherte für ihre Gesundheit ausgeben? Irgendwann ist der Geldbeutel leer. Deshalb braucht es neue Ideen, neue Modelle, Anreize.

Wie viel sollen, können und wollen Versicherte für ihre Gesundheit ausgeben? Irgendwann ist der Geldbeutel leer. Deshalb braucht es neue Ideen, neue Modelle, Anreize.

© Andrea Warnecke / dpa Themendienst / picture-alliance

Berlin / München. Um die wachsenden Defizite der gesetzlichen Krankenkassen in den Griff zu bekommen, hat die Union eine höhere Eigenbeteiligung der Versicherten, aber auch neue Tarifmodelle gefordert. Darüber hat das RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) am Sonntag berichtet und dazu den gesundheitspolitischen Sprecher der Unionsbundestagsfraktion Tino Sorge zitiert.

Es geht auch um Eigenverantwortung und Kostensensibilität

„Wir müssen die weit verbreitete Flatratementalität in der gesetzlichen Krankenversicherung beenden“, wird Tino Sorge auf der Internetseite des RND zitiert. „Niemand will wichtige Leistungen zusammenstreichen, aber wir brauchen mehr Eigenbeteiligung und -verantwortung, mehr Kostensensibilität, mehr Steuerung und mehr Flexibilität“, so Sorge weiter.

Konkret fordere Sorge unter anderem ein „Lotsenmodell“, bei dem Versicherte sich verpflichten, vor einer neuen Behandlung immer erst zum Hausarzt zu gehen und sich von dort bei Bedarf zum Facharzt überweisen zu lassen, berichtet das RND. Dafür solle es dann einen gewissen Bonus geben. Der CDU-Politiker plädiere zudem für Tarife mit einem bestimmten Eigenanteil, die im Gegenzug reduzierte Beitragssätze haben.

Tino Sorge: „Auf solche Fragen brauchen wir Antworten“

Mehr Eigenbeteiligung bedeute nicht zwangsläufig auch höhere Zuzahlungen, hatte Tino Sorge erst kürzlich im Interview mit der Ärzte Zeitung auf die Frage geantwortet, ob es mehr Eigenbeteiligung brauche, um mehr Kostenbewusstsein zu schaffen.

„Ich plädiere für mehr Anreize zu Eigenverantwortung und Vorsorge. Da geht es auch darum, den Kassen zu ermöglichen, ihren Versicherten zusätzliche und differenziertere Tarife anbieten zu können – beispielsweise bei der Inanspruchnahme von Hausarztmodellen. Wir haben in Deutschland die höchste Zahl an Arzt-Patienten-Kontakten – heißt, wir gehen häufiger zum Arzt als alle Nationen in Europa, sind aber nicht gesünder. Hier geht es also letztlich um mehr Patientenbewusstsein und Kostensensibilität. Auf solche Fragen brauchen wir Antworten.“

Klaus Holetschek: „Lauterbach muss dringend nachsteuern“

Kritik zum Vorstoß des CDU-Bundestagsabgeordneten für eine Erhöhung der Eigenbeteiligung der Krankenversicherten kommt aus München. Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek sagte am Sonntag: „Die finanzielle Lage der gesetzlichen Krankenkassen ist zwar schwierig. Aber ich kann nicht nachvollziehen, wenn jemand in Zeiten hoher Inflation und steigender Energiekosten noch mehr Eigenbeteiligungen sowie Zuzahlungen von den Versicherten fordert und dies mit einer ‚Flatrate-Mentalität‘ begründet.“

Holetschek warnte: „Beitragserhöhungen – auch kaschiert als Eigenbeteiligungen – sind der falsche Weg, um die Finanzen der Krankenkassen zu verbessern.“ „Die Versicherten zahlen schon heute eine Reihe von Zuzahlungen. Zudem werden sie seit Jahresbeginn durch steigende Beiträge belastet. Schließlich hat das Bundesgesundheitsministerium den durchschnittlichen Zusatzbeitrag zum Jahresbeginn von 1,3 Prozent auf 1,6 Prozent erhöht – und das bei gleichzeitig indirekten Leistungskürzungen“, wird der Minister in einer Mitteilung zitiert. Denn die verfehlte Abschaffung der Neupatientenregelung durch die Bundesregierung im vergangenen Jahr führe dazu, dass Kassenpatienten deutlich länger auf Termine warten müssten als bisher.

Der Minister forderte: „Was wir dringend brauchen, ist die im Koalitionsvertrag vereinbarte Dynamisierung des Bundeszuschusses zu versicherungsfremden Leistungen. Auch die Beiträge für Bürgergeldempfänger muss die Bundesregierung endlich in auskömmlicher Weise abdecken – aber nicht mit Hilfe der Beitragszahler! Leider sieht das der aktuelle Entwurf zum Bundeshaushalt 2024 und Finanzplan bis 2027 nicht vor. Bundesgesundheitsminister Lauterbach muss hier dringend nachsteuern!“ (eb)

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