Hospize bitten Patienten weiter zur Kasse

BERLIN (ble). Trotz veränderter Gesetzeslage bitten offenbar einige der 163 stationären Hospize ihre todkranken Patienten oder deren Angehörigen weiter zur Kasse (wir berichteten kurz). Das geht aus Recherchen der Patientenschutzorganisation Deutsche Hospiz Stiftung (DHS) hervor.

Veröffentlicht:
Beistand in den letzten Lebensstunden.

Beistand in den letzten Lebensstunden.

© Foto: Claudio’s Picswww.fotolia.de

Die entsprechenden Unterlagen liegen der "Ärzte Zeitung" vor. Danach bat ein Hospiz im süddeutschen Raum einen Patienten um eine "Spende" in Höhe von mehreren Hundert Euro. Erscheinungsbild und Wortlaut des Schreibens, das mit Rechnungsnummer, Vorgabe der genauen Rechnungshöhe und Unterschrift mit Stempel versehen ist, erwecken jedoch eher den Anschein einer Rechnung als den eines unverbindlichen Spendenaufrufs.

"Ein solches Vorgehen könnte nach Meinung von Rechtsexperten sogar den Straftatbestand des Betruges erfüllen", warnt daher DHS-Geschäftsführer Eugen Brysch. Zudem sei die Spende nicht steuerlich abzugsfähig, wie auf dem Schreiben suggeriert wird. Laut Recherche der Organisation behaupten 53 der 163 Hospize auf ihren Internetauftritten nach wie vor, dass ein Eigenanteil gesetzlich vorgesehen ist.

Die alte Koalition hatte die Eigenbeteiligung von Todkranken mit Wirkung zum 1. August dieses Jahres abgeschafft: Nach der neu gefassten Regelung übernehmen die Kassen seitdem 90 Prozent der zuschussfähigen Kosten, zehn Prozent sollen die Hospize durch Spenden, Mitgliedsbeiträge oder ehrenamtliche Arbeit beisteuern. Allerdings sind Sterbenskranke ausdrücklich nicht als Spender vorgesehen.

In einem Schreiben an die Angehörigen verteidigte das Hospiz seine Spendenbitte: Trotz veränderter Rechtslage bekomme man nicht mehr Geld für die Betreuung. Der von den Hospizen zu tragende Eigenanteil sei aufgrund der allgemeinen Kostensteigerungen in den vergangenen Jahren derweil von einst zehn Prozent auf heute 30 Prozent gestiegen.

Lesen Sie dazu auch: Hospize umgehen neue Rechtslage bei Finanzierung

Ihr Newsletter zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

„ÄrzteTag“-Podcast

Wie vermeiden Sie Regresse in der Wundversorgung, Herr Sommerbrodt?

Lesetipps
Wo stehen wir bei der Entwicklung von Kontrazeptionsmethoden für den Mann? Antworten gibt der Androloge Dr. Jann-Frederik Cremers im Gespräch mit der Ärzte Zeitung.

© Andrii / stock.adobe.com

Androloge im Interview

Das Problem mit der „Pille“ für den Mann

Wie sicher ist die ePA für alle? Diese Frage stellt sich wieder, nachdem der Chaos Computer Club zahlreiche Angriffsszenarien durchgespielt hat.

© Christian Ohde / CHROMORANGE / picture alliance

Chaos Computer Club deckt Sicherheitslücken auf

Erstaunlich: So einfach gelingen Angriffe auf die ePA

Dreidimensionale Darstellung der Bronchien eines Patienten mit Chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD).

© decade3d / stock.adobe.com

Mögliche Steuerung über Eosinophile

COPD-Exazerbationen ohne Steroid behandeln?